Kaiserslautern Wo sich jede Straße ’ne Baustelle leisten kann

Der SWR3-Comedy-Campus tourt wieder durch die Unis des Landes und lockt nicht nur Studenten in die Hörsäle – und das am späten Abend: So geschehen am Samstag, als die beliebte Reihe auch an der TU Kaiserslautern Station machte. Kabarettist Andreas Müller ließ mal wieder unzählige Prominente zu Wort kommen und wurde durch zwei Duos bestens unterstützt: das bekannte Zweiergespann „Onkel Fisch“ sowie das Allgäuer Traumduo Maxi Schafroth und Markus Schalk. Thema des Abends: Deutschland in all seinen Facetten.

Wenn SWR3-Comedian Andreas Müller den Mund aufmacht, taucht allerhand Prominenz aus Politik, Unterhaltung und Sport auf der Bühne auf. Keiner schlüpft so schnell in „Stimmkostüme“ wie er. Das war an diesem Abend nicht anders. So nuschelte sich Jogi Löw – anlässlich des parallel laufenden Länderspiels – durch die Taktik seiner Jungs, und Nikki Lauda kommentierte im Wiener Schmäh die Pannen bei Formel eins. Daneben beehrten im Sekundentakt auch Reiner Calmund, Udo Lindenberg und Altkanzler Schröder die Veranstaltung. Der Mann der 1000 Stimmen servierte eine Pointe nach der anderen und hielt der deutschen Prominenz den satirischen Spiegel vor. Immerhin haben „wir als Deutsche viele Erfolge zu feiern“, verkündete Müller anfangs zuversichtlich, revidierte diese Aussage aber sogleich durch kontinuierliche Seitenhiebe. Besonders die Politik wurde gehörig aufs Korn genommen. So zum Beispiel Günther Oettinger als (zweifelhafte) EU-Kompetenz für Digitalwirtschaft. Blitzgescheit kreierte Müller aus den Rhetorikgranaten des CDU-Politikers eine musikalische Persiflage. Aber auch bei den roten und grünen Politikern des Landes trieb es der Meister-Imitator bunt. Ebenso wie mit Margot Käßmann, die 2010 „ganz blau über Rot gefahren ist“. Adrian Engels und Marcus Riedinger, zwei weitere Heimatversteher und bekannt als Comedy-Duo „Onkel Fisch“, thematisierten anschließend in ihrem Action-Kabarett-Programm „Auswandern gilt nicht!“ alles Wissenswerte über Deutschland. Mit einer gelenkigen Tanzeinlage fegten die beiden über die Bühne und präsentierten ihre schicken Krawatten-Anzüge als „Uli-Hoeneß-Gedächtnis-Streetwear“, ehe der humorvolle Wahnsinn so richtig losging. Es wurde aus dem neusten literarischen Werk Vladimir Putins mit dem Titel „Krims Märchen“ rezitiert, die „Einfach wärmer anziehen“-Politik von Umweltministerin Barbara Hendricks erklärt, die im Kreis verlaufende Energiewende analysiert und die deutsche Schiefertafel als Form-Vorlage für das iPad ausgerufen, bei der das Löschen von privaten Daten noch mit der „Schwamm drüber“-App funktionierte. Gewohnt brillant waren die wortgewandten Sticheleien, kein Witz war zu taktlos, kein Thema war tabu. Noch nicht einmal die hiesige finanzielle Misere, die das Duo mit einem charmanten „Kaiserslautern, Home of the Ex-Karstadt, wo sich jede Straße eine eigene Baustelle leisten kann“ weglachte. Als dritter Höhepunkt wirbelten Maxi Schafroth und Markus Schalk den Saal mit ihrem quietschfidelen Programm „Faszination Allgäu“ auf. Beide Landwirtssöhne, beide in sympathischer Lockenkopf-Frise und beide die absoluten Publikumslieblinge des Abends. Schafroth, als gelernter Bankkaufmann, zeichnete ein akustisches Charakterporträt von seinen „Banker-Kollegen“ Silke und Jörn und verfeinerte seine durchaus talentierte Gesangsdarbietung mit flotten und Allgäu-untypischen Hüftschwüngen. Schalk, als optischer Zappa-Verschnitt, lieferte wortkarg, aber mit breitem Grinsen die passende Begleitung an der Gitarre. Praktische Tipps fürs tägliche Leben gab es am laufenden Band „zum mit hoim nemma“. Etwa Papa Schafroths Geheimrezept, „schwitzige Lyoner“ so scharf anzubraten, bis das Metall der Pfanne mit den Lebensmitteln verschmilzt. Nachdem das Publikum begeistert im Chor „Kässpätzla will i!“ forderte, wollte es sich mit dem offiziellen Ende des Abends nicht abfinden und entließ das Duo erst nach einer gebührenden Zugabe in den Feierabend.

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