Kreis Bad Duerkheim Bei Tageslicht betend entsagen

Wenn Fasten am Ramadan tatsächlich für die gläubigen Muslime nicht nur eine Zeit der Besinnung, sondern auch der Selbstprüfung ist, dann haben sich die Besucher des Maimarktgeländes für die kommenden Tage einiges vorgenommen. Empfangen werden die Gäste nämlich nicht nur vom Duft einer Hähnchenbraterei, sondern von einer knapp 200 Meter langen Zeltstraße, auf der sich ein Gastronomiestand an den nächsten reiht. Und zwischen dem Einlass um 17 Uhr bis zum Sonnenuntergang gegen 21.30 Uhr ist da jede Menge Selbstbeherrschung gefragt. Gut, dass der Maimarktclub zu einem übergroßen Gebetsraum, selbstverständlich nach Geschlechtern getrennt, umfunktioniert wurde. Betend fällt die Entsagung sicherlich leichter. Türkische Spezialitäten von scharf bis süß, von heiß bis kalt, von herb bis fruchtig, aber auch Fisch stehen dann nach Sonnenuntergang bis Mitternacht zur Verfügung. Auf den ersten Blick wirkt hier der vertraute „Nordsee“-Schriftzug eines bekannten Backfisch-Spezialisten seltsam ungewohnt. Auf den zweiten Blick wird jedoch klar: Der angefügte Werbeslogan steht dort in türkischer Sprache. Überhaupt weht über dem Maimarktgelände der Halbmond, nicht nur in sprachlicher und kulinarischer Hinsicht. Auch das Musik- und Kulturprogramm in der Halle selbst ist stark von orientalischen Klängen geprägt. So hat der in der Türkei bekannte Sänger Ugor Isilak, der den Wahlkampf des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan unterstützt, das Fest am letzten Abend des islamischen Mondmonats Scha’ban eröffnet. Zahlreiche weitere Künstler, die teilweise eigens aus der Türkei anreisen, werden an allen Abenden, selbstverständlich ebenfalls erst nach Sonnenuntergang, die Maimarkthalle beschallen. Dafür ist die Mehrzweckhalle bestens gerüstet. 700 Biergarnituren, jede bestehend aus einem Tisch und zwei Bänken, geben einen deutlichen Eindruck davon, dass die Veranstalter des Vereins Cultura Mannheim mit seinem Geschäftsführer Uluhan Yazici mit rund 16.000 Besuchern am Tag und 500.000 Gästen insgesamt rechnen. Zumindest bei der Eröffnung des ersten Ramadanfestes war die Stimmung locker und gelöst. Für Bürgermeisterin Felicitas Kubala ist Mannheim mit rund 30.000 Einwohnern muslimischen Glaubens „der richtige Ort“ für eine solche Veranstaltung. Dabei legten sie und die Veranstalter entschieden Wert darauf, dass nicht nur Muslime auf dem Maimarktgelände willkommen sind. „Vielfalt braucht Begegnung. Dazu gehören sicher auch Konflikte, die wir gemeinsam lösen müssen“, sagte die Bürgermeisterin. Das Fest biete die beste Gelegenheit dafür, „sich zu begegnen und mehr voneinander zu erfahren.“ Sie dankte deshalb dem das Fest ausrichtenden Verein für die Organisation dieser Veranstaltung. Zumal sich das Fest nicht nur an die Mannheimer Gläubigen richtet, sondern alle Muslime der Metropolregion willkommen sind. Und auch jedes Alter. So ragt auf dem Maimarktgelände ein Riesenrad in den Himmel, Höhepunkt eines kleinen Vergnügungsparks, der sich ebenso wie die vorbeiziehenden Figuren aus türkischen Märchen vor allem an die jungen Gäste richtet, die von dem Gebot zu fasten ebenso wie Kranke und Schwangere ausgenommen sind. In der Maimarkthalle selbst als dem zentralen Veranstaltungsort, wo rund 50 Aussteller versammelt sind, wird das Herkunftsland der Organisatoren sehr deutlich. Hier sind eigens aus der Türkei eingeflogene Spezialisten für Mode oder auch Telekommunikation vertreten. Und der zweite gewohnte Schriftzug außer dem der Fisch-Fastfood-Kette stammt vom ADAC.

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