Kreis Germersheim Wein, Musik und flotte Sprüche in alten Kasematten

Nach einem Glas Pfälzer Riesling Sekt und der musikalischen Einleitung durch die „Freunde der handgemachten Wirtshausmusik“, folgt die 20-köpfige Besuchergruppe der Engländerin Jean Hammen in die Kasematten des Weißenburger Tores. Die 45-minütige Führung beginnt. Hammen, eine von insgesamt 13 Stadtführerinnen in Germersheim, begleitet mit Witz und Charme durch die tristen Gänge.

Sie gibt einen zeitlichen Einblick in die Stadtgeschichte, beginnt bei den Römern, die vor 2000 Jahren in Germersheim waren, erinnert unter anderem an Rudolf von Habsburg, der Germersheim 1276 zur Reichsstadt machte, spricht über die Franzosen, die 1674 die Stadt zerstörten und erzählt von Friedrich Schmauß, der die damalige Festung baute. „Der große Graben am Weißenburger Tor wäre im Kriegsfall mit dem Wasser aus der Queich geflutet worden“, so Hammen. „Man hat es ein Mal ausprobiert, aber es hat zu lange gedauert, bis alles voll lief, dann hat man es bleibenlassen.“ Der anschließende Rundgang führt weiter in den Lamotte Park und ermöglicht hier unter anderem einen kurzen Einblick in einen Minengang. Am Ende der Führung erinnert Hammen an die ehemaligen Offizierswohnungen gegenüber des Weißenburger Tores. „Dieser wurde einst „Storchenbau“ genannt, weil angeblich dort so oft Babys zur Welt kamen“, so Hammen. „Irgendwo gab es auch eine „Drachenburg“, weil in dieser oft Familien mit Schwiegermüttern wohnten.“ Zurück im Weißenburger Tor, führt „Weinprobensprecher“ Leo Beisel aus Zeiskam während den sechs Weinverkostungen die Besucher in die Geschichte des Weines ein. Er erklärt unter anderem wie man Wein am besten trinken sollte: „Man schwenkt sein Glas, riecht hinein und nimmt einen kleinen Schluck. Man behält ihn aber vor dem Trinken noch im Mund, am besten auf der Zungenspitze.“ Literarische und witzige Einlagen der „Sprechergruppe Ohrenschmaus“ runden den Samstagabend ab. Sprecher tragen Weisheiten vor, wie „Schade, dass man Wein nicht streicheln kann“ von Kurt Tucholsky. Ursula Germeroth aus Maximiliansau ist mit der Familie und Freunden gekommen. „Es ist eine schöne Idee, mal was ganz anderes“, so Germeroth. „Eine Weinprobe mit Musik, Texten und einer Führung zu kombinieren, das gabs noch nie und hat uns einen schönen Abend beschert.“ Auch Petra Geppert aus Karlsruhe ist begeistert. „Ich finde es toll, dass es noch Leute gibt, die etwas vorführen wie Prosa und Musik.“ Sie vermisst zwischen den Weinen lediglich Weißbrot zum „Neutralisieren“.

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