Kreis Bad Duerkheim Ex-Waldhof-Manager angeklagt

2009 ist das Jugendförderzentrum des SV Waldhof am Alsenweg eröffnet worden.
2009 ist das Jugendförderzentrum des SV Waldhof am Alsenweg eröffnet worden.

Am heutigen Mittwoch beginnt vor dem Landgericht Mannheim ein Prozess gegen Rüdiger Lamm, den ehemaligen Berater des SV Waldhof Mannheim, und zwei weitere Mitangeklagte. Es geht um den Vorwurf des Betrugs und der Beihilfe zum Betrug im Zusammenhang mit dem Bau des 2009 eröffneten Jugendförderzentrums der Waldhöfer vor knapp 13 Jahren.

Mit welchen Gefühlen Rüdiger Lamm vor dem Landgericht erscheinen wird, ist unklar. „Bitte wenden Sie sich an meinen Anwalt“, sagte er auf Anfrage der RHEINPFALZ. Nur eines ließ sich der frühere Waldhof-Manager entlocken: „Die Sache ist schon 13 Jahre her, das soll ja alles 2006 passiert sein.“ Wobei die Bezeichnung „Manager“ im Grunde nicht richtig ist, denn der heute 70-Jährige trat in seiner Zeit beim SVW zwar nach außen hin als solcher auf, hatte offiziell aber nur einen Honorarvertrag als Berater mit dem Traditionsverein und war deshalb nicht berechtigt, Verträge zu schließen oder Geldgeschäfte abzuwickeln. Die wilden Zeiten des SV Waldhof Es waren wilde Zeiten, die der SV Waldhof erlebte, als Lamm zwischen 2006 und 2008 als Berater für den Klub tätig war. Der Fußball-Klub spielte in der Regionalliga und schrammte oft nur knapp an der Zahlungsunfähigkeit vorbei. Es war für die Waldhöfer ein Segen, dass sich der Verein Anpfiff ins Leben, eine Initiative von Mäzen Dietmar Hopp, bereit erklärte, dem Traditionsclub ein Jugendförderzentrum zu bauen. Knapp 2,4 Millionen Euro wurden dafür ursprünglich zur Verfügung gestellt. Etwa die Hälfte der Summe war für einen Funktionsbau vorgesehen. Im Zusammenhang mit diesem Bau stehen nun die Betrugsvorwürfe. Lamm soll laut Anklage Ende 2006 nach Möglichkeiten gesucht haben, die zweckgebundenen Spenden zweckwidrig dem SVW und sich selbst zukommen zu lassen. Mit Hilfe eines Generalunternehmers sei ein Angebot zur Errichtung des Gebäudes in Höhe von 1,15 Millionen Euro vorgelegt worden. Vom Differenzbetrag zum tatsächlichen Baupreis, 665.000 Euro, sollten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft 100.000 Euro an Lamm und 50.000 an die Mitangeklagten zurückfließen, 300.000 Euro sollten angeblich durch Unterstützung der Mitangeklagten über Sponsoringverträge an den SV Waldhof fließen. Die Mitangeklagten kannte Lamm aus seiner Zeit als Manager der Offenbacher Kickers, in Mannheim traten sie später als Sponsor auf. Etwa 190.000 Euro sind laut Staatsanwaltschaft über Sponsoringverträge an den SV Waldhof geflossen. 69.500 Euro sollen für angebliche Beraterverträge an Lamm gegangen sein, jeweils 15.000 Euro an die Mitangeklagten. Die Verwendung und der Verbleib der Differenzsumme von 138.500 Euro habe bislang nicht ermittelt werden können. Während ihrer Nachforschungen fand die Staatsanwaltschaft beim SV Waldhof nach Informationen dieser Zeitung einen Bauantrag für das Funktionsgebäude, der vom damaligen und inzwischen verstorbenen Vereinspräsidenten Hans-Joachim Bremme unterschrieben wurde, in dem allerdings kein Betrag hinsichtlich der Wertigkeit der zu bauenden Immobilie eingetragen worden sein soll. Auf der Abschrift des Bauantrags, der der Stadt vorliegt, ist hingegen die Summe von etwa 665.000 Euro in dem dafür vorgesehenen Feld eingetragen. Der Verein Anpfiff ins Leben, der dem SV Waldhof das Geld für den Bau des Gebäudes zur Verfügung stellte und bis heute jährlich knapp 300.000 Euro für den Unterhalt zuschießt, will sich vor dem Prozess nicht detailliert zu den Vorwürfen gegen Lamm äußern. „Anpfiff ins Leben war beim Bau des Förderzentrums nicht involviert und hat erst nach Fertigstellung die Räume als Nutzer bezogen. Die Vorgänge um den Bau und die handelnden Personen sind uns nicht bekannt“, heißt es in einer Erklärung. Fakt ist, dass beispielsweise die Duschräume in dem Gebäude ursprünglich weder Fenster hatten noch mit einer Lüftungsanlage ausgestattet wurden. Erst nachträglich wurde eine Lüftung eingebaut, nachdem es in den Nasszellen zu Schimmelbildung gekommen war. An anderen Stellen gibt es innen und außen am Gebäude deutliche Zeichen für großen Verschleiß. Es ist nun die Aufgabe der Staatsanwaltschaft, herauszuarbeiten, ob dies alles Indizien für das mangelhafte und kostengünstige Erstellen des Gebäudes sind oder das alles einer Fehlplanung geschuldet ist. Zunächst sind für den Prozess elf Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil ist deshalb wohl nicht vor Ende September zu erwarten.

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