Kreis Kaiserslautern Alle Punkte abgehakt

«Hochspeyer.»15 Jahre lang saß er im Gemeinderat auf der Oppositionsbank, dann nahm er selbst das Ruder in die Hand: Hans-Norbert Anspach (SPD), Ortsbürgermeister von Hochspeyer, ist aus der Politik nicht wegzudenken. Doch nun gibt er nicht nur den Posten des Ortschefs ab, sondern zieht sich auch aus dem Kreistag und dem Verbandsgemeinderat zurück.

„Ich habe vieles bewegt, aber nicht ich allein! Sondern der Rat.“ So lautet das Fazit des 67-jährigen Hochspeyerers Hans-Norbert Anspach, wenn er auf seine zehnjährige Amtszeit als Ortsbürgermeister zurückblickt. Dass er sich 2009 für das Amt beworben hat, daran ist auch sein Umfeld schuld. „Ich habe mir nach drei Amtsperioden in der Opposition anhören müssen: ,Mach du jetzt mal! Hast ja lange genug gescholten.‘“ Und so stellte sich der Sparkassenbetriebswirt erst dem Wähler und dann der Herausforderung des Amtes. 2009 kam er als Nachfolger von Gerhard Scherer (FWG) ins Amt. Ein Projekt auf seiner damaligen To-do-Liste kann er als erfolgreich erledigt abhaken: den Dienstleistungs- und Gewerbepark. „Wenn die noch offenen vier Grundstücke, für die es genug Bewerber gibt, verkauft sind, dann ist er voll“, sagt Anspach. „Ziel erreicht.“ Das Gewerbegebiet habe einen guten Branchenmix, urteilt der Ortsbürgermeister. Er habe immer geschaut, ob die Betriebe, die sich ansiedeln wollen, eine Konkurrenz zu bestehenden seien oder ob sich eher Synergien ergäben, und danach die Belegung gesteuert. „Aus meiner Sparkassenerfahrung weiß ich, wie Projektentwickler ticken; mir war zum Beispiel klar, dass sich kein Supermarkt ansiedeln wird.“ Zudem hatte er die nötigen Kontakte. „Mit dem Konzept bin ich dann in den Rat gegangen.“ Die Stimmung dort sei in der ganzen Zeit gut gewesen, „nur drei oder vier Entscheidungen waren nicht einstimmig“. Für diese Harmonie habe die Transparenz in der Sache und der menschliche Umgang miteinander gesorgt. „Und unisono wurde stets über Land und Bund gescholten“, fügt er schmunzelnd an. Auf einem sehr guten Weg sei auch das Gesamtkonzept Friedhof: Der Memoriamgarten ist innerhalb von eineinhalb Jahren entstanden. Mit dem kommenden Waldfriedhof und den Rasenurnengräbern sind laut Hans-Norbert Anspach dann alle Bestattungsformen vorhanden. Eine „Begegnungsstätte“ soll der Friedhof werden. Auch die Bibliothek, die im Juni in die Münchhofschule Ost ziehe, werde gut angenommen. Das kreative und engagierte Team aus Ehrenamtlern organisiere Lesungen sowie Projekte wie den Lesesommer sehr erfolgreich. Für etliche Projekte der Gemeinde ist jedoch schlicht Geld nötig. Das Gebäude des Bauhofs ist desolat und wird für rund 500.000 Euro saniert. „Die Planung steht, jetzt warten wir auf den Bewilligungsbescheid“, sagt der Ortschef. 65 Prozent Zuschuss vom Land erwartet er. Ein Projekt, mit dem die Gemeinde sich herausputzen will, ist der Mehrgenerationenplatz in der Ortsmitte an der Sparkasse, der in den nächsten drei Jahren entstehen soll. Ein Bauerngarten und ein Bachlauf sollen zum Miteinander-reden einladen. Gab es denn auch Projekte, die der umtriebige Ortsbürgermeister nicht schaffte, umzusetzen? „Nein, dazu bin ich wohl zu bodenständig“, lautet die nüchterne Antwort. Doch es gibt auch Dinge, über die sich selbst Anspach wundert: „Ich weiß nicht, wie ich das Amt ohne Freistellung von der Arbeit bis 2013 geschafft habe“, sinniert das damalige stellvertretende Vorstandsmitglied der Kreissparkasse. Denn rund 40 Stunden pro Woche habe er schon in das Ehrenamt investiert. Dass seine Motivation in den vergangenen Jahren jedoch arg abgeflacht ist, daraus macht er keinen Hehl. Ein Grund sei die Eingliederung Hochspeyers in die Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn, ein anderer die Bundes- und Landespolitik, die ihn frustriert. „Ich denke fast jeden Tag über meine Parteizugehörigkeit nach“, gibt der Kevin-Kühnert-Fan zu. Wenn er dann noch in sozialen Netzwerken diffamiert werde, dann vergehe ihm die Lust am Ehrenamt. Für Spaß sorgt dagegen ein Neuerwerb aus England: Anspach hat sich einen zehn Jahre alten Morgan, ein Cabrio mit nur 13.000 Meilen, zugelegt. Davon schwärmt der Insel-Fan. „Natürlich ein Rechtslenker“, zeigt er sich angelsächsisch-puristisch. Wenn er dann noch der Queen an einer kleinen Landkapelle begegnet – „die hat eine unglaubliche Aura!“ –, ist der Vater einer erwachsenen Tochter und seit drei Jahren Wiederverheiratete mit sich im Reinen. So findet er auch in der Natur beim Wandern und Fahrradfahren oder schlicht im eigenen Garten die nötige Entspannung nach der Arbeit.

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