Kandel Expertentipps für die Wärmewende in der Südpfalz

In Neubauten sind Wärmepumpen inzwischen Standard. Auch die meisten Altbauten könnten umgerüstet werden, sagen Fachleute.
In Neubauten sind Wärmepumpen inzwischen Standard. Auch die meisten Altbauten könnten umgerüstet werden, sagen Fachleute.

Steigende Preise für Öl, Gas und Strom, dazu die unsichere Versorgungslage vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine. Die Menschen treibt derzeit ein Thema um: Wie geht es weiter mit der Energieversorgung? Können wir uns das noch leisten?

Was ist in der momentanen Situation bei der Energieversorgung vernünftig? Um Fragen wie diesen ging es am Mittwochabend bei einer Infoveranstaltung, zu der die Initiative Südpfalz-Energie (ISE) eingeladen hatte. Thema war die Wärmewende in der Südpfalz. Und damit hatten die Organisatoren ins Schwarze getroffen. Die im Kultursaal der Stadthalle Kandel aufgestellten Stühle reichten bei Weitem nicht aus, weitere mussten aus Nebenräumen herbeigeschafft werden. Viele Zuhörer hatten ganz konkrete Fragen mitgebracht, weil sie vor baulichen Veränderungen stehen. Landrat Fritz Brechtel und Bürgermeister Volker Poß waren gekommen, sprachen Grußworte und waren aufmerksame Zuhörer.

Eine Frau aus Bad Bergzabern heizt ihr Anwesen derzeit noch mit Gas, liebäugelt aber mit einer Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach und sucht nach einer alternativen Heizung. Für die Beantwortung ihrer Fragen ist Wolfgang Thiel (Hergersweiler) zuständig. Er ist der rührige und kenntnisreiche Vorsitzende der ISE und hat eine professionelle Präsentation im Gepäck. Sein Vortrag richtet sich vor allem an Eigentümer, die ihr Anwesen umrüsten wollen. Bei den Neubauten, so Thiel mehrfach, stelle sich die Frage heute schon fast nicht mehr. Denn hier sei die Energieerzeugung mit einer Wärmepumpe bereits Standard. Und die könne auch in den meisten Altbauten eingesetzt werden, vor allem dort, wo eine Fußbodenheizung eingebaut ist. Thiel schwärmt geradezu von dieser Möglichkeit, verschweigt aber nicht, dass die Preise für die Wärmepumpen derzeit noch viel zu hoch seien. Er wette aber, dass sich die allerdings schon bald nach unten bewegen werden, sagt der Energie-Fachmann, der früher beruflich am Bau von Kohle- und Kernkraftwerken mitgewirkt hat und einräumt, dass er in puncto Energieversorgung gewissermaßen vom Saulus zum Paulus geworden sei.

Lange Lieferzeiten für Wärmepumpen

Thiel und das Team der Südpfalz Energie beschwören die Unabhängigkeit von ausländischen Lieferanten. Es müsse und könne angesichts aller Ressourcen wie Sonne, Wind und Wasser gelingen, in diesem Bereich autark zu werden. Allerdings bedürfe es noch großer Anstrengungen. Dass die Lieferzeiten für Wärmepumpen derzeit sehr lange sind, bestätigen auch die beiden Firmen Oldenburg aus Harthausen und dtm aus Speyer, die im Foyer der Stadthalle ihre Informationsstände aufgebaut haben. Aber die Zeit könne man nutzen, sein Projekt in aller Ruhe vorzubereiten und Ausschau nach wirklich fachkundigen Handwerkern zu halten. Wichtig sei bei deren Auswahl vor allem die Erfahrung im Umgang mit Photovoltaik-Anlagen oder Wärmepumpen, sagt Thiel.

Ein Besucher ist unsicher, ob es nicht auch möglich ist, eine erst wenige Jahre alte Ölheizung parallel zur Wärmepumpe zu nutzen? Und ein anderer Fragesteller erkundigt sich nach der Zulässigkeit von PV-Anlagen auf einem Anwesen im Außenbereich. Auch hier müsste das genauer geprüft werden, etwa von Energieberatern der Verbraucherzentrale. „Jetzt bin ich doch bald 75 Jahre alt und weiß gar nicht, ob sich die Investitionen noch rentieren“, sagt ein Besucher aus Kandel. Zumal er nicht wisse, was mit seinem Haus einmal geschehen wird. Auch sei die vorhandene Öl-Heizungsanlage soweit noch intakt.

Verbraucherzentrale bietet Hilfe an

Überlegungen wie diese stellen derzeit viele Hausbesitzer an. Einige berichten dass sie sich schon Angebote für die Isolierung des Daches oder der Außenwände eingeholt haben, dabei aber erschrocken seien: Über die Preise einerseits, aber auch darüber, welche Wartezeiten die Handwerksfirmen angegeben haben. Auch sei es schwierig, bestimmte Baustoffe rasch zu beziehen, wird immer wieder ins Gespräch gebracht.

Viele Hilfen bietet die Verbraucherzentrale an, auch steht mit Victoria Singler in der Verbandsgemeinde Kandel seit zwei Jahren eine Klimamanagerin bereit, um erste Hilfen und Informationen zu geben. Die beziehen sich auch auf die mögliche Zuschüsse von Bund und Land oder auf zinsgünstige Kredite zur Finanzierung der Umbaumaßnahmen. Ansgar Hohmann von der Verbraucherzentrale hat diese auf mehreren Folien aufgezeigt. Natürlich sind Eigenmittel erforderlich, aber unter dem Strich rentieren sich die Investitionen auf jeden Fall.

Heizungsbaufirmen müssen umdenken

Davon überzeugt ist Wolfgang Thiel, der penibel am Beispiel seines eigenen Wohnhauses in Hergersweiler aufzeigt, welche Einsparungen er erzielt hat. Es sei eine Mär, dass Wärmepumpen etwa in Altbauten nicht funktionieren würden, sagt Thiel. Er fordert ein Umdenken auch bei den Heizungsbaufirmen, die ihre Mitarbeiter in diesem Bereich weiterbilden müssten. Ein Besucher aus Mörzheim berichtet, dass er derzeit schon dabei sei, sein Dach innen zu dämmen, weil eine Neueindeckung zu teuer sei. Dann werde er wohl auf die Wärmepumpe umsteigen, von der er nicht erst seit dem Vortrag an diesem Abend überzeugt sei. Allerdings müsse alles auch wirtschaftlich vertretbar sein.

Trotz der Fülle an Vergleichszahlen und anschaulichen Tabellen ist nach gut zwei Stunden Schluss. Am Ende muss jeder selbst entscheiden, welchen Beitrag er für die Wärmewende in der Südpfalz leisten möchte oder kann. Im Ohr geblieben sein dürfte bei den meisten Wolfgang Thiels Satz: „Ich würde es wieder tun!“ Denn die Wärmepumpe in Kombination mit einer PV-Anlage und einem echten E-Auto seien die Mittel der Wahl für die „ProSumer“ (Produzenten und Konsumenten zugleich).

Info

Die ISE-Veranstaltung wird wiederholt am 26. Oktober in Rülzheim, Katholisches Pfarrzentrum, und am 7. November in Westheim, Bürgerhaus. Beginn ist jeweils 19 Uhr.

Das Interesse an der Infoveranstaltung der ISE war riesengroß.
Das Interesse an der Infoveranstaltung der ISE war riesengroß.
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