Karlsruher Fächer Holger Hanselka am KIT verabschiedet

1496c8006aca7a6d

Ehre wem Ehre gebührt, hieß es am Donnerstag am Karlsruher Institut für Technologie, kurz KIT genannt. Der große Tanker in der deutschen Wissenschaftslandschaft verabschiedete seinen langjährigen Präsidenten Holger Hanselka höchst feierlich.

Zehn Jahre lang war Hanselka Chef von 10.000 Mitarbeitenden und durchschnittlich 22.000 Studierenden und er wurde, wie bei solchen Anlässen üblich, nun gebührend gelobt. Judith Pirscher, Staatssekretärin aus dem Haus von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), bezeichnete Hanselka gar als Architekten des KIT. Was dieser natürlich zurück wies. Auch mit Blick auf die wahren Gründerväter, die mit im Raum saßen. Tatsächlich kam er erst ans KIT, als dieses schon mit vier Jahren bereits das Vorschulalter erreicht hatte. Ein damals allerdings strauchelndes Kind der Bundes- und Landespolitik, das 2009 aus der Fusion aus Technischer Universität (Land) und ehemaligem Kernforschungszentrum (Bund) gebildet worden war. Vielleicht hatte sich Deutschlands größte Forschungseinrichtung zu sehr auf den Lorbeeren des 2006 verliehenen und dann wieder verlorenen Titels „Elite-Universität“ ausgeruht, vielleicht war auch die Fusion zu kraftaufwendig. Hanselka schaffte die „Mission Impossible“. Inzwischen gehört das KIT wieder zum Kreis der Elite-Unis und mehr noch: für die renommierten Universität Leiden in Holland, eine der führenden Unis weltweit, ist das KIT aktuell die forschungsstärkste deutsche Universität in den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Der stets freundlich lächelnde und häufig Optimismus verbreitende Hanselka hinterlässt also ein geordnetes Feld. Seine Nachfolgerin, beziehungsweise sein Nachfolger werden sich auf große Fußspuren gefasst machen müssen. Doch noch ist die Nachfolge nicht geregelt.

Neuanfang

Nicht mehr im Amt erlebt - und da hätte er tatsächlich als Architekt bezeichnet werden können – hat Hanselka die Eröffnung des neuen „Informatikom“ des KIT, die nur wenige Stunden vor seiner Verabschiedung vollzogen wurde. Ein Prachtbau, der dem KIT von der Stiftung seines Ex-Studenten und späteren SAP-Mitgründers Klaus Tschira praktisch geschenkt wurde. Für geschätzt 60 Millionen Euro entstanden während der Corona-Jahre am Durlacher Tor zwei Gebäude mit zusammen 10.000 Quadratmeter Fläche für Forschung, Kommunikation und Wissensvermittlung. Denn unter dem gemeinsamen Dach sollen die Institute für Informatik, Wissenschaftskommunikation und Angewandte Kulturwissenschaft sich austauschen und gemeinsam dafür sorgen, dass die wissenschaftlichen Ergebnisse anschließend auch verständlich formuliert unters Volk gebracht werden. Gleichzeitig könnten die beiden Bauwerke der Auftakt zur weiteren Bebauung des östlichen Adenauerrings bilden. Doch das ist eine andere Geschichte, bei der sich die Bedenken tragende Stadtpolitik bisher nicht mit Ruhm bekleckert hat. Oberbürgermeister Frank Mentrup hat die Hoffnung auf die „Perlenkette“, die diese Gebäude dereinst bilden sollen, immerhin noch nicht ganz aufgegeben. Vielleicht klappt es ja irgendwann mit einem weiter führenden Bebauungsplan für dieses am Rande der Innenstadt und teilweise brach liegende Areal.

x