Karlsruher Fächer Von Jahrestagen und Endlosschleifen

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Die Zeit vergeht mit ordentlichem Tempo. Das bemerkt man ganz besonders, wenn irgendwelche Jahrestage anstehen, die man als Zeitzeuge selbst miterlebt hat.

Vor 20 Jahren wurde die „neue“ Messe Karlsruhe vor den Toren der Stadt eröffnet. Das ging im allgemeinen Rauschen der Aktualität etwas unter, doch im September 2003 fanden in der damals noch recht zugigen dm-Arena tatsächlich Spiele der Volleyball-Europameisterschafte statt. Zum dritten mal in Karlsruhe. Erstmals hatte eine Volleyball-EM 1989 in Karlsruhe stattgefunden, damals noch in der Europahalle. Womit wir beim nächsten Jahrestag wären: die Europahalle wurde schon vor 40 Jahren eröffnet. Sie entwickelte sich dann schnell zur guten Stube des badischen Sports, Weltstars diverser Sportarten gaben sich hier die berühmte Klinke in die Hand. Dann kamen Konzerte hinzu. Deep Purple, Sting, BAP, die Hosen, Grönemeyer und die Kelly Family. Viele mehrmals. Vor neun Jahren kam dann aber der große Hammer. In der Europahalle durfte wegen Brandschutzproblemen von heute auf morgen keine größeren Veranstaltungen mehr stattfinden. Maximal 200 Menschen waren erlaubt, was selbst den Schulsport vor kuriose Probleme stellte (wer sich im Karl-Wolf-Saal, neben dem Foyer der Halle aufhielt, wurde nicht mitgezählt). Eine große Halle, die für große Veranstaltungen nicht genutzt werden kann, ist natürlich ein Problem. Doch bis der Gemeinderat sich nach langen und zähen Diskussionen dazu entschloss, die Halle zu sanieren, gingen Jahre ins Land. Doch nun gibt es tatsächlich Licht am Ende des Tunnels. Fast auf den Tag genau soll die Europahalle nach zehn Jahren Dornröschenschlaf im Juli kommenden Jahres zu neuem Leben erweckt werden. Rund 30 Millionen Euro werden dann in Brandschutz und Sanierung geflossen sein, den alten Glanz wird die Halle aber trotzdem nicht mehr erleben. Maximal 4800 Zuschauer werden es künftig sein – knapp halb so viel wie früher. Die Empore bleibt für Zuschauer sogar dauerhaft gesperrt. Brandschutz!

Platznot der Sportvereine

Deutschland ist Basketball-Weltmeister – daran muss man sich erst noch gewöhnen – doch der erhoffte Boom wird wohl kleiner ausfallen, als eigentlich möglich. Auch in Karlsruhe. Denn in der Fächerstadt fehlen neben Wohnungen auch die Sporthallen. Zwar kommt die Europahalle im kommenden Jahr zurück, doch das wird die Not nur geringfügig mildern. Alle großen Sportvereine leben aktuell mit dem Mangel. Beim PSK, dem Verein zwischen Rüppurr und Südtangente und Heimat eines Basketball-Zweitligisten, will man die Sache nun selbst in die Hand nehmen und einige Tennisplätze als Baugrund opfern. Ähnliche Gedanken hat man bei der Turnerschaft Durlach und auch der SSC, seit dieser Saison Volleyball-Bundesligist, hat längst eigene Hallenpläne. Seit Jahren schon und ursprünglich hätte man die neue, eigene Halle gerne schon im vergangenen Jahr in Betrieb genommen. Doch die „Mitarbeit“ der Stadt lässt sehr zu wünschen übrig. Selbst der für den Bau nötige Bebauungsplan lässt seit Monaten auf sich warten. Dabei waren im städtischen Haushalt sogar schon Zuschüsse für das Vorhaben eingeplant. Doch auch die eigenen, die städtischen Hallenbau-Pläne stecken in einer Zeitschleife. Vor Jahren war der Bedarf für gleich mehrere Dreifeld-Hallen in diversen Stadtteilen „entdeckt“ worden, denn viele Hallen im Stadtgebiet zeigen massive Alterungsspuren. Es sah nach großem Bauprogramm aus, doch fertiggestellt wurde bisher nur die Lina-Radke-Halle, die die Volleyballer und Basketballer immerhin für ihre Bundesliga-Spiele nutzen können. Zudem wachsen beim Schulzentrum Oberreut zwei Dreifeld-Hallen aus dem Boden, Fertigstellung – wenn alles klappt – in zwei Jahren. Zwei Jahre später als ursprünglich anvisiert. Karlsruhe und seine ewigen Baustellen, eine Endlosgeschichte. Doch es gab dieser Tage auch positive Nachrichten. Bei der Umgestaltung der Fußgängerzone sei man dem Zeitplan sogar etwas voraus. Zumindest der weihnachtliche Christkindlesmarkt auf dem Marktplatz kann wohl kommen.

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