Karlsruhe Mit Boney M. fing alles an

Mannheim

. Er hat schon für Größen wie die Rolling Stones, U2, Bon Jovi, Michael Jackson und Tina Turner gearbeitet. Nina Hagen schickte ihn einst von einer Tour nach Hause, weil er ein falsches T-Shirt trug. Er hat so viel erlebt, dass man gut und gerne ein Buch darüber schreiben könnte. Nun ist Ziggy Grimm im Event Management der SAP Arena gelandet, sorgt dafür, dass große und kleinere Künstler in Mannheim auftreten und kümmert sich als „Manager on Duty“ an den Veranstaltungsabenden im Hintergrund um einen reibungslosen Ablauf der Shows. Mittlerweile gehört er ohne Zweifel zu den Urgesteinen des Veranstaltungsgeschäfts. Grimm sitzt in der SAP Arena vor seiner Tasse Cappuccino. Hinter der großen Hornbrille glänzen seine Augen, wenn er von seiner Vergangenheit erzählt. Hinter jeder Antwort, die er gibt, verbirgt sich eine kleine Geschichte. Geschichten, die Grimm dazu machten, was er heute ist. „Das waren alles glückliche Zufälle, die mich ins Musikgeschäft gebracht haben“, sagt der gelernte Computerelektroniker. Er beginnt, diese vielen Zufälle aus seinem Gedächtnis hervorzukramen. „Ende der 70er-Jahre war ich zu den großen Zeiten von Boney M. bei ihnen als Ton- und Bühnentechniker fest angestellt“, erinnert er sich an erste Schritte im Musikbusiness. „Damals waren wir ein Haufen Hippies, das ganze Geschäft war neu.“ So professionell wie heute sei das keinesfalls gewesen. Grimm machte alles, er klebte sogar Konzertplakate. Nach Boney M. folgte die Selbstständigkeit als Techniker, Technischer Leiter und Production Manager. Er stand dabei im Dienst mehrerer Veranstaltungsfirmen. „Ich hatte unter anderem die technische Verantwortung bei Konzerten von Künstlern wie Frank Sinatra, Pavarotti oder Placido Domingo“, erzählt Grimm. Und der Faden riss auch in den 90er-Jahren nicht ab, als Grimm Leiter der Technischen Abteilung der Firma Köln Concerts wurde. Er sorgte dafür, dass hochkarätige Konzerte über die Bühne gehen konnten, darunter Open-Air-Konzerte für Stars wie die Stones, Bon Jovi, Tina Turner oder Michael Jackson. „Das war dann schon eine ganz andere Liga“, schwärmt er noch heute. Teilweise fanden die Konzerte in Luxemburg statt. Das kleine Land hatte damals allerdings noch nicht viel Erfahrung mit derartig großen Veranstaltungen. Und so war Grimm mitverantwortlich dafür, dass die Infrastruktur für Konzerte mit über 80.000 Besuchern in Luxemburg aufgebaut wurde. „Danach habe ich für ein paar Monate für U2 gearbeitet“, schlägt er fast nebenbei ein neues Kapitel seines Schaffens auf. Als sogenannter „Site Coordinator“ sorgte er für den richtigen Aufbau einer der drei U2-Bühnen – und das in Europa und Nord-Amerika. Seine letzte U2-Tour vor seinem Wechsel zur Kölnarena, wo er ebenfalls Technischer Leiter war, stand 1998 an. 2000 folgte die Ernennung zum Technischen Direktor. 2004 war es dann so weit: Grimm wechselte nach Mannheim. Die SAP Arena befand sich zu diesem Zeitpunkt noch im Bau. Er stand beratend beiseite und sorgt im Veranstaltungsmanagement seitdem dafür, dass die Topacts und die „Kleineren“ in die Quadratestadt kommen. Nicht weniger interessant ist sein Bereich als Manager on Duty, der für einen reibungslosen Ablauf einer Show sorgt: Ein Veranstaltungstag beginnt für ihn gegen 8 Uhr. „Dann schnappe ich mir den Bühnenplan und schaue, ob alles Besprochene umgesetzt wird“, erzählt der 62-Jährige, dessen Geburtsstadt Heidelberg ist. Er kontrolliert die Position des Mischpults, damit das gegebenenfalls zu der Bestuhlung passt. Außerdem prüft Grimm die Sichtlinien, und er ist den ganzen Tag über Ansprechperson für die Veranstaltungspartner. Am Nachmittag kümmert er sich um die Sicherheitsvorkehrungen in der Arena wie Fluchtwege, Beschilderung und die Absprache mit der Polizei und dem Sicherheitsdienst. „Wenn dann die Türen aufgehen, wird es leichter.“ Stressig findet Grimm seinen Job nicht. Er liebt und lebt seine Arbeit. Sein Lohn: „Eine gut durchgeführte Show und zufriedene Gäste.“ Doch abends kann er trotzdem nicht gleich abschalten. „Dann sitze ich erst mal zwei Stunden da, trinke ein Glas Wein und rauche eine Zigarette“, sagt Grimm und lacht. Seinen Verbindungen ist es übrigens auch zu verdanken, dass Eric Clapton vor Kurzem sein einziges Deutschlandkonzert in Mannheim gab. Und gibt es noch einen ganz bestimmten Star, den er nach Mannheim holen möchte? Grimm sagt entschlossen: „Ich will jeden Künstler hier haben. Das ist mein Job.“

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