Kreis Kaiserslautern Beim Kürbis ist Handarbeit angesagt

Dominik Guhl hat einiges zu tun, um die sehr munteren Rinder – die sich über ihre Freiheit auf der Wiese freuen – im Zaum zu hal
Dominik Guhl hat einiges zu tun, um die sehr munteren Rinder – die sich über ihre Freiheit auf der Wiese freuen – im Zaum zu halten.

«GERHARDSBRUNN.» Das Jahr geht bald schon in die zweite Halbzeit, mit kürzer werdenden Tagen und längeren Nächten. Für viele steht der ersehnte Sommerurlaub bevor. Nicht so in Gerhardsbrunn bei Familie Guhl. Auf dem Bauernhof geht es gerade an allen Ecken so richtig rund.

Zum Glück ist auch Bauer Karl-Heinz Guhl nach der großen OP, die ihn Anfang des Jahres ziemlich kalt gestellt hatte, wieder im Einsatz. Ganz so wie er gerne möchte, funktioniert es noch nicht. Bei der Kürbissaussaat hat er deshalb weitgehend die Familie und Freunde ran gelassen. Kürbisaussaat in Gerhardsbrunn: Das ist pure Hand- und Fußarbeit. Der Rücken wird es vermutlich auch merken. Auf zwei Hektar Land soll im Herbst der Kürbis in voller Pracht und Farbe, zum Essen, zur Deko und vor allem als Halloween-Kürbis stehen. Dafür mussten 10.000 Samen in die Erde. Klingt gewaltig, ist für eine Sämaschine aber nun wirklich keine Dimension. Die scheidet aus. Der Mensch muss selbst ran. Der Schlepper zieht lediglich die Reihen in Abständen von 1,50 Meter mit einem umgebauten Kartoffelschar vor. Das ist der Anhaltspunkt oder besser die Richtlinie für die fleißigen Helfer, die mit Dominik Guhl den Samen in die Erde bringen. Samen fallen lassen, das durch das Schar leicht aufgeworfene Erdreich mit dem Fuß auf den Samen ziehen, antreten. Zwei mäßig große Schritte an der Reihe entlang gehen, den nächsten Samen fallen lassen – und immer so weiter. Zwei Hektar sind unglaublich viel, zumindest aus der Perspektive des Kürbissamensäenden. Die Mühe lohnt. Nach der Saat spielt das Wetter mit und bringt die ersehnte Feuchtigkeit. So liebt es der Kürbis. Inzwischen sind die Blätter gut entwickelt, das Wachstum nimmt Fahrt auf. Die Gemarkungen rund um Gerhardsbrunn bleiben von den schweren Unwettern, die in der Region niedergehen, verschont. Der Kürbis wird nicht fortgeschwemmt und nicht vom Hagel zerschlagen. „Es könnte ein gutes Kürbisjahr werden“, schaut Dominik Guhl hoffnungsfroh nach vorne und erntet ein zustimmendes Nicken von seinem Opa Reinhard Guhl. Bis es soweit ist, will der Kürbis aber schon noch besucht werden, und zwar zu Fuß, mit der Hacke! „Vogelmiere, Melde, Distel, Knöterich, Ackerwinde“, nennt Lukas Guhl die wesentlichen Unkrautkandidaten, die sich zu gerne zwischen den Kürbis mischen und ihm durchaus auch zusetzen. Die Guhls bewirtschaften ihren Betrieb konventionell. Unkraut im Getreide begegnen sie deshalb, nach Bedarf, mit der Pflanzenschutzspritze. Doch beim Kürbis passt die Mittelauswahl nicht. Also wird zeitaufwendig von Hand gehackt. Zeit ist im Juni immer wieder das Stichwort. Die hat kaum einer. Das Heu ist noch immer nicht ganz eingefahren. Ein Teil steht noch auf dem Halm. „Das Wetter“, sagt dazu Dominik Guhl schlicht. Die Kühe im Stall gehören genauso zum täglichen Arbeitsalltag wie die Hühner. Der zweite Silageschnitt steht an und auf den als Biotopen ausgewiesenen Grünlandstandorten kann jetzt auch gemäht werden. Hier ist der von der EU vorgegebene Stichtag der 15. Juni. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. Das meint es mit Gerhardsbrunn bislang, im Vergleich zu Standorten bei Kaiserslautern oder Enkenbach-Alsenborn oder im Lautertal, gar nicht so schlecht. Keine überfluteten Wiesen, kein Hagel, der die jungen Mais- oder Zuckerrübenpflanzen – die gibt es bei den Guhls eh nicht – geschädigt hätte. Auch das Getreide hat auf der Sickinger Höhe bislang die Höhen und Tiefen der Witterung ganz gut weggesteckt. Zwar sind hier und da die Getreidekörner durch die lange Trockenheit relativ klein und auf einigen Schlägen hat sich das Getreide im Regen hingelegt, aber es ist alles noch im Rahmen. In vielleicht zwei Wochen steht die Wintergerste wohl zur Ernte an. Dominik und Lukas Guhl peppen deshalb zwischendurch schon mal den Mähdrescher mit frischem Öl auf. „Wir sind in diesem Jahr spät dran“, verweist Karl-Heinz Guhl auf die Rinder, die jetzt erst Anfang Juni auf die Weide können. Bei ihnen ist die Freude über die anstehende wochenlange Freiheit groß. Besser spät als nie. Info Laut dem Statistischen Landesamt bewirtschaften im Landkreis Kaiserslautern 312 landwirtschaftliche Betriebe 17.241 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. 17 dieser Betriebe (5,4 Prozent) wirtschaften auf 1301 Hektar (7,5 Prozent) ökologisch. Der Rest zählt zur konventionellen Landwirtschaft. Im Stadtgebiet Kaiserslautern kommen 19 konventionell wirtschaftende Landwirte mit 1183 Hektar dazu. In ganz Rheinland-Pfalz wirtschaften von den insgesamt 17.490 Betrieben (698.763 Hektar) 1241 Betriebe (7,1 Prozent) auf einer Fläche von 61.266 Hektar (8,8 Prozent) auf der Basis der ökologischen Landwirtschaft.

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