Kandel Brände löschen ist Familiensache

Die Jugendfeuerwehren der VG Kandel.
Die Jugendfeuerwehren der VG Kandel.

Wenn die Feuerwehr ausrückt, sind oft Väter, Söhne und Brüder gemeinsam im Einsatz. Über ein Ehrenamt, bei dem das Engagement häufig in der Familie liegt und über die Bedeutung der Jugendfeuerwehr als Startpunkt.

An die Anfänge der Jugendfeuerwehr in Steinweiler im Spätjahr 1973 erinnert sich Norbert Knauber, dessen Vater auch Wehrführer war, noch bestens. „Als 14-Jähriger bin ich mit etwa 15 weiteren jungen Leuten dazu gekommen, als Gerhard Schloß Wehrführer war. Sein Sohn war auch gleich dabei.“ Sein erster Jugendwart war Erich Fritz. Knauber selbst wurde mit knapp 20 Jahren Jugendwart und bekleidete dieses Amt 15 Jahre , ehe er auch Wehrführer wurde.

Vor etwa 40 Jahren meldete sich mit Claudia Herrmann das erste Mädchen, das in die Jugendwehr aufgenommen werden wollte. Damals wusste man zunächst nicht, ob das überhaupt möglich ist, und musste nachfragen. Danach kamen immer wieder einige Mädchen dazu.“ Inzwischen liegt der weibliche Anteil bei der Jugend etwa bei 20 Prozent, berichtet der Feuerwehr-Jugendwart der Verbandsgemeinde, Michael Illgen.

Wettkämpfe und Zeltlager gehören dazu

Im Kreis Germersheim gab es damals außer der Jugendfeuerwehr in der VG Kandel noch die in Jockgrim, Wörth, Maximiliansau und Schaidt, sagt Knauber, der auch lange Jahre als Kreisausbilder tätig war. Nach dem Start in Kandel und Steinweiler wurden, unterstützt vom damaligen Verbandsbürgermeister Günther Tielebörger, auch in den anderen Orten der VG Jugendwehren aufgebaut. „Wir haben die Jugend für die aktive Wehr vorbereitet, aber auch Wettkämpfe bestritten und Zeltlager durchgeführt.“

Knauber selbst ist heute noch aktiv dabei. Früher war die Altersgrenze bei 60 Jahren, dann wurde sie auf 63 und inzwischen auf 67 Jahre verschoben. „Jetzt mache ich eben altersgerechte Jobs“, merkt er mit einem Schmunzeln an. Sein Sohn ist natürlich auch bei der Feuerwehr. Auch bei Edgar Jung liegt das Ehrenamt in der Familie: Jung kam „mit knapp 15 Jahren“ zur Jugendfeuerwehr und lässt es jetzt mit 64 Jahren „ein bisschen ruhiger“ angehen. Sein Vater war ebenso bei der Feuerwehr. Er selbst wurde 1985 Wehrführer in Kandel, ab 1992 Wehrleiter der VG. „Nach über 30 Jahren habe ich mich vor zwei Jahren aus Führungspositionen zurück gezogen“. Dafür ist sein Sohn Bastian inzwischen stellvertretender Wehrleiter.

Über 80 Prozent der Wehrleute aus Jugendwehr

Beide Feuerwehrler der ersten Stunden sind der Ansicht, dass über 80 Prozent aus der Jugendfeuerwehr zu den Aktiven übergehen und auch oftmals Vater, Söhne oder inzwischen auch Töchter und später Enkel bei der Feuerwehr landen. Vieles habe sich über die Jahrzehnte verändert, wie der Blick auf das Thema Arbeitssicherheit.

Doch nicht immer kommt die Inspiration aus der Familie, wie das Beispiel des aktuellen Wehrführers in Kandel und Wehrleiters der VG, Alexander Dietz, zeigt. Der 43-Jährige ist seit 25 Jahren dabei. „Ich kam durch Kollegen dazu. Ich hatte im Fußball Jugendmannschaften trainiert und habe dann in der Feuerwehr das Miteinander, die Kameradschaft und die Teamarbeit schätzen gelernt“, sagt er der RHEINPFALZ. Er spricht dabei von einem „ernsten Hobby“.

„Aus Langeweile bin ich dazu gekommen“, erzählt der 15-jährige Mika Beck aus Kandel. Vor Corona entschloss er sich bei der Jugendfeuerwehr zu schnuppern, ohne dass ihn die Familie oder Freunde überredet hätten. „Und jetzt gefällt es mir gut und ich habe so manche Freunde gefunden.“

Auch Kreisfeuerwehrinspekteur mit Familientradtion

Im Zuge der Feierlichkeiten zum Jubiläum konnte Bürgermeister Volker Poß (SPD) den Jugendwehren einen „nagelneuen Rollcontainer mit allem, was man zum Üben braucht“, übergeben. Darüber freute sich natürlich besonders der Feuerwehr-Jugendwart der Verbandsgemeinde, Michael Illgen. Er ist seit 34 Jahren dabei. Mit zehn Jahren nahm ihn sein großer Bruder in Erlenbach mit, wo er später zehn Jahre Jugendwart war, ehe er nach Kandel umzog und dort seit zehn Jahren VG-Jugendwart ist. „In Erlenbach gab es damals nur Fußball und die Feuerwehr“, blickt er zurück. „Da war klar, dass man bei beiden dabei sein wollte.“ Er erinnert sich auch noch gut an den ersten Jugendwart der VG, Bernd Schönlaub aus Freckenfeld, Vater des heutigen Kreisfeuerwehrinspektors Mike Schönlaub, „von dem man einiges lernen konnte.“

Die Ausbildung zum Jugendwart erfolgt an der Feuerwehr- und Katastrophenschutzakademie in Koblenz, dazu kommen Fortbildungen beim Jugendfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz.

„Die Jugendfeuerwehr der VG hat momentan 54 Jugendliche“ – so Illgen. „Ab zehn Jahren kann man eintreten, ab 16 zu den Aktiven wechseln. Da darf man aber noch nicht alles mitmachen. Deshalb bleiben die meisten bis 18 in der Jugendfeuerwehr.“

Und dieser Nachwuchs hat im Frühjahr vielleicht ein Leben gerettet, als bei einer Müllsammelaktion ein regungsloser Mann im Gebüsch gefunden wurde. „Das sind Vorbilder, die wir in unserer Gesellschaft brauchen“, gratulierte Innenstaatssekretärin Nicole Steingaß im Namen der Landesregierung nun den Jugendfeuerwehren der Verbandsgemeinde Kandel. Anlass der Feierlichkeiten waren das 50-jährige Bestehen der Jugendfeuerwehr in Steinweiler, das 45-jährige der in Kandel und das 40-jährige der in Erlenbach, Freckenfeld, Minfeld, Vollmersweiler und Winden.

Grußworte bei der Jubiläumsfeier sprachen der stellvertretende Landesjugendfeuerwehrwart Axel Fischer und der Vertreter des Regionalen Feuerwehrverbandes Vorderpfalz Werner Baumann, die auch Urkunden, Fußbälle und Schecks für die Jugend mitbrachten. Für die musikalische Umrahmung sorgten von der Musikschule Kandel Margarete Mildner (Violine) und Johan Anton German (Klavier).

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