Kreis Germersheim Kreis Germersheim: Historischem Verein im Jubiläumsjahr neues Leben einhauchen
26 geschichtsinteressierte Bürger aus Stadt und Landkreis Germersheim kamen vor 50 Jahren, am 27. November 1969, in der damaligen „Brauerei Schmitt“ am Königsplatz in Germersheim zusammen, um die „Kreisvereinigung Germersheim des Historischen Vereins der Pfalz“ aus der Taufe zu heben. Dessen Hauptaugenmerk lag bei der Gründung auf der Wiedereröffnung des Germersheimer Heimatmuseums.
Angesichts des in den späten 1960er Jahren erlebbaren gesellschaftlichen Wandels in der Bundesrepublik begriffen es die Gründungsmitglieder vermutlich als eine zukunftsträchtige Aufgabe, in ihrem unmittelbaren Umfeld Gegenstände, Dokumente und Artefakte aus vergangenen Zeiten zu sammeln und irgendwann öffentlich zu zeigen.
Von Reduit im Seysselkaserne
Treibende Kraft bei der Gründung der Kreisvereinigung war der Germersheimer Otto Klippel. Er ist bei der Gründungsversammlung im November 1969 zum Vorsitzenden gewählt worden und hatte dieses Amt bis zu seinem Tod 2002 inne. Seine vordringlichste Aufgabe sah der junge Verein in der Wiedereinrichtung und -eröffnung eines Heimatmuseums in Germersheim. Das Museum, 1936 im Reduitgebäude vor dem Ludwigstor eröffnet, wurde während des Zweiten Weltkriegs ins Gebäude der Seysselkaserne verlegt. Bei Kriegsende und in der unmittelbaren Zeit danach waren dort in den Sammlungen eine Reihe von Verlusten zu verzeichnen. Die Reste der Bestände wurden danach zwar am Ort verwahrt, doch fehlten lange Zeit geeignete Räume, die eine Wiedereröffnung des Museums erlaubt hätten. Eine Perspektive zeichnete sich erst ab, als das Ludwigstor 1963 in städtisches Eigentum überging.
Museum seit 1976 im Ludwigstor
Als Germersheim 1976 „700 Jahre Stadtrechte“ feierte, schien der richtige Moment gekommen, dem Heimatmuseum im Ludwigstor neues Leben einzuhauchen. Bereits 1974 begannen die Arbeiten. Unzählige Stunden investierten die Mitglieder. Mit der Eröffnung des Heimatmuseums übernahm der Historische Verein die Betriebsträgerschaft.
In die „Ära Klippel“ fielen mehrere thematische und räumliche Erweiterungen innerhalb des Gebäudes. Heute präsentiert das Museum seine Bestände auf einer Fläche von mehr als 1500 Quadratmetern im Ludwigstor. Neben der Darstellung der Germersheimer Militär- und Festungsgeschichte werden auch regionale Themen dokumentiert wie ehemals für die Region typische Berufe und Erwerbszweige, zum Beispiel Rheinfischer, Ziegeleien, Zigarren- und Emailleschilderfabrikation.
Aus Heimat- wird Festungsmuseum
1991 wurde aus dem „Heimatmuseum“ das „Stadt- und Festungsmuseum“. Zum einen sollten mit der Umbenennung die Themenbereiche besser hervorgehoben werden. Zudem wollte man sich von den zwischenzeitlich in etlichen im Umland entstandenen dörflichen Heimatmuseen abheben.
Neben der Pflege der Bestände, der Veranstaltung von Führungen und der Öffnung des Museums für Besucher bot der Historische Verein lange Zeit auch Führungen durch die „Fronte Beckers“ an. Sonderausstellungen zu bestimmten Themenfeldern, zuletzt 2009 anlässlich des Jubiläums „175 Jahre Grundsteinlegung zum Bau der Festung Germersheim“ standen auch immer wieder auf dem Programm.
„Energische Werbung“ geplant
Ein weiteres Ziel bei der Vereinsgründung 1969: die „Gewinnung weiterer Kreise, besonders der Lehrerschaft und der gesamten Jugend für die historische Arbeit“. Zur Gewinnung von Finanzmitteln und weiterer Mitstreiter wurden als vordringliche Aufgaben geschichtliche Vorträge, Exkursionen zu Pfälzer Burgen und eine „energische Werbung“ definiert, wie es in einem Pressebericht über die Gründung des Vereins aus jenen Tagen nachzulesen ist.
„museum digital“
Diese Zielsetzungen der „Gründerväter“ haben an Aktualität nichts verloren. Die derzeitige Vorsitzende des Historischen Vereins, Frauke Vos-Firnkes, knüpft, zumindest was den Verein angeht, daran an. Denn sie will mit Fachvorträgen, Exkursionen zu historischen Themen und regelmäßigen Treffen der 75 Mitglieder das Vereinsleben neu beleben. Was das Museum angeht, so sollen bei einer allgemeinen Inventarisierung alle Objekte fotografiert und neu inventarisiert werden. Außerdem wird eine Zusammenarbeit mit „museum digital“ angestrebt, um auf dieser Plattform zukünftig Ausstellungsobjekte zu veröffentlichten. Ferner hofft man darauf, dass dies die angestrebte Zusammenarbeit mit anderen Museen erleichtern wird. Von herausragender Bedeutung wird es allerdings sein, die noch auf den Weichenstellungen der 1970er Jahre fußende Ausstellungskonzeption zu erneuern und der heutigen Museumspädagogik anzupassen.