Kreis Germersheim Schutz vor der großen Flut

Die Vorbereitung für Planung und Bau des Reserveraumes ist so aufwendig wie bei keinem anderen Hochwasserschutzprojekt im Land zuvor. Im Herbst sollen sich die ersten Arbeitskreise und Ausschüsse treffen, die das Projekt von mehreren Seiten begleiten. Wie berichtet, sind Landwirtschaft, Forst, Naturschutz, Wasserwirtschaft und Verkehr einbezogen. Wenn die alle rechtzeitig Kompromisse finden, könnte der Reserveraum 2026 in Betrieb gehen, wagte der Präsident der SGD-Süd, Hans-Jürgen Seimetz (SPD) eine Prognose. Funktionstüchtig inklusive ökologischer Flutung ist die Hördter Au dann 2031. Wenn keine Prozesslawine das Projekt stoppt wie beispielsweise den Polder Altrip-Waldsee-Neuhofen. Landrat Fritz Brechtel (CDU) schoss eine verbale Breitseite Richtung Altrip, wo eine Gemeinde aus „eigennützigen Gründen versucht, aus der Solidargemeinschaft auszusteigen“. Der Rechtsstreit ist gerade vom Europäischen Gerichtshof an das Bundesverwaltungsgericht zurückverwiesen worden „und wird noch eine Weile dauern“, wie Seimetz mutmaßte. Derweil betonte Brechtel, dass die Hördter Au keinesfalls Ersatz für den Polder Altrip sein könne. „Wir erwarten von Altrip, dass sie ihren Beitrag (zum Hochwasserschutz) leisten.“ Für Hördt und die Verbandsgemeinde Rülzheim gelten andere Prioritäten. Dass der Reserveraum tatsächlich „nur“ ein Reserveraum über den normalen 200-jährlichen Hochwasserschutz hinaus ist, steht außer Frage. Große Einschnitte erwartet Ortsbürgermeister Max Frey (CDU) besonders von der bis zu sieben Jahre dauernden Bauzeit (ab 2019). Es müsse eine Lösung für den Baustellenverkehr gefunden werden, die die Laster nicht durch die Dörfer führt. Hauptbetroffen ist Hördt, aber auch Kuhardt und Leimersheim werden vom Hochwasserschutzprojekt berührt. Verbandsgemeindebürgermeister Matthias Schardt (CDU) nannte als Verkehrslösung einen möglichen direkten Anschluss an die B 9. Er wies auch auf die notwendige Entwässerung (Pumpwerk) des Reserveraumes hin. Ohne die liefe bei einer Flutung des Reserveraumes den Gemeinden das Hochwasser über den Michelsbach sozusagen durch die Hintertür ins Wohnzimmer. Dass „Nichtstun keine Lösung“ ist (Seimetz), habe man in Hördt verstanden, sagte Frey. Man hoffe aber auf Gegenleistung für die zu ertragende Belastung. Diese Gegenleistung könnten, so Frey, der lange geforderte Radweg an der K 8 nach Bellheim sein. Und großzügige finanzielle Unterstützung beim Umbau des alten Forsthauses in ein Bürgerzentrum. Für die Landwirtschaft, die große Flächen im Reserveraum bewirtschaftet (Schanzenfeld, Gerhardskies), müsse vor einer ersten Flutung eine Ausgleichsregelung gefunden werden. Frey wies darauf hin, dass fast 90 Prozent der Fläche des Reserveraumes auf Hördter Gemarkung liegen. (tom)

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