Kreis Bad Duerkheim Baustellen statt Kirchentag

105.000 Dauerteilnehmer kamen 2017 zum Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Berlin und Wittenberg. Hier ein Blick auf den Abs
105.000 Dauerteilnehmer kamen 2017 zum Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Berlin und Wittenberg. Hier ein Blick auf den Abschlussgottesdienst auf den Elbwiesen.

Den einen oder anderen hat die Pressemitteilung der Evangelischen Landeskirche Baden am Freitag überrascht. Dort hieß es: „Kein Deutscher Evangelischer Kirchentag 2027 in der Metropolregion Rhein-Neckar“ . Dabei wusste die Öffentlichkeit bislang nicht, dass ein solcher geplant war. Eine offizielle Bewerbung gab es auch tatsächlich noch nicht, wie die Landeskirche Baden auf Nachfrage bestätigt. „Die Kirchenleitungen in Baden und der Pfalz hatten lediglich die Einladung des Kirchentags 2027 nach Mannheim-Ludwigshafen in Aussicht genommen“, sagt Pressesprecher Daniel Meier. Das bestätigt auch Wolfgang Schumacher, in selber Position bei der Evangelischen Landeskirche der Pfalz beschäftigt. Es habe zwar Gespräche der beiden Landeskirchen gegeben – eine allein könnte laut Schumacher den Kirchentag nicht stemmen – und auch mit den Kommunen, konkrete Planungen jedoch noch nicht. Für die Absage zeigt Schumacher Verständnis, schließt jedoch nicht aus, dass die Metropolregion Rhein-Neckar sich zu einem späteren Zeitpunkt bewirbt. „Der Kirchentag war noch nie hier im Südwesten.“ Ähnlich sieht es die Ludwigshafener Dekanin Barbara Kohlstruck. Sie habe sich in der Landessynode für einen Kirchentag Mannheim-Ludwigshafen eingesetzt. Dennoch „kann ich das nachvollziehen“ sagt sie und verweist auf die Dimensionen eines solchen Großereignisses. Ein kurzes Telefonat nach Dortmund, wo derzeit der DEKT 2019 vorbereitet wird. „Es wird zirka 2000 Veranstaltungen an fünf Tagen an rund 200 Orten geben“, sagt Pressesprecher Stephan von Kolson. Auch wenn das Programm noch nicht endgültig stehe, ist sicher: Der Abschlussgottesdienst soll im Stadion des Bundesligisten Borussia Dortmund stattfinden, sagt von Kolson und ergänzt: „Und dort werden nicht alle reinpassen.“ Er rechnet mit 100.000 Dauerteilnehmern und zusätzlichen Tagesgästen. Solch eine Großveranstaltung in Ludwigshafen und Mannheim bei zeitgleichem Abriss der Hochstraße Nord? Im Frühsommer habe die Stadt Ludwigshafen die Entscheidung gegen den DEKT 2027 mitgeteilt, heißt es aus Baden. Bei der dortigen Landeskirche waren bereits zweimal je 500.000 Euro für die Veranstaltung zurückgestellt worden. Im April war bekannt geworden, dass sich der Abriss der Hochstraße Nord verschiebt, weil zuvor die Trasse Süd saniert werden soll. Sowohl Baudezernent Klaus Dillinger (CDU) wie auch die Mannheimer Stadtverwaltung betonen, dass die Absage eine gemeinsame Entscheidung der beiden Städte sei. „Wir hätten keinen störungsfreien Ablauf des Kirchentags 2027 gewähren können“, heißt es von der anderen Rheinseite. Dillinger: „Das Interesse beider Städte an einem Kirchentag ist nach wie vor groß.“ Aufgeschoben heißt also nicht aufgehoben. Das sehen auch Kohlstruck und Schumacher so. Beide sagen: Gut, dass die Entscheidung noch rechtzeitig bekannt wurde. Die Pfälzische Landeskirche hätte sonst in ihrer November-Synode erste finanzielle Mittel eingestellt. Wie Schumacher erklärt, wird ein Kirchentag neben kirchlichen Mitteln auch durch Sponsoring, Teilnehmergebühren und Zuschüsse von Ländern und Kommunen finanziert. Die nächsten Kirchentage nach Dortmund finden in Frankfurt am Main (2021) und Nürnberg (2023) statt. Man hört: Ludwigshafen und Mannheim wollen es vielleicht nach 2030 noch einmal versuchen.

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