Kreis Bad Duerkheim „Kein Grund zur Panik“

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Bilder von Babys mit Fehlbildungen gehen derzeit um die Welt. Ihre Mütter sollen in der Schwangerschaft von Stechmücken mit dem Zika-Virus infiziert worden sein. Ein Fall für die Schnakenbekämpfer von der Speyerer Kabs?

Die Lage in Lateinamerika ist derart besorgniserregend, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO dazu den weltweiten Notstand ausgerufen hat. Schwangere in Speyer und Umgebung müssten aber nicht um die Gesundheit ihrer Babys fürchten, betont auf Anfrage Norbert Becker, wissenschaftlicher Leiter der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) mit Sitz in Speyer. Diese hat sich vom Bekämpfer der Altrheinschnaken zum international gefragten Experten für problematische Insektenaufkommen entwickelt. „Es gibt keinen Grund zur Panik“, sagt Becker. „Ich glaube persönlich nicht, dass unsere Hausmücken das Zika-Virus übertragen können.“ Es wird davon ausgegangen, dass die Krankheit in Brasilien hauptsächlich von der Afrikanischen Tigermücke (Aedes aegypti), aber auch von der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) übertragen wird. Das seien auch die beiden Stechmückenarten, die weltweit die meisten Viruserkrankungen „weiterreichten“. Die Asiatische Tigermücke hat sich in den vergangenen Jahren entlang des Oberrheins ausgebreitet, das haben Kabs-Mitarbeiter ermittelt. Aber die Art ist hier immer noch recht selten, denn sie bevorzugt tropisches Klima. Es müssten nun schon einige Zufälle zusammen kommen: Ein Reisender, der sich in Süd- oder Mittelamerika mit dem Virus infiziert hat, müsste hier von einer der wenigen Tigermücken gestochen werden, die danach eine Schwangere sticht. „Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit geht gegen null“, so Becker. Im Moment ist Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, mit dem die Kabs eng zusammenarbeitet, in Brasilien. Er versucht dort, das Zika-Virus zu isolieren und für weitere Forschungen mit nach Deutschland zu bringen. Dann soll in Zusammenarbeit mit der Kabs untersucht werden, ob sich das Virus in den hier in der Region vorkommenden Stechmückenarten vermehren kann. Nur wenn das der Fall ist, könnten die Mücken das Virus auch übertragen. Das wird laut Becker ein Thema bei einer Tagung der EMCA (European moscito control association) sein, die im März in Speyer stattfindet. Becker plant im Laufe des Jahres eine Reise nach Brasilien. Die Kabs selbst, die hier in der Region seit 40 Jahren Stechmücken mit BTI bekämpft, wurde noch nicht um Hilfe gebeten. „Ich gehe aber davon aus, dass auch dort das BTI zur Abtötung der Mückenlarven eingesetzt wird“, sagt Becker. „Bei meinen früheren Aufenthalten in Brasilien hat man das so gemacht.“ Der Wirkstoff wird in den USA hergestellt, die Kabs hat ihn weiterentwickelt. Ausgewachsene Schnaken werden in Brasilien mit Pyrethroiden bekämpft, das BTI hilft nur gegen Larven. „Das ist das, was man im Fernsehen sieht“, so Becker. Für Menschen seien die Wirkstoffe relativ harmlos, sie seien auch in den Steckern enthalten, die hier im Hausgebrauch zur Bekämpfung von Mücken eingesetzt werden. Die „schärfste Waffe gegen Mücken“ sei aber weiterhin die Bevölkerung. Sie müsse informiert und eingebunden werden, um mögliche Brutstätten für Stechmücken zu beseitigen. Das könne schön das Wasser im Blumenuntersetzer sein, so Becker. In Speyer und Umgebung haben die Menschen noch eine Weile Ruhe vor den Plagegeistern: Ab April oder Mai gehe die Bekämpfung durch die Kabs vermutlich wieder los, so deren Direktor: „Ich hatte ja gehofft, dass der Winter die Mücken dahinrafft, aber das, was wir bis jetzt hatten, macht denen nichts aus.“ (krx)

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