Kreis Germersheim Graffiti ersetzen Wahlplakate

91-82241842.jpg

Einfach mal so eine Wand besprühen zu dürfen, ganz legal seinen eigenen Graffiti-Schriftzug auf eine öffentliche Fläche sprayen zu können, das wünschen sich viele Graffiti-Künstler. Fünf junge Sprayer bekamen jetzt diese Chance, denn die Stadt Wörth überließ ihnen acht Wahlplakatstellwände, an denen sich die Jugendlichen mit der Spraydose austoben konnten.

Einer von ihnen war Jonas Mygiakis, sein Künstlername ist Shiro, der schon zu den erfahrenen Graffiti-Gestaltern in der Gruppe gehört. Am letzten Wochenende bearbeitete er eine Plakatwand neben dem Alten Rathaus, mit Farbe aus Dosen, die er vom Projektleiter Andreas Hella bekommen hatte. „Wir sollten nach Möglichkeit Entwürfe umsetzen, die einen Bezug zu Wörth haben“, erzählte Shiro während des Sprayens. Sein Motiv nenne sich „Porzer Wind“, es verbinde einen großen, Wind ausstoßenden Mund mit seinem Namensschriftzug. Da zur Gruppe weniger Personen wie vorhandene Plakatwände gehören, half er auch noch am Besprühen von weiteren Wänden mit. Eine solche Gemeinschaftsarbeit entstand in der Ottstraße, in der Nähe eines Discounters. Dort blickt jetzt ein bunter, fröhlicher Papagei von der Wand. Für mindestens sechs Wochen werden die Motive auf den Aktionsflächen zu sehen sein, bekam Andreas Hella von der Stadt Wörth zugesagt. Der Wörther Künstler beschrieb, wie es überhaupt zu der Aktion kam. Bereits mehrmals wurden unter seiner Regie Unterführungen in der Stadt farbenfroh mittels Graffiti gestaltet, daran nahmen immer einige Jugendliche teil. Er bietet außerdem „Graffiti-Workshops“ an, die vom CJD bezahlt werden und zu einem Programm der Aktion Mensch gehören. Vor den Einsätzen in den Unterführungen habe es bisher immer Übungsabende gegeben, während denen Pappwände besprüht wurden. „Ich bringe allen Kursteilnehmern nämlich die Grundzüge des Sprayens bei, sie erhalten von mir das Grundhandwerkszeug zum Gestalten von Graffitis.“ Um das Erlernte zu vertiefen, seien neben Skizzen und Entwürfen eben auch Einsätze an richtigen Wänden wichtig. Nach den Landtagswahlen, als die Wahlplakate wieder von den Stellwänden in der Stadt verschwunden waren, boten sich die leeren Holztafeln als Sprayerwände direkt an. Von der Idee begeistern ließen sich Alex, der ebenfalls schon ein erfahrener Sprayer ist, und aus Kursen bei Hella die Jugendlichen Ram, Isabelle, Linda und Jonas. Sie verwandelten neben den bereits erwähnten Wänden auch die leeren Plakatwände im Bereich Dorschberg, beim Einkaufszentrum, am Bahnhof, beim Wasserturm und gegenüber des Altenzentrums in bunte Blickfänger. Das Motiv dort zeigt eine Eule als Symbol für Weisheit. Genannt haben die jugendlichen Künstler dieses Kunstwerk deshalb auch „Wisdom“. „Wenn wir Glück haben, können wir die Wände noch länger als besprühbare Flächen nutzen“, hofft Hella, denn die Stadt braucht sie vielleicht nicht mehr, weil neue Plakatwände angeschafft werden sollen, habe er gehört. Dann werden über den Sommer auch immer wieder neue Motive entstehen und Abwechslung in den öffentlichen Raum bringen. (bic)

x