Kreis Germersheim Ende des Kirchturmdenkens

Kurz vor Weihnachten ging es in einigen Verwaltungen noch hektischer zu als sonst: Die Verbandsgemeinden Jockgrim, Hagenbach, Kandel, Landau-Land und – später hinzugekommen – Herxheim sowie die Stadt Wörth wollen sich als Region „Südpfalz“ um ein Programm der Europäischen Union bewerben. Das Land Rheinland-Pfalz darf 15 Regionen auswählen, die dank eines schlagkräftigen Lokalen Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts (LILE) in den Genuss von EU-Fördermitteln kommen, Stichtag für die Bewerbung sollte der 30. Januar, also heute, sein. Nun steht das Konzept für die sogenannte „Leader-Region Südpfalz“, aber da andere Regionen noch nicht so weit waren, hat das Land kurzerhand die Frist um zwei Monate verlängert. Gestern hatte deshalb Tobias Baumgärtner vom Projektbüro Kobra zum Gespräch geladen. Gemeinsam mit Bürgermeister Volker Poß (Kandel), Bürgermeister Torsten Blank (VG Landau-Land), Bürgermeister Franz-Ludwig Trauth, Bürgermeister (VG Herxheim), Gerfried Sand (Beigeordneter VG Jockgrim) und Jens Forstner (Geschäftsführender Beamter VG Kandel) wollte er zeigen, was in der Südpfalz schon als Konzept erarbeitet wurde. Das Ergebnis kann sich tatsächlich sehen lassen. Natürlich geht es bei der Bewerbung zunächst um die EU-Fördermittel: Sollte die Region ausgewählt werden, würden innerhalb von 6 Jahren insgesamt 2,845 Millionen Euro fließen (EU-Mittel: 1,95 Millionen Euro, Landeszuweisung: 700.000 Euro, Regionaler Anteil: 195.000 Euro). Allerdings bleibt da pro Jahr und Kommune dann doch nicht so viel, dass das Rad komplett neu erfunden werden kann. Aber darum gehe es ja auch garnicht, sagt Baumgärtner: Das Projekt habe eine „Türöffner“-Funktion, um besser an andere EU- und Landesförderungen zu kommen. Und durch die Bewerbung wurde auf einmal über Verbandsgemeinde- und Kreisgrenzen hinweg über Projekte gesprochen. „Wenn sich die Bürgerinitiativen Kandel und Herxheim vernetzen können, können wir das auch“, sagte Poß schmunzelnd. Die Arbeitsgruppen seien gut angenommen worden, sagte Baumgärtner. 60 Projekte, teilweise „schon grob durchdacht“, lägen jetzt vor, nach der Auftaktveranstaltung habe es Anrufe von Bürgern gegeben, die mitarbeiten wollten. „Ähnliche Orte, ähnliche Strukturen, ähnliche Themen“, sagte Blank. Die Schnittmenge sei sehr groß gewesen, nur im Bereich Tourismus gingen die Bedürfnisse auseinander. Der eigene Kirchturm sei schon seit einiger Zeit nicht mehr das Maß der Dinge. Dank des Leader-Projekts wurden Themen entdeckt, die gemeinsam angegangen werden sollen – auch falls es keinen Zuschlag geben sollte. Auch der Naturschutzgedanke habe sich verändert, sagt Sand: Inzwischen sei klar, dass Streuobstwiesen auch eine gewisse Pflege benötigen – eine entsprechende Projektidee ist aufgelistet. Für die Dörfer soll es ein Management für die leerstehenden Häuser geben, das den Besitzern Tipps für weitergehende Nutzung geben kann. Dem Nachwuchsmangeln bei den Freiwilligen Feuerwehren soll mit einer Imagekampagne begegnet werden. Ferienunterkünfte sollen zertifiziert, der Mandelblütenpfad bis in den Kreis Germersheim verlängert werden. Die Bürgerbeteiligung gehe ja weiter wenn es darum gehe, welche Projekte umgesetzt werden sollen, betonte Trauth. Eine Entscheidung des Landes soll vor der Sommerpause fallen. (tnc)

x