Kreis Germersheim Bibelepisoden auf der Straße

Der Titel des Projekts lautet „EinAugenBlick“. Im ökumenischen Miteinander wollen sich beide Kirchengemeinden „auf das gemeinsame Fundament des Evangeliums besinnen“. „Es geht immer um einen Augenblick, bei dem jemand etwas Großes mit Jesus erlebt hat, einen Augenblick, der große Folgen hat“, sagt der katholische Pastoralreferent Thomas Bauer. „Die Idee ist gut drei Jahre alt und entstand beim Besuch der Streißelhochzeit im elsässischen Seebach“, berichtet er. Menschen aller Altersstufen stellen dort mit entsprechenden Requisiten historische Bauernhochzeiten nach. Bauer hat das begeistert. Sein Gedanke: „Das könnte auch ein Format sein, um biblische Geschichten ohne Worte zu erzählen.“ 2013 besuchten Vertreter der katholischen Gemeinde die Streißelhochzeit – und waren ebenfalls begeistert. Die Katholiken waren sich einig, das Projekt auf Bibelgeschichten zu übertragen und die evangelische Gemeinde mit ins Boot zu nehmen. Denn: „Das Evangelium ist unser gemeinsames Fundament“, sagt Bauer. Im Presbyterium wurde die Idee vorgestellt. Hier und auch bei Pfarrer Martin Oesterling fiel sie auf fruchtbaren Boden. Der Versuch, biblische Geschichten in der Gegenwart darzustellen, lässt aus seiner Sicht viel Raum für Kreativität. Die Bibelstellen könnten „historisierend oder verfremdet“ bildlich wiedergegeben werden. Bauer: „Es gibt keinen Regisseur. Jede Gruppe erarbeitet sich das Bild selbst.“ Er hofft, mit dem Projekt Menschen in neuer Art und Weise mit der Botschaft des Evangeliums in Berührung bringen und so auch Nicht- Kirchgänger zu erreichen. „Wir gehen mit unserer Botschaft auf die Straße, dorthin, wo das Leben stattfindet.“ Laut Oesterling könnte das Vorhaben „ein Dorfprojekt“ werden, für das gezielt Teilnehmer unterschiedlichen Alters aber auch Institutionen, Vereine sowie Gruppen aus Westheim, Lingenfeld, Schwegenheim und Umgebung geworben werden sollen. Denn: „Je mehr mitmachen, desto entlastender ist das für alle Beteiligten.“ Neben Bilddarstellern werden unter anderem auch Kulissenbauer, Techniker, Näherinnen, Kuchenbäckerinnen und Begleiter für die Führungen gesucht. An den Samstagen und Sonntagen, 12. und 13. September sowie 3. und 4. Oktober, können Besucher die biblischen Bilder bei Führungen durch Westheim erleben. Wer daran teilnehmen möchte, muss sich vorher anmelden. Die Führungen in Gruppen zwischen 10 und 15 Personen starten voraussichtlich am Sängerheim. Die Wegstrecke führt zur Kirche und über Raiffeisenstraße, Dorfplatz, Wiesenweg, Schlossgasse und Mühlwiesen zum Bürgerhaus, wo der Abschluss sein wird. Zu den einzelnen Bildern an etwa zehn Stellen gibt es eine Einführung. Laut Bauer haben bereits etliche Bürger ihr Gelände, ihre Höfe und Gärten, zur Verfügung gestellt: „Alle, die wir angesprochen haben, waren sofort begeistert, machen gerne mit“, erzählt Bauer erfreut. Eine Vorauswahl möglicher Bibeltexte aus dem Neuen Testament mit unterschiedlichen Botschaften wurde bereits getroffen. Einige Beispiele: die Tempelreinigung, die Frau am Jakobsbrunnen, die Berufung der Jünger, die Hochzeit zu Kanaan und Zachäus im Baum. Die Liste kann aber ergänzt werden. Presbyterin Annett Sinnwell sieht das Projekt als „große Chance zu zeigen, dass es zwischen Katholiken und Protestanten nicht nur Differenzen, sondern ganz große Gemeinsamkeiten gibt“.

x