Kreis Germersheim Ein „Seilspringer“ auf Weltniveau

Germersheim. Benjamin Schmitz von der Turnerschaft Germersheim ist im Vorstand der ERSO (European Rope Skipping Organisation). Schmitz hat sich in den letzten Jahren auf nationaler und internationaler Ebene im Rope Skipping einen Namen gemacht. Er ist nicht nur als Trainer international bei Workshops gefragt, sondern engagiert sich auch als Kampfrichter und in der Ausbildung von Kampfrichtern und Übungsleitern.

Herr Schmitz, sie sind von der ERSO in den Vorstand berufen worden, vertreten seitdem Deutschland in dieser Organisation. Welche Funktion hat die ERSO im Rope Skipping?

Die ERSO ist der europäische Dachverband des Rope Skippings. Sie ist zuständig für die Festlegung von Wettkampfrichtlinien und Wertungssystemen, für die Ausbildung und Prüfung neuer Kampfrichter und die Ausrichtung der Europa-Meisterschaften sowie anderer europäischer Wettkämpfe. Wie viele Vorstandsmitglieder kommen außer Ihnen aus Deutschland? Außer mir kommt niemand aus Deutschland. Der Vorstand besteht momentan aus neun Mitgliedern aus acht verschiedenen Staaten. Wie kam es zur Wahl in den Vorstand? Seit 2009 war ich auf fast jeder internationalen Meisterschaft als Skipper oder Kampfrichter weltweit aktiv. Dabei lernt man natürlich viele Leute kennen. Und ich interessiere mich selbst sehr für das Kampfrichter-System. 2013 ist die ERSO während der Europameisterschaft in Dänemark auf mich aufmerksam geworden. Damals hat die ERSO eine Art Rope-Skipping-Botschafter neue Mitgliedsländer gesucht und mich gefragt, ob ich Interesse hätte, nach Portugal zu gehen. Im Sommer 2014 hatte ich den nächsten Einsatz der ERSO in Italien (6 Wochen). So hat das angefangen, die ERSO war zufrieden mit meiner Arbeit. Um die deutsche Anbindung an die ERSO noch mehr zu fördern und den Informationsaustausch zu optimieren, habe ich die Anfrage der ERSO im September 2014 gerne angenommen. Was sind Ihre Aufgaben im Vorstand? Der ERSO-Vorstand als Ganzes ist das Entscheidungsgremium auf europäischer Ebene. Hier wird unter anderem entschieden, welche europäischen Events durchgeführt werden und ob es beispielsweise neue Wettkampfmodelle geben soll. Da mein absolutes Steckenpferd das Kampfrichtern ist, hat die ERSO mich als Vertreter für „Rules“ (= Kampfrichter-Richtlinien) in das Komitee des Weltverbandes entsandt. Die meiste Arbeit läuft über Skype-Sitzungen und Schriftverkehr. Werden Sie für die Arbeit im Vorstand bezahlt? (Lacht) Nein, leider nicht. Mein Amt ist ganz klar ein Ehrenamt, es gibt in Deutschland soweit ich weiß keine hauptamtlichen Mitarbeiter. Die Sportart ist noch zu jung, um damit viel Geld verdienen zu können; es gibt höchstens Reisekostenerstattung für internationale Reisen. Die nächsten Europa-Meisterschaften im Rope Skipping werden vom 31. Juli bis 2. August 2015 in Idar-Oberstein stattfinden. Haben Sie etwas mit der EM-Vergabe nach Deutschland etwas zu tun? Nein, damit habe ich absolut nichts zu tun, das ist ganz sicher nicht mein Verdienst. Die beiden Vereine, die sich um die EM-Ausrichtung beworben haben, sind zwar Vereine, bei denen ich Trainer bin (Oberstein) oder war (Mackenrodt), aber ausschlaggebend ist, dass die Region eine ungewöhnlich hohe Dichte an Rope Skipping-treibenden Vereinen aufweist und die Ausrichter vor allem ein hohes Maß an organisatorischem Know-how mitbringen. Übrigens war zuletzt in Deutschland eine internationale Meisterschaft 1998 in Rockenhausen. Sind Sie selbst noch aktiv und starten bei Wettkämpfen? Eventuell werde ich 2015 in Startgemeinschaft mit dem Stuttgarter Rope Skipping Verein im Team-Wettkampf Team starten. Unser Ziel wäre dann die Teilnahme bei der Heim-EM in Idar-Oberstein. Weiterhin trainiere ich zusammen mit Christina Heinrichs die Show- und Wettkampfgruppe der Turnerschaft Germersheim, die „Sparkling Skippers“. Die Trainingsphase der Germersheimer Rope Skipper läuft bereits auf Hochtouren, im Februar und März stehen Meisterschaften und Qualifikationen an. Wie viele Teams und Einzelstarter wird die Turnerschaft melden? Ich gehe davon aus, dass wir zwei Teams melden können und vielleicht sechs Einzelstarter – das ist aber alles noch sehr ungewiss. Welche Ziele haben Sie persönlich? Ich will Rope Skipping weiter vorantreiben, vielen neuen Vereinen und Ländern den Spaß an der oft unterschätzten Sportart vermitteln und damit insgesamt die Leistung in diesem tollen Sport fördern. Ich habe noch einen ganz großen, wenn auch weit entfernten Traum: Irgendwann die Olympischen Spiele im Fernseher einschalten und einen Skipper vor Weltpublikum springen sehen.

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