Kreis Germersheim Grundsteinlegung der Festung am Jahrestag des Siegs über Napoleon

Germersheim. Die Beseitigung alter Erdwerke aus dem 18. Jahrhundert und die Vorbereitungen zum Bau der Festung Germersheim waren gerade angelaufen. Der Bau der gewaltigen Festungsanlagen von 1834 bis 1861 sorgte nicht nur in Germersheim selbst für wirtschaftlichen Aufschwung. Man nahm die Vorgänge auch pfalzweit und in anderen Regionen des bayerischen Königreichs zur Kenntnis, wofür Zeitungsmeldungen sorgten.

Anfang Oktober 1833 – ein Jahr vor der Grundsteinlegung zum Festungsbau – meldete das „Zweibrücker Wochenblatt“: „Es ist neuerdings stark die Rede davon, daß Germersheim befestigt werde“ und mutmaßte, dass bald eine Gruppe von Ingenieur-Offizieren aus Ingolstadt an den Rhein versetzt werden sollte. Auch der „Rheinbayer“ (Speyer) verkündete vier Wochen später, dass König Ludwig I. „zum Zwecke des schon früher beschlossenen Festungsbaues von Germersheim die Bildung einer Festungs-Bau-Direction zu befehlen“ und „zu deren Vorstand den Ingenieur-Major Fr. v. Schmauß allergnädigst zu ernennen“ geruht hatte. In der Tat war es Schmauß, der im Dezember 1833 mit einem Stab von zunächst 14 Offizieren und vier Verwaltungsbeamten in Germersheim Büros im heutigen Gesundheitsamt bezog und die Arbeit „vor Ort“ aufnahm. War die Grundsteinlegung für den Bau der Festung nach einer Reihe von Vorarbeiten zunächst auf den 25. August 1834 festgesetzt worden, so stellte sich bald heraus, dass der Termin nicht gehalten werden konnte. Der in Landau erscheinende „Eilbote für den Bezirk“ berichtete im August 1834, dass Festungsbau-Direktor Schmauß und die ihm unterstellten knapp 3000 Arbeiter mit „rastloser Tätigkeit und Umsicht“ zwar ihr Bestes gaben, aber der vom König festgelegte Termin nicht zu halten war. Als der Tag der Grundsteinlegung auf den 18. Oktober 1834 gelegt wurde, wurde das Programm dieses bedeutungsvollen Tages (Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig) von mehreren Zeitungen pfalzweit verkündet. Der „Eilbote“ fing die Aufbruch-Stimmung vor Ort ein, als er am 18. Oktober 1834 meldete: „Nebst dem zum Vollzuge dieser Feierlichkeit durch Seine Majestät beauftragten Festungs-Kommandanten, General-Lieutnant von Braun, sind bereits alle anderen Dignitäre [Würdenträger] hier eingetroffen; eine unermeßliche Zahl Fremde, unter welchen das schöne Geschlecht eine ehrende Stelle einnimmt, in freundlich buntem Gemische durchwogen die Straßen von Germersheim; Landleute der Umgegend mit festlich geschmückten Wagen und der Jugend jubelnde Lieder, ertönen bereits von alle Seiten. Dieses Fest wird unter vielen sich durch Glanz, Eintracht und Liebe auszeichnen; möge der Himmel nur einige Stunden Sonnenschein gewähren!“ König Ludwig I., der den Festungskommandanten von Landau, Sebastian von Braun, als offziellen Vertreter und Bevollmächtigten zur Grundsteinlegung entsandt hatte, besuchte im Frühsommer 1838 bei einer Pfalzreise Germersheim, um sich persönlich einen Überblick über den Stand der Arbeiten zu machen. Da viele Nachrichten damals von anderen Zeitungen ungeprüft übernommen wurden, erfuhren auch „Zeitungsenten“ eine beachtliche Verbreitung. Die in Augsburg erscheinende „Allgemeine Zeitung“ zitierte im Juni 1838 „zuverlässige Quellen“ darüber, dass der Bau der Festung Germersheim so gut vorangeschritten sei, dass man bereits im nächsten Jahr (1839) der Vollendung entgegen sehen könne. Allerdings reichten die einst aus französischen Kriegskontributionsgeldern zurückgelegten Millionen nicht aus, so dass die bayerische Krone noch einiges an Steuergeldern beizuschießen hätte. Bei der Meldung, dass die Festung bereits fünf Jahre nach Baubeginn fertig gestellt sein sollte, handelte es sich definitiv um eine „Ente“, die auch in den Redaktionen einiger pfälzischer Blätter aufgegriffen und weiter verbreitet worden war. Hierzu zählte auch der Landauer „Eilbote“ – trotz der Nähe zu Germersheim. Der Redakteur Ludwig Georges verstand es zwei Wochen später, den Sachverhalt in einem anderen Licht erscheinen zu lassen: „Die Nachricht, daß die Festung Germersheim in so kurzer Zeit vollendet seyn würde, irgendwo fabrizirt, ist selbst in manche der besseren Zeitungen übergegangen, woher sie der Eilbote entlehnte, um zu zeigen, wie oft von fernher ins Blaue geschrieben wird. Doch auf den ersten Hinblick musste wohl jeder Unbefangene diese Angabe als eine übertriebene Zeitungsnachricht erkennen; ja, es dürfte sogar ein Glück für viele Gemeinden sein, wenn noch viele Jahre mit eben dem so regen Eifer dieser Bau fortbetrieben wird“. (lh)

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