Kreis Bad Duerkheim Verwelkter Rucola wird zu Pesto

Kochen mit Lebensmitteln, die im Supermarkt nicht mehr gekauft und zu Hause weggeworfen werden. Das ist der Leitspruch in der Küche der Realschule plus in Weisenheim am Berg. Dort war jetzt Restaurantchef und Koch Markus Hebestreit zu Besuch. Seine Kochstunde mit Schülern wurde diesem Motto gerecht.

Im Herbst letzten Jahres konnten sich landesweit Schulen beim Landwirtschaftsministerium bewerben, um am Projekt „Ernährung nachhaltig gestalten, was ist unser Essen wert?“ teilzunehmen. Von den rund 600 Bewerberschulen wurden letztendlich nur 40 ausgewählt, darunter die Realschule plus. Somit befassten sich seit Dezember die achten Klassen im Wahlpflichtfach „Haushalt und Soziales“ unter Leitung von Monika Antoni mit Lebensmitteln und ihrem Verbrauch. Unter anderem testeten sie das Mindesthaltbarkeitsdatum von Joghurts oder suchten Rezepte für ältere oder beschädigte Lebensmittel. Dabei achteten sie darauf, dass die Mängel keine Auswirkung auf das fertige Gericht hatten. Nach demselben Prinzip wurde mit Markus Hebestreit vom Restaurant „Mundart“ in Saulheim gearbeitet. Eine Melone mit Druckstelle wurde mit Äpfeln in ein Eisgetränk gemixt, der verwelkte Rucola-Salat zu Pesto verarbeitet und die alten Erdbeeren als Eis gegessen. Alles kann Hebestreit dann doch nicht durchgehen lassen und muss sich gleich zu Beginn von einer angeschimmelten Tomate trennen, die eigentlich für die Bruschetta gedacht war. Bruschetta mit altem, trockenem Brot, versteht sich. Das aber sowieso noch mal in den Backofen kommt. Nach und nach wird jedem Schüler seine Aufgabe zugeteilt, der Profi gibt überall noch Tipps und Ratschläge. Beim Verkosten der Melone kommt er aber ins Stocken. „Die schmeckt nach Fleisch. Da hat wohl jemand das Brett nicht richtig saubergemacht.“ Mit fachmännischer Unterstützung werden Tomaten und Zwiebeln gewürfelt und der Knoblauch zerkleinert. Beim Zubereiten der Pesto lassen die Realschüler dem Profi ran. Die fertige Bruschetta schmeckt augenscheinlich, hinterlässt bei vielen aber ölige Finger. Da hilft die gleiche Methode, die der Meister schon nach dem Erdbeerschneiden empfohlen hatte: „Hände waschen oder abschlecken.“ Für das Erdbeereis wird, wie für das Eisgetränk und das Pesto, Hebestreits Küchenmaschine benutzt. Bei diesem Alleskönner müssen die Geräte der Schule nicht aus dem Schrank geholt werden. Trotzdem hat das Erdbeergemisch am Ende eher die Konsistenz von Joghurt. Lehrerin Antoni freut sich, dass selbst die Profis nicht unfehlbar sind. Gerade als Lehrerin weiß sie, wie sehr sich die Schüler freuen können, wenn sie einen Fehler in ihren Arbeitsblättern finden. Dass es jetzt Joghurt statt Eis gibt, scheint aber niemanden weiter zu stören. Das kann auch an der Tonkabohne liegen (wir berichteten), die hier ihren Einsatz hat. Allein ihr Geruch reichte aus, dass sich ein paar Schüler eine Bohne mit heimnehmen. An den Berichten über ihre hypnotische Wirkung könnte vielleicht doch etwas dran sein.

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