Kreis Germersheim Zwei Zufahrten für das Kompostwerk

Das Kompostwerk in Westheim wird zu einer Vergärungsanlage für Biomüll ausgebaut, die Biogas ins Gasnetz einspeist.
Das Kompostwerk in Westheim wird zu einer Vergärungsanlage für Biomüll ausgebaut, die Biogas ins Gasnetz einspeist.

Eine Anwohnerin der Fortmühlstraße sowie ein Gemeinderat – das war die enttäuschende Bilanz der Bürgerinformation zur geplanten Biogasanlage in Bellheim am vergangenen Montag. Immerhin etwa 25 Westheimer-Bürger nahmen am Abend darauf das Informationsangebot der Kreisverwaltung an, ihre Fragen zu stellen und mögliche Probleme oder Bedenken mit den Experten zu diskutieren. Landrat Fritz Brechtel machte in seiner Einführung deutlich, dass das Kompostwerk in Westheim deutlich in die Jahre gekommen ist und dort eine umfangreiche Sanierung oder Stilllegung anstünde. Die „Suez“ habe ihm daher einen Vorschlag gemacht, mit dem das Kompostwerk nicht nur saniert, sondern um eine Biogasanlage erweitert werden kann. Dazu hat sich die „Suez“ mit der Biogutvergärung Bietigheim, BVB, zusammengetan, ein Konsortium, das sich aus mehreren Gesellschaftern zusammensetzt (wir berichteten). Bei diesen kompetenten Partnern sieht Brechtel das Projekt in guten Händen „und wir würden mit der Biogasanlage einen Beitrag zur umweltfreundlichen Energieerzeugung leisten“. Die bestehenden Gebäude werden erhalten, saniert und, wie beispielsweise die Rottehalle, komplett überdacht und geschlossen. Neu hinzu kämen zwei Fermenter (Gärreaktoren), eine Anlage zur Gasreinigung und eine zur Aufbereitung, zwei Gärrestelager sowie die Anlage zur Netzeinspeisung, erläutert Roman Bleich von „Suez“ die Pläne. „Der Recyclinghof würde verlegt und dann gleich vergrößert werden“, ergänzt Jürgen Stumpf von der Kreisverwaltung. Zudem soll es eine zweite Einfahrt geben, die den Lieferverkehr zur Kompost- und Biogasanlage vom Verkehr zum Recyclinghof trennt. Bestückt werden soll die Anlage mit Bio- und Grüngut aus dem Landkreis Germersheim (48.000 und 10.000 Tonnen pro Jahr) sowie Biogut der Stadt Karlsruhe (8000 Tonnen pro Jahr) und aus dem Landkreis Ludwigsburg (28.000 Tonnen pro Jahr). Die Frage nach dem dadurch erhöhten Verkehrsaufkommen würde vor allem die Bellheimer Bewohner entlang der Ölstraße (L 539) bis zum Kreisel und dann entlang der L 538 in Richtung Westheim betreffen. Denn wie bisher soll die Zulieferstrecke über die B 9 und die beiden genannten Landstraßen festgeschrieben werden. Mit zirka 32 zusätzlichen Lastern oder Sattelzügen wäre an 260 Tagen im Jahr zu rechnen, wobei man versucht das Aufkommen durch die Vermeidung von Leerfrachten weiter zu vermindern. „So kann ein Biogutanlieferer zum Beispiel auf der Rückfahrt Kompost mitnehmen“, erklärt Reiner Glock von der BEM. Da der anfallende Kompost und Flüssigdünger industriell vermarktet werden soll, rechne er nicht mit einer Zunahme des Traktorverkehrs aus umliegenden Gemeinden, ging Glock auf Befürchtungen von Westheimer Bürgern ein. Diese wollten auch wissen, wie genau die Gasaufbereitung funktioniert (mittels einer Membran-Anlage wird das Biogas gesiebt um das Methan vom Kohlendioxid zu trennen und Gas in Erdgasqualität zu erhalten), welche Sicherungsmechanismen bei einem Störfall greifen und wie es um die Lärm- und Geruchsbelästigung bestellt sei. Eine Bürgerin bat, bei der Planung die Sicherheit des kreuzenden Fahrradverkehrs im Bereich der Zufahrten zu beachten und ein anderer fragte nach Mikropartikeln im Kompost und Flüssigdünger. Der Sicherung der Gasanlage werde durch Warnsysteme, die Möglichkeit der Gas-Zwischenlagerung sowie natürlich einer Gasfackel Rechnung getragen. Der Lärm der Anlage wird minimal sein, so Glock, da alle Anlagenteile in geschlossenen Gebäuden liegen, ebenso sei es um die Geruchsbelästigung bestellt. Zu den Themen Sicherheit, Lärm und Geruch werden bei Antragstellung aber entsprechende Gutachten vorgelegt. Mikropartikel können nicht ganz ausgeschlossen werden, aber da Plastik im Biomüll per se nichts verloren hat, sollte das eigentlich kein Problem sein. „Allerdings ist die Qualität des Bioguts aus Ludwigsburg gegenüber dem aus Germersheim sehr viel besser. Hier gibt es doch noch viele Fehlwürfe“, spornt Glock zu mehr Sorgfalt an. Den Hinweis auf den kreuzenden Fahrradweg nahmen die Experten am Dienstagabend dankbar entgegen. Das soll in die Planung mit aufgenommen werden.

In zwei Behältern dieser Art wird in der Westheimer Anlage unten der als Gärrückstand entstandene Flüssigdünger, oben Gas gesamm
In zwei Behältern dieser Art wird in der Westheimer Anlage unten der als Gärrückstand entstandene Flüssigdünger, oben Gas gesammelt.
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