Kreis Kaiserslautern Blick nach vorne mit kleinen Trübungen

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Die vor rund drei Monaten gewählte Wehrleitung der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn steht vor einem Berg an Aufgaben. Zumindest wenn man die Fusion der beiden bisherigen Feuerwehren der VG Hochspeyer und Enkenbach-Alsenborn mit Anspruch und so schnell wie möglich umsetzen will.

Sie haben viele Pläne, das Ideal „ihrer“ Feuerwehr ist schon recht genau gezeichnet. Wehrleiter Achim Vollmer und sein Stellvertreter Heiko Becker sind sich einig, welche technischen und organisatorischen Änderungen nötig sind. Doch was sie als nötig erachten, sieht Bürgermeister Andreas Alter (SPD) oftmals als wünschenswert an – schließlich muss er als Chef der Verwaltung darauf achten, dass das Ganze finanzierbar bleibt. „Es sind zwei verschiedene Welten“, beschreibt Vollmer, was er bei Amtsantritt in den Wehren vorgefunden hat. Vieles müsse angeglichen werden, damit der Ablauf optimal funktionieren kann. „Es gibt riesige Baustellen – und viele“, fasst er zusammen. Eine neue Satzung haben sie schon erstellt, berichtet Becker. „Dinge wie unterschiedliche Beförderungsrichtlinien oder unterschiedliche Funksysteme – Enkenbach-Alsenborn und Hochspeyer nutzen verschiedene Kanäle – müssen zusammengeführt werden.“ Eine gemeinsame Software für die vier Ortswehren wurde schon angeschafft: „15.000 Euro hat die gekostet“, gibt Vollmer zu, dass sie nicht billig war. „Aber dafür sind die Wartungskosten niedriger, und nicht nur, weil jetzt nur noch ein System zu warten ist.“ Zwei Tablets haben die beiden hauptamtlichen Gerätewarte bereits dazu bekommen, vier Laptops gehen noch an die Ortswehren. Auch die Ausrüstung unterscheidet sich teilweise. Dass es dabei nicht nur um die Optik geht, macht der Wehrleiter klar: „Für die zwei verschiedenen Atemschutzgeräte – die nach der VG-Fusion angeschafft wurden – braucht man mehr Ersatzteile, doppelte Schulungen, man kann sie nicht kombinieren“, zählt er auf. „Man hätte schon zwei Jahre lang kooperieren können – und so Geld gespart.“ Ebenso wie bei den zwei Feuerwehreinsatzzentralen in Enkenbach-Alsenborn und Hochspeyer, die nun zu einer werden sollen. Dass unnötig Geld ausgegeben wurde, weist der Bürgermeister jedoch zurück. Und Anschaffungen habe er ja nicht verweigern können, „wenn die Feuerwehr mir sagt, dass sonst die Einsatzbereitschaft nicht gewährleistet ist“. Acht Minuten hat die Feuerwehr in Rheinland-Pfalz ab dem Zeitpunkt, zu dem der Alarm an sie rausgeht, um eine erste Einheit am Einsatzort zu haben. Das ist bei der freiwilligen Wehr besonders tagsüber, wenn die meisten Helfer bei der Arbeit sind, ein Problem. „Die acht Minuten sind erreichbar, aber wir schaffen es nicht immer“, bilanziert Vollmer. Und Becker ergänzt: „Ich habe eine Auswertung gemacht: Theoretisch können wir es tagsüber sicherstellen.“ Praktisch jedoch sind viele dann bei der Arbeit und zu weit entfernt. Vollmer beispielsweise arbeitet bei der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen. Beckers Idee ist, eine weitere Ausrüstung für jene bereitzustellen, die nahe einer anderen Feuerwache in der VG arbeiten, damit sie tagsüber von dort ausrücken können. Der Austritt einiger Kameraden wegen der Querelen im Vorfeld der Wehrleiterwahl habe jedoch nichts mit der Einsatzbereitschaft zu tun, sagen alle drei. „Es geht um eine Handvoll Leute“, macht Vollmer die Größenordnung klar, und Becker fügt an: „Im Verhältnis sehr wenig im Vergleich zu anderen Fusionen.“ Vier haben sich beurlauben lassen, einer davon wurde bisher entpflichtet. Alle hatten eine Frist bis Mitte Dezember, sich über ihre weiteren Pläne zu äußern; zwei ließen eine zweite Frist bis 23. Januar ebenso verstreichen. „Es läuft wohl auf eine Entpflichtung hinaus“, ist auch Alter realistisch. Anders ist die Lage bei dem vierten Beurlaubten: Zwar würde er fachlich wie vor allem zeitlich eine große Hilfe sein und er möchte auch gern wieder mitarbeiten, „doch zu viele Kameraden sagten mir, dass das Vertrauen zu ihm fehlt“, gibt Vollmer die Bedenken aus den Einzelgesprächen wieder. „Er selbst sowie die vier Wehrführer müssen sich in einer schriftlichen Anhörung dazu äußern, dann könnte ich ihn entpflichten“, skizziert Alter das Procedere. Doch unabhängig von der Personalsituation gibt es Ecken in der Verbandsgemeinde, die schwierig innerhalb des Zeitlimits zu erreichen sind. Um diese besser abzudecken, strebt Vollmer eine interkommunale Zusammenarbeit an. „Frankenstein und Weidenthal zum Beispiel liegen so nah beieinander, da wäre eine Kooperation sinnvoll.“ Deshalb möchte er mit jenen angrenzenden Verbandsgemeinden und der Stadt Kaiserslautern in Kontakt treten. „Eine sehr gute Idee“, stimmt der Bürgermeister lobend zu. Deutlich zurückhaltender ist er jedoch beim Stichwort Bedarfsplan: Ein solcher analysiert, wo in der VG was optimal eingesetzt wird. „Es gibt Büros, die solche Pläne erstellen“, berichten Vollmer und Becker. Rund 25.000 Euro müsste die VG dafür hinblättern, weshalb Alter zögerlich ist. Um diese Arbeit selbst zu übernehmen, haben die Wehrleiter laut Vollmer weder die Zeit noch den Gesamtüberblick: „Das machen Ingenieure, die das Fach studiert haben.“ Dass ein solcher Plan allerdings auch von der Feuerwehr selbst zu leisten sei, streitet er nicht ab: „Otterbach-Otterberg hat dies intern gemacht – aber die hatten zweieinhalb Jahre Zeit!“ Und die habe Enkenbach-Alsenborn eben nicht. „Es ist unstrittig, dass wir einen Bedarfsplan brauchen“, stimmt Alter zu. „Offen ist, ob intern oder extern erstellt.“ So müsste nun der VG-Rat von der Notwendigkeit – und eben Dringlichkeit – überzeugt werden. Kein Thema mehr ist die Erstattung der Kosten für die Klage, die Hochspeyerer Wehrleute erfolgreich gegen die VG wegen der ersten Wehrleiterwahl eingelegt hatten. Der VG-Rat hatte der Rückzahlung zugestimmt, wenn die Wahl paritätisch ausgeht. Mit Vollmer aus Frankenstein und Becker aus Enkenbach-Alsenborn war dies der Fall. „5335,89 Euro betrug die Gesamtsumme“, erläutert Alter. Der Kläger hatte der VG die Namen der Beteiligten mit jeweiliger Summe genannt. „Drei von insgesamt 17 haben ihr Geld nicht zurückgefordert, so dass wir 320 Euro weniger ausgezahlt haben.“ Laut dem Kläger wollten jene sich nicht des Wahlbetrugs schuldig machen, da das Wahlergebnis an eine Bedingung geknüpft war. |gzi

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