Kreis Bad Duerkheim Das Öl liegt unterm Muschelkalk

Es geht nach unten: Jan Weinreich (links) und Tobias Käutner vor der Bohrung „Römerberg 8“.
Es geht nach unten: Jan Weinreich (links) und Tobias Käutner vor der Bohrung »Römerberg 8«.

Langsam und unnachgiebig arbeitet sich die Bohranlage in die Tiefe, etwa zehn Meter schafft sie in der Stunde. An der Seite dampft es aus dem Bohrturm, Gefahr besteht jedoch keine: Dies sei mit Kreide angereichertes Wasser, mit dem das Bohrloch ausgespült werde, beruhigt Geologe Tobias Käutner. In den 2000 Metern Tiefe, in die man schon vorgedrungen sei, herrsche eine Temperatur von fast 90 Grad, deshalb der Dampf. Tatsächlich riecht es hier etwas nach Tafelschwamm. Alle 15 Meter muss ein neues Stahlrohr in das Bohrloch nachgeschoben werden. Unten am Bohrturm bereitet ein Mitarbeiter gerade den „Pipe Handler“ vor, der an die Greifschaufel eines Baggers erinnert. Mit dieser Vorrichtung kann sich die Anlage das neue Rohr automatisch anheben und ausrichten. Englisch ist in der Ölbranche die Sprache der Wahl, wenn es um die Erklärung technischer Abläufe geht. So ist das Betriebsgelände in der Siemensstraße laut Jan Weinreich, Generalbevollmächtigter von Neptune Energy, einer von zwei „Clusterplätzen“ in Speyer, der andere liegt an der Franz-Kirrmeier-Straße. Von diesen beiden Betriebsplätzen aus wird die Lagerfläche in etwa 2000 bis 2500 Metern Tiefe aus verschiedenen Winkeln angebohrt. Das Öl ist unter der Erde jedoch nicht als unterirdischer See vorhanden, sondern wurde in porösem Gestein, dem Buntsandstein, aufgenommen. Direkt darüber liegt eine dicke Schicht Muschelkalk. „Früher war hier alles warme Ursuppe, mit Temperaturen wie vor den Bahamas“, sagt Käutner, der die inzwischen neunte Bohrung in Speyer betreut. Unter der ölreichen Buntsandsteinschicht befindet sich Wasser, welches das Öl nach oben drückt. „Das ist jedoch kein Grundwasser, sondern hoch alkalisches Tiefenwasser“, stellt Käutner klar. Um eine Verschmutzung des in höheren Schichten liegenden Grundwassers zu verhindern, werden die vom „Pipe Handler“ beförderten Rohre nach ihrer Versenkung im Bohrloch mit Beton umhüllt, „Casing“ nennt sich diese Verschalungstechnik. Erst wenn alles dicht sei, werde durch ein innen liegendes Produktionsrohr mit der Förderung begonnen, versichern Weinreich und Käutner. Wie diese aussieht, lässt sich ein paar Meter weiter beobachten. Hier liegt „Römerberg 1“, die erste Bohrung von 2008. Sie fördert bis heute Öl, zur Zeit etwa 60 bis 80 Kubikmeter am Tag. Anstatt großer Türme steht hier lediglich ein kleines, rotes Förderkreuz. Die Konstruktion scheint nur aus Ventilen und Rohren zu bestehen und erinnert in ihrer Form an ein Kruzifix. Durch dieses Kreuz läuft das Öl in spezielle, dickwandige Tanks, die Separatoren. Hier werden Begleitstoffe wie das Tiefenwasser und Gase abgetrennt. Während das Rohöl anschließend in einen massiven Tank läuft, wird das Wasser wieder in die Lagerstätte gepumpt, mit dem Gas wird ein angeschlossenes Blockheizkraftwerk betrieben. Der Rundgang durch die „Pantoffelzone“, den ohne weitere Sicherheitsausrüstung begehbaren Anlagenteil, geht weiter. Weinreich erwähnt die hohe Qualität des hier geförderten Öls, die im vom American Petroleum Institute (API) eingeführten API-Grad gemessen wird: „Wir haben hier einen API-Grad von 38, das in Norddeutschland geförderte Öl meist nur um die 25.“ Der Wert bezeichnet die Dichte und damit die Qualität des geförderten Öls. Die Fördermenge beider Clusterplätze liegt momentan bei etwa 370 Tonnen pro Tag, die erlaubte tägliche Obergrenze von 500 Tonnen soll jedoch aufgehoben werden. Dafür müssen die Betreiber in einem Planfeststellungsverfahren die seismische und ökologische Unbedenklichkeit der Förderung nachweisen. „Wir sind optimistisch, dieses Verfahren 2019 abschließen zu können“, sagt Weinreich dazu. Etwa 20 weitere Jahre soll dann an der fünf bis sechs Quadratkilometer großen Lagerstätte noch gefördert werden.

x