Kreis Germersheim Engerlinge fressen Bienwald-Buchen

Kandel. „Viele Buchen sind in den oberen Kronenteilen ausgetrocknet“, sagt Johannes Becker vom Forstamt Bienwald, während er mit dem Auto durch den Wald bei Kandel fährt. Dann hält er kurz an und zeigt auf eines der Exemplare, das er damit meinte. Es ist eine hohe Buche, die im unteren Bereich ihrer Krone saftig grüne Blätter trägt. Je weiter man nach oben schaut, desto karger wird der Bewuchs, am oberen Ende befindet sich kein einziges Blatt mehr an den Ästen, die wie Antennen kahl in die Höhe ragen. Nach dem Zwischenstopp geht die Fahrt weiter, bis schließlich ein großer Schlepper am Wegesrand steht und auf seinen Einsatz wartet. „Wir ziehen heute einen Baum samt Wurzel aus dem Boden“, sagt Becker. So sollen die Schäden, die die Maikäfer-Engerlinge durch ihren Fraß anrichteten, deutlich werden. Dann verabschiedet sich Becker, um sich mit dem bereits wartenden Leiter des Forstreviers Langenberg, Christoph Feiereis, zu besprechen. Die Unterredung dauert nur kurz, dann ist auch schon der erste Baum ausgeguckt und es kann losgehen. Der große Schlepper, in dem Volker Karcher, Forstunternehmer, bereits die Anweisungen erwartet, rollt in Richtung einer kleineren Buche. Ein paar Meter entfernt vom Objekt der Begierde hält der vierrädrige Koloss. Karcher steigt aus seinem Führerhaus aus und legt ein dickes Drahtseil um den Stamm. Um seinen Hals hat er eine Fernbedienung hängen, mit der er die Seilwinde am vorderen Ende des Schleppers bedienen kann. Ein kurzer Knopfdruck genügt, um den Baum zum Stürzen und das Wurzelwerk zum Vorschein zu bringen. „Hier müssten eigentlich viele kleine Wurzeln sein“, sagt Becker, als er von unten den soeben gefällten Baum betrachtet. Statt der angesprochenen kleinen Wurzeln sind aber nur relativ dicke zu sehen, die nur wenige Zentimeter in den Boden ragten. Die Maikäfer-Engerlinge, die sich mittlerweile zu Käfern entwickelt haben, haben alles abgefressen. Das seien mit Sicherheit nicht nur zwei oder drei Engerlinge gewesen, sondern zig, sagt Becker. „Durch den flächendeckenden Befall der Wurzeln sind die Buchenbestände stark gefährdet“, erklärt er. Weil durch die fehlenden Feinwurzeln nämlich die Wasser - und Nährstoffversorgung der Bäume leidet, sterben zuerst die oberen Teile der Krone und im Extremfall später der ganze Baum ab. Dann schweift Beckers Blick in Richtung eines weiteren Exemplars, das deutlich sichtbare Schäden aufweist. Die etwa 18 Meter hohe Buche „steht völlig frei und sollte daher groß gewachsen sein“, sagt er. Stattdessen trägt sie kaum ein grünes Blatt, die Pflanze scheint dem Tod näher zu sein als dem blühenden Leben. Der große Schlepper ist in der Zwischenzeit weitergefahren, um einen weiteren Baum auszuheben. Als die Wurzel zum Vorschein kommt, bietet sich erneut ein Bild, dass wenig Hoffnung macht. „Das ist Wahnsinn“, meint Becker, „da ist nichts mehr dran“. Die Engerlinge, die sich mittlerweile zu Käfern weiterentwickelt haben, haben auch hier ganze Arbeit geleistet. Die herausgezogenen Wurzelballen bleiben indes nicht im Wald liegen, sie werden auf die Landesgartenschau nach Landau gebracht. Dort stellt das Forstamt für Landesforsten an diesem Wochenende zu den Themen Maikäfer, dicke Eichen im Bienwald und Nachhaltigkeit anschaulich gemacht aus.

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