Kreis Kaiserslautern „Der Beruf ist meine Berufung“

Seit dem 28. September dieses Jahres darf sich Mario Kühne aus Bruchmühlbach-Miesau ganz offiziell „ amtierender Weltmeister“ nennen. Und das in einer sehr speziellen Disziplin: Gemeinsam mit der deutschen Mannschaft gewann er diesen Titel beim Lkw-Geschicklichkeitsfahren im polnischen Krakau. In der Kategorie „Sattelzug“ – jenen riesigen 40-Tonnern, die anderen Verkehrsteilnehmern oft genug Respekt einflößen.

„Die Konkurrenz war auch dieses Jahr wieder groß“, berichtet der 45-jährige Berufskraftfahrer nicht ohne Stolz, „mehr als 350 Kollegen haben sich in den nationalen Ausscheidungen für die Weltmeisterschaft qualifiziert.“ In sechs verschiedenen Klassen ringen sie alle zwei Jahre um den Titel des besten Brummi-Piloten der Welt, vom flinken Dreieinhalb-Tonner über den Reisebus bis zum fetten Tanklastzug. „Die schwierigste Übung ist dabei das so genannte Domino“, erläutert Kühne. „Da stehen rote und grüne Poller versetzt nebeneinander. Die grünen musst du mit dem Fahrzeug umwerfen, die roten müssen stehen bleiben. Da heißt es sehr langsam rangieren, das ist reine Gefühlssache.“ Vor allem, wenn man im Cockpit eines Lastzugs mit Anhänger sitzt, der so genannten „Königsklasse“ des Wettbewerbs. „Da bin ich diesmal leider nur Zweiter unter 28 Teilnehmern geworden“, bedauert der Miesauer, „aber Vize-Weltmeister im Einzel ist ja auch schon was.“ Für Mario Kühne sind die jüngsten Erfolge in Polen weitere Meilensteine seiner großen Leidenschaft. „Für mich ist der Beruf zu einer Berufung geworden“, gibt er offen zu. Im Jahr 1992 hat es den gebürtigen Dessauer in die Westpfalz verschlagen, ein Jahr später begann der gelernte „Facharbeiter für Schweißtechnik“ seinen ersten Job als Lkw-Fahrer. „Angefangen habe ich auf einem Sprinter, damals noch mit Pkw-Führerschein“, erinnert er sich lächelnd. Aber schon bald machte er den „richtigen“ Lkw-Schein, transportierte zunächst für eine regionale Spedition Obst und Gemüse aus Südeuropa. „Durch reinen Zufall“ sah er im Jahr 1994, wie auf einem großen Parkplatz gerade ein Lkw-Turnier ausgetragen wurde. „Ich war sofort neugierig und wollte wissen, ob ich da auch mitmachen kann.“ Er durfte - und landete sofort auf einem fünften Rang. „Seitdem bin ich jedes Jahr bei den deutschen Meisterschaften, alle zwei Jahre bei einem Welt-Turnier“, berichtet Kühne. Sein bisher schönstes Erlebnis: „Im Jahr 2012 fand die Weltmeisterschaft in Südafrika statt, das war eine tolle Sache. Und wir sind zum ersten Mal mit der deutschen Mannschaft Sieger geworden.“ Wichtig ist dem mehrfachen Titelträger, dass er bis heute ein reiner Amateur geblieben ist: „Die Lkw-Bauer stellen nur die Fahrzeuge, Reisekosten und Unterkunft zahlen wir selbst. Für die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft lege ich jeden Monat etwas von meinem Gehalt zurück.“ Nur die Übungsstunden macht er praktisch auf Kosten seines Arbeitgebers: „Dafür brauche ich keinen Parcours, da reicht mein beruflicher Alltag.“ Seit Anfang dieses Jahres arbeitet Mario Kühne bei einer großen Spedition im pfälzischen Langenlonsheim, fährt vornehmlich Baustoffe im Nahverkehr aus. „Dadurch bin ich jetzt fast jeden Abend zu Hause, kann den Lkw praktisch vor der Tür parken“, freut er sich. Und er hat mehr freie Zeit, die er natürlich wieder seiner Passion widmet: Gemeinsam mit einem Dutzend weiterer Enthusiasten hat er im Januar dieses Jahres den „Motorsport-Club Miesau“ gegründet. „Uns geht es dabei nicht darum, Rennen zu veranstalten“, stellt er gleich klar, „sondern wir wollen Trainings zur Fahrsicherheit für Erwachsene und Kinder anbieten.“ Denn für Mario Kühne ist sein Hobby mehr als eine Spielerei für große Jungs: „Nur wer sein Fahrzeug in allen Situationen beherrscht, kommt sicher durch den täglichen Verkehr“, betont er. „Hier reichen die bisherigen Angebote zur Verkehrserziehung nicht aus. Es passieren einfach noch immer zu viele Unfälle, die vermeidbar wären.“ Selbst ihm als Weltmeister ist das schließlich schon passiert: „Beim rückwärts Einparken vor der eigenen Haustür – da habe ich mit dem Zugfahrzeug das Auto meines Nachbarn auf die Hörner genommen.“ (mibo)

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