Kreis Germersheim Kita-Plätze für die Kleinsten sind rar

Kinder über zwei Jahren haben Vorrang in den Kitas.
Kinder über zwei Jahren haben Vorrang in den Kitas.

Die Kitas im Kreis sind proppenvoll. In einer Kommune gibt es allerdings ein Überangebot. Hier werden deshalb mehr Plätze für Kinder unter zwei Jahren eingerichtet. Die Ausnahme innerhalb eines gegenläufigen Trends.

Landauf, landab werden neue Kitas gebaut oder Einrichtungen erweitert. Bis die Gebäude stehen hat das Jugendamt in vielen Kitas provisorische Plätze genehmigt: In Lustadt beispielsweise 55, in Kandel 35, in Winden und Bellheim 10. In Hatzenbühl und Freisbach wurden Container aufgestellt. In Hördt gibt es eine provisorische Kita im Rathaus.

Im Stadtgebiet Wörth hingegen gibt es im neuen Kita-Jahr mehr Plätze für Zwei- bis Sechsjährige als benötigt. Es wechseln mehr Kinder in die Schule als nachrücken. Ab September sollen deshalb mehr Kinder unter zwei Jahren (U2) aufgenommen werden. Mit 13 U2-Plätzen in der städtischen und den evangelischen Kindertagesstätten und weiteren 16 in der Daimler-Kita hat Wörth damit vergleichsweise ein großes Angebot. Für den ganzen Landkreis weist der Bedarfsplan für das kommende Kita-Jahr 43 Plätze für die Kleinsten aus. In den Verbandsgemeinden Jockgrim, Kandel und Rülzheim gibt es gar keine Kita-Plätze für diese Altersgruppe.

Kindeswohl im Blick

Dem Kreiselternausschuss (KEA) ist das unterm Strich zu wenig. In den vergangenen Jahren seien zunehmend Hort-, U2- und integrative Plätze in Kita-Plätze für Kinder ab zwei Jahren umgewandelt worden, um deren Rechtsanspruch zur erfüllen. „Dieser Trend kann nicht bedarfsgerecht sein“, sagte die KEA-Vorsitzende Julia Stock, als der neue Kita-Bedarfsplan im Jugendhilfeausschuss (JHA) des Kreises vorgestellt wurde. Eine nicht repräsentative Umfrage des Elternausschusses hatte ergeben, dass bei fast jeder zweiten Familie der Betreuungsbedarf für ihr Kind bis zwei Jahre nicht erfüllt wird. Die Kreisverwaltung bestätigt auf Nachfrage, dass von 2020 bis heute 21 U2-Plätze umgewandelt wurden. Dadurch seien 91 Plätze für ältere Kindergartenkinder geschaffen worden.

„Je früher Kinder in einer Tageseinrichtung gefördert werden, desto besser sind die Startbedingungen für ihren weiteren Bildungsweg“, meinte Stock. Im Jugendamt sieht man das offenbar nicht in jedem Fall so: „Wir sind da mit U2-Plätzen vorsichtig, es zählt auch das Kindeswohl mit“, sagte Wilhelm Fliehmann. Sehr früh, sehr lange eine Kind in eine Einrichtung zu geben, könne die Eltern-Kind-Bindung schwächen – ein „Problem, das ich sehe mit der Erfahrung, die ich im Jugendamt habe“.

Katholiken haben keine Plätze

Der Kreis Germersheim setzt bei der Betreuung der Jüngsten vor allem auf Tagesmütter oder -väter: Der Rechtsanspruch für Einjährige werde „vorrangig durch die Kindertagespflege abgedeckt“. Das hatte der JHA 2013 beschlossen. In kleinen Gruppen mit maximal fünf Kindern fänden die ganz Kleinen leichter eine Bindungsperson – in dem Fall die Tageseltern – als in größeren Gruppen, so die Jugendamtsleiterin Denise Hartmann-Mohr. In der Tagespflege werden aktuell rund 230 Kinder unter zwei Jahren betreut. Freie Plätze gibt es laut Kreisverwaltung in jeder Verbandsgemeinde.

Ergänzend dazu würden auch in Kitas die U2-Plätze seit 2012 schrittweise „und im Rahmen der Gegebenheiten der jeweiligen Kita“ ausgebaut, heißt es auf Nachfrage im Kreishaus. Einen Widerspruch zur Tatsache, dass zuletzt der Trend umgekehrt war – 2021 gab es laut Plan 58 U2-Plätze im Kreis – sieht die Behörde nicht. Die Bedarfsplanung sei ein dynamischer Prozess. Dabei würden „Plätze bedarfsgerecht für die jeweilige Alterskohorte ausgebaut“ und, soweit eingerichtete Ressourcen nicht benötigt werden, bedarfsgerecht für andere Alterskohorten umgewandelt.

Wenn der Rechtsanspruch der Ü2-Kinder gedeckt ist und eine Kita noch Kapazitäten und passende Räume habe, rate das Jugendamt diese für Kinder unter zwei Jahren zu nutzen – so wie in Wörth. Letztlich ist es aber auch Entscheidung des Trägers und des Personals, die ganz Jungen aufzunehmen. Auffällig ist im Bedarfsplan, dass es keinen einzigen U2-Platz in den 18 katholischen Kitas im Kreis gibt. Will man so junge Kinder dort nicht aufnehmen? „Eine konzeptionelle oder andere Vorgabe, die es katholischen Kitas untersagt, Kinder unter Zwei aufzunehmen, gibt es nicht“, so die Pressestelle des Bistums Speyer auf RHEINPFALZ-Nachfrage. Entweder gäben es die räumlichen Gegebenheiten nicht her oder es gebe keinen Bedarf. Jede Kita müsse individuell betrachtet werden. „Vor drei Jahren gab es in katholischen Kitas noch U2-Plätze, die aber aufgrund der Bedarfe von Ü2-Kindern umgewandelt wurden“, ergänzt die Kreisverwaltung.

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