Kreis Germersheim Stadtrat lässt sich Zeit mit „Sponeck“

Frühestens Ende dieses, Anfang nächsten Jahres wird der Germersheimer Stadtrat darüber entscheiden, ob er den Namen der Sponeck-Kaserne beibehalten will oder sich für einen neuen ausspricht. Bis dahin wolle sich das Gremium weiter informieren und eine Meinung bilden. Das teilte auf Anfrage Bürgermeister Marcus Schaile (CDU) mit.

Wenn der Stadtratsbeschluss vorliegt, soll er zusammen mit dem Namensvorschlag der Soldaten Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zur Entscheidung vorgelegt werden. Wie lange diese und deren Umsetzung dauert, sei schwer vorhersagbar, teilte das Verteidigungsministerium dem Bundestagsabgeordneten Thomas Hitschler (SPD) mit. Die Dauer könne zwischen wenigen Monaten und einigen Jahren variieren. Die Soldaten haben sich unterdessen dafür ausgesprochen „ihre“ Kaserne in Südpfalz-Kaserne umzubenennen. Auch die Jungsozialisten (Jusos) der Südpfalz haben sich auf ihrer Mitgliederversammlung für eine Umbenennung ausgesprochen und einen entsprechenden Antrag verabschiedet. „Wir stellen uns klar gegen Geschichtsrevisionismus und Verklärung angeblicher Helden“, wird in einer Pressemitteilung der Juso-Vorsitzende Adrian Koder zitiert. Schließlich sei das „zweifelhafte Gedenken“ an einen Kriegsverbrecher und Nazi, der die Ermordung von Juden billigend in Kauf genommen habe, inakzeptabel. Deshalb seien die Jusos dafür, jegliche Sponeck-Ehrenmäler aus der Stadt Germersheim zu entfernen. Der vorgeschlagene Name Südpfalz-Kaserne drücke die Verbundenheit und das gute Zusammenleben zwischen Standort und Region aus, so Hitschler. Dass die Entscheidung vor Ort getroffen werde, verstärke dies noch. „Ich bin sehr froh darüber, dass kommunale Gremien und auch die Abgeordneten in Berlin in den Prozess eingebunden wurden.“ Nach Recherchen des US-amerikanischen Historikers Erik Grimmer-Solem war der Namensgeber der Kaserne, Generalleutnant Hans Graf von Sponeck, auf dem Russlandfeldzug im Zweiten Weltkrieg als Kommandierender in Greueltaten der Nazis verstrickt (wir berichteten mehrfach). Zuvor galt der Offizier als Vorbild, weil er Kameraden auf besagtem Russlandfeldzug entgegen eines Befehls nicht in einen aussichtslosen Kampfeinsatz geschickt und damit viele Menschenleben gerettet hat. Am 23. Juli 1944 wurde er in Germersheim hingerichtet, wo er im Militärgefängnis seine wegen „fahrlässigen Ungehorsams im Felde“ verhängte Festungshaft verbüßte. (gs)

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