Kreis Germersheim 230 Volt auf Kindergartenzaun

Am 18. Oktober 2012 waren 230 Volt Spannung auf dem Zaun des Kindergartens „Schatzkiste“ in Kuhardt. Dabei wurde eine Oma, die ihren Enkel abholen wollte, an der Schulter verletzt. Zwei Kinder erlitten Stromstöße. Mangels Beweisen wurde der Prozess vor dem Amtsgericht Germersheim gegen zwei der drei wegen fahrlässiger Körperverletzung Angeklagten eingestellt; gegen den dritten wurde er vorläufig eingestellt bis er jeweils 500 Euro Schmerzensgeld an die verletzten Kinder gezahlt hat. Der Anspruch der Oma ist laut deren Anwältin zivilrechtlich abgegolten. Als Ursache für den unter Strom stehenden Zaun wurde eine mangelhaft installierte Verteilerdose festgestellt. Zwei Jahre dauerten die Ermittlungen. Auf der Anklagebank saßen der damalige Elektriker, ein 35-jähriger Landauer, der Elektromeister, ein 46-jähriger Lustadter, und der Projektant, ein 46-jähriger Landauer. Ob und wie viel Schuld sie an der lebensgefährlichen Schlamperei haben, konnte nicht geklärt werden. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens vergingen zwischen der Installation der Außenanlage im Mai 2010 und dem Masseanschluss am Zaun gut zwei Jahre. Zweitens arbeiteten mehrere Firmen auf der Baustelle. Drittens wurden die Stromleitungen oberirdisch in Rohren verlegt, weil die Pflasterarbeiten abgeschlossen waren. Die Kinder hüpften auf den Rohren herum, was in einer Kita nichts Besonderes ist. Aber dadurch brachen allmählich die Isolierungen; so stand der Zaun plötzlich unter Strom. Viertens stellte sich heraus, dass an der Verteilerdose nachträglich Installationen für die Beleuchtung vorgenommen wurden. Der 35-jährige Elektriker habe das nicht gemacht, weil er bereits aus der Firma ausgeschieden war. Zudem konnte sich der Elektriker nicht mehr erinnern, welche Arbeiten er an der Kindergartenbaustelle verrichtet hatte. Dass er zum fraglichen Zeitpunkt dort tätig war, ging aus dem Rapportzettel des Meisters hervor. Auf Pfusch war das allerdings kein Hinweis. Der 46-Jährige ist enttäuscht. Seit dem Unfall habe er jegliches Vertrauen in Mitarbeiter verloren, arbeitet allein in seiner Firma. „Jede Schraube und jede Dose überprüfen, das geht nicht“, schilderte er die gängige Praxis. Das bestätigte auch der Projektant aus dem Planungsbüro. Seine Firma habe die Submission für die Gemeinde gemacht und den Elektromeister als Bauleiter eingesetzt. Bei der Abnahme der elektrischen Anlage im Außenbereich sei er dabei gewesen und alles habe funktioniert. Pfusch habe er nicht erkennen können, denn „das Problem war in der Dose drin“. Die nachträglich angebrachte Beleuchtung habe das Planungsbüro nicht betreut. Die habe der Architekt angeordnet. Die Lampen seien von der Lustadter Elektrofirma angebracht worden. Jetzt muss der Meister die Rapportzettel durchsuchen, um herauszufinden, wer damals die Unglücksdose geöffnet hat. Denn dabei hätten die Mängel auffallen müssen, war der Sachverständige gewiss. Ein grober Fehler sei eine fehlende Gummitülle gewesen. Weiter seien die Schellen am Kabelrohr zu weit auseinander gesetzt worden und drittens hätte das Kabel in die Erde verlegt werden müssen. (mldh)

x