Karlsruhe Karlsruher Fächer

Der Kreis Karlsruhe muss Energie sparen.
Der Kreis Karlsruhe muss Energie sparen.

Und plötzlich ist da geschlossen. Nur die Stammkundschaft hat es live mitbekommen, dass da im Café Böckeler am Karlsruher Marktplatz wohl endgültig die Lichter ausgegangen sind. Das beliebte Café, wo man bei schönem Wetter – selbst jetzt noch im sonnigen Oktober - draußen vergeblich einen freien Platz suchte, hat nach knapp 20 Jahren den Schlüssel umgedreht. An der Stelle, wo früher das Café Feller „seit Menschengedenken“ seine Kundschaft verwöhnte, soll nach dem Willen der Stadt etwas ziemlich anderes entstehen. Ein Gastronomiebetrieb, der auch abends geöffnet hat. Die Innenstadt soll auch nach Einbruch der Dunkelheit pulsieren. Letztlich ist es nur das Ende eines Trauerspiels, das sich da seit gut zehn Jahren abspielt. Eigentlich wollte Chef Stefan Böckeler an dieser Stelle „das tollste Kaffeehaus Süddeutschlands“ erschaffen. Modern, dem neugestalteten Marktplatz angemessen, eine Anlaufstelle für Einwohner und Besucher der Stadt. Doch das Gebäude gehört der städtischen Fächer GmbH und die hat andere Pläne. Zunächst wurde „nur“ über die Kostenverteilung bei der dringend nötigen Modernisierung gestritten, dann ums Prinzip. Ein Tortencafé sei an dieser Stelle vielleicht nicht mehr so richtig zeitgemäß, ließ Oberbürgermeister Frank Mentrup verlauten.

Inzwischen hat Böckeler das ehemalige Ringcafé in der Karlstraße als neues Domizil ausgesucht und in Ettlingen soll eine neue Filiale eröffnet werden. Dort sieht man das mit den Tortencafés offensichtlich anders. Man darf durchaus gespannt sein, ob es der Stadt gelingt, einen neuen Fixpunkt am Marktplatz zu installieren. Ach ja, wenn wir schon dabei sind: Auch das Kaffeehaus Schmidt in der Kaiserallee macht demnächst dicht. Nach 73 Jahren. Auch hier meint der (neue) Eigentümer, ein Kaffeehaus mit Fokus auf Torten und Kuchen sei nicht mehr zeitgemäß. Der Kuchennotstand in Karlsruhe ist absehbar.

Aktionismus

Energiekosten ist zum Reizwort geworden. Die Kommunen klagen, die großen Firmen klagen und das KIT klagt. Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe werden an der renommierten Karlsruher Forschungsuniversität erwartet, wo nun unter anderem in vielen Gebäudeteilen einfach mal die Temperatur herunter gefahren werden. Nur noch 19 Grad in Arbeitsbereichen, heißt die Vorgabe, Treppenhäusern und Eingangshallen werden fortan gar nicht mehr beheizt. Auch die Kommunen im nördlichen Landkreis Karlsruhe haben inzwischen festgestellt, dass vor allem Schulen und Sporthallen enorme Energiefresser sind und überlegt, wo gespart werden kann. Die nächtliche Beleuchtung mancher Gebäuden wird nun eingestellt. Bemerkenswert. Für Energie wurde auch früher schon sehr viel Geld ausgegeben. Und wird nicht schon seit Jahrzehnten gemahnt, mit Energie und damit mit unseren Steuergeldern sparsamer umzugehen? Erst jetzt, wo die Preise explodieren, wird ernsthaft nach Einsparpotenzialen gesucht und teilweise ist Aktionismus angesagt. Doch man sollte mit der öffentlichen Hand auch nicht gar zu kritisch umgehen, im privaten Bereich sieht es schließlich nicht viel bessern aus. Dort haben abschaltbare Mehrfachsteckdosen inzwischen Konjunktur und über Standby-Betrieb von Geräten und andere, heimliche Stromfresser wie Ladegeräten wird gründlicher sinniert. Menschen sind nun mal am Werk, hier wie dort. Was will man erwarten?

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