Kreis Germersheim Kommentar: Realität holt Konzept ein

Eltern interessieren sich nicht für Verwaltungskonzepte. Sie wollen einen Betreuungsplatz, mit dem sie guten Gewissens arbeiten gehen können.

Das Kleinsten sollen in kleinen Gruppen von gut ausgebildeten Tagesmüttern und nicht in großen Einrichtungen betreut werden. Das ist eine schöne Idee im Landkreis, die noch dazu Geld spart, weil keine Krippenplätze gebaut werden müssen. Doch offensichtlich klaffen Theorie und Praxis im boomenden Kreis Germersheim derzeit auseinander. Vor allem im südlichen Landkreis fehlen Plätze. Das kann daran liegen, dass die Einwohnerstatistiken – auf denen die Zuteilungen beruhen – gar nicht so schnell geändert werden können, wie Familien zuziehen. Das kann daran liegen, dass Mütter nicht zwingend Vertrauen zu den Tagesmüttern haben, die nach dem Ansturm auf die Betreuungsplätze noch übrig geblieben sind. Natürlich ist es für eine Verwaltung schwer vorherzusagen, wie viele Kinder auf die Welt kommen werden und in welchen Orten wie viele Eltern schnell wieder in den Beruf wollen. Aber ganz ehrlich: Das sollte nicht das Problem der Mütter sein, die dringend einen Betreuungsplatz für ihr Kind suchen, mit dem sie guten Gewissens wieder arbeiten gehen können. Sie dürfen von einem Landkreis, der sich Familienfreundlichkeit auf die Fahnen geschrieben hat erwarten, dass er sich schnell und flexibel kümmert. Das Kreisjugendamt hat schon viele erfolgreiche Modellprojekte aus der Taufe gehoben. Nun geht es darum ein bestehendes Konzept zu prüfen und der Realität anzupassen. Das ist vielleicht weniger prestigeträchtig. Aber dringend nötig.

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