Karlsruhe 350 Untersuchungen in vier Tagen

Auf Haiti und in Indien waren sie schon, die Ärzte der Augenklinik der Evangelischen Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüpurr. In Zusammenarbeit mit der in der Südpfalz beheimateten Ruanda-Stiftung ist ein Ärzteteam – drei Augenärzte und ein Kinderarzt – aus Karlsruhe jetzt nach Afrika geflogen. Die Bilanz offenbart ein gewaltiges Arbeitspensum der Ärzte: 350 Kinder wurden innerhalb von vier Tagen untersucht und in vielen Fällen auch behandelt. „Dr. Christian Scheib, Chefarzt der Augenklinik, ist auf uns zugekommen“, sagt Monika Seelinger, Projektkoordinatorin der Ruanda-Stiftung, mit Begeisterung. Denn: In Ruanda gibt es gerade einmal 20 Augenärzte, die einzige Augenklinik befindet sich in ländlicher Gegend rund 50 Kilometer von der Hauptstadt Kigali entfernt – und die wenigsten Familien können sich eine Krankenversicherung für umgerechnet 3,90 Euro im Jahr leisten. „Dieser freiwillige Hilfseinsatz der Karlsruher Ärzte war ein wahrer Segen für die Kinder, denn bei Fehlsichtigkeit und Schielen ist es besonders wichtig, in den ersten Lebensjahren eine Korrektur vorzunehmen“, sagt Seelinger. Vor allem der Kinderarzt Dr. Frieder Speidel hat viel zu tun: Viele der untersuchten Kinder leiden an Zahnproblemen, dazu stellte er häufig veränderte Trommelfelle aufgrund nicht behandelter Mittelohrentzündungen fest sowie Wurmerkrankungen, Krätze, Pilzerkrankungen und Herzprobleme. In vielen Fällen, so berichtet Dr. Speidel, konnte direkt vor Ort mit den mitgebrachten Medikamenten geholfen werden – bei den Kindern mit Herzerkrankungen könne man nur hoffen, dass die Eltern die Kinder ins Krankenhaus bringen. „Eine weiterführende Diagnostik für diese Kinder in einem lokalen Krankenhaus ist jedoch sehr fraglich, da die meisten Eltern sich eine Krankenversicherung nicht leisten können“, heißt es. Weniger dramatisch verlief der Einsatz für die Augenärzte: Augeninfektionen und Allergien wurden vor Ort behandelt, Hilfsmittel wie Brillen waren allerdings in keinem Fall nötig. „Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Kinder sehr wenig in Büchern lesen, da fast keine Lehrbücher zur Verfügung stehen und der Unterricht meistens an der Tafel stattfindet. Ein ständiger Wechsel zwischen Nah- und Weitsehen ist daher kaum gegeben“, teilt die Ruanda-Stiftung dazu mit. Über die Hilfsaktion freut sich Projektkoordinatorin Seelinger in ihrem Büro in Germersheim ganz besonders: „Wenn die Ärzte nicht gesagt hätten, das übernehmen wir, wäre das nicht möglich gewesen. Wir sind ja ein kleiner Verein.“ Über den materiellen Gegenwert der Hilfsaktion will sie keine Details nennen, sagt aber: „Ein Flug, das kann jeder nachgucken, kostet rund 1000 Euro.“ Dazu kommen die Medikamente und natürlich der unbezahlte Urlaub der Ärzte. Seelinger hofft: „Es wäre schön, wenn es nächstes Jahr wieder klappt.“ (lsb)

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