Kaiserslautern „Wir weisen keinen zurück“

Imam Hüseyin Yakar mit den Gläubigen beim Mittagsgebet.
Imam Hüseyin Yakar mit den Gläubigen beim Mittagsgebet.

Ein Tag für ein friedliches Miteinander aller Religionen: Der Tag der offenen Moschee am Tag der deutschen Einheit ist seit mittlerweile 20 Jahren Tradition. Jedes Jahr am 3. Oktober werden nicht-muslimische Bürger eingeladen, die islamische Religion vor Ort kennenzulernen. Die RHEINPFALZ besuchte die DITIB Fatih-Camii-Moschee Kaiserslautern.

Es ist keine einfache Zeit für Muslime in Deutschland. Umso wichtiger scheint der Tag der offenen Moschee zu sein. Muslimische Gemeinden in ganz Deutschland laden nicht-muslimische Besucher in ihre Gotteshäuser ein und geben in persönlichen Begegnungen, Gesprächen auch praktische Einblicke in die Gebetsrituale. Ein Signal für die Verbundenheit aller Religionen in Deutschland. Auch deshalb stand der bundesweite Aktionstag, der 1997 vom Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) initiiert wurde, in diesem Jahr unter dem Motto „Gute Nachbarschaft – Bessere Gesellschaft“. Die türkisch-islamische Gemeinde der Fatih-Camii-Moschee hieß gestern jeden Besucher ab 12 Uhr willkommen. Tee, Kaffee und handgefertigtes Gebäck standen bereit. Gemeinde-Präsident Murat Öztürk und Gemeinde-Vorsitzender Erenler Bilal luden die Besucher auch zu einer Führung durchs Haus ein. Im Hauptgebetsraum fand bereits das tägliche Ritualgebet, der sogenannte „Salat“, für die Männer statt. Der Nebengebetsraum wird meist von den Frauen genutzt, die den Gottesdienst über Lautsprecher verfolgen. „Die Frauen dürfen aber auch jederzeit den Hauptgebetsraum benutzen. Wir unterscheiden nicht zwischen Männern und Frauen. Nur beim Gebet selbst müssen Männer und Frauen getrennt voneinander beten, um sich nicht gegenseitig abzulenken. So hat es der Prophet Mohammed vorgemacht“, erklärte Erenler Bilal. Die Tee- und Kaffeestube als Ort der Begegnung oder auch als Seminarraum und Gemeindezentrum. „Wir haben auch viele deutsche Studenten, die sich für den Islam interessieren und uns Fragen stellen. Das freut uns sehr, denn viele kennen den Islam nicht. Viele Christen oder Juden wissen zum Beispiel nicht, dass wir auch an Jesus glauben. Sie kennen den Islam nur aus den Medien und verbinden die Religion direkt mit Terrorismus. Der Islam hat aber nichts mit Terrorismus zu tun“, so Vereinsmitglied Fatih Mercan. „In unserer Moschee wird nie über Politik geredet oder Hass gepredigt. Natürlich gibt es solche, die den Islam schlecht und falsch darstellen, aber man darf nicht verallgemeinern. Wir distanzieren uns von allen Hasspredigern. Wer den Koran studiert und selbst liest, weiß, dass der Islam eine Religion des Friedens ist“, betont Erenler Bilal, der in Deutschland aufgewachsen ist. Dass es in den Gebetstexten vor allem um ein friedliches Miteinander geht, bestätigt Imam Hüseyin Yakar. Deshalb engagieren sich die Gemeindemitglieder etwa für die Flüchtlingsarbeit, zum Beispiel bei Deutsch-Kursen im Haus. „Für uns ist es wichtig, dass vor allem muslimische Jugendliche in Deutschland wissen, wo sie herkommen und ihre Religion praktizieren können“, so Bilal. Deshalb seien Besucher jederzeit willkommen: „Unsere Türen sind immer für jeden offen – ob Gläubige oder Ungläubige, ob mit Kopftuch oder ohne. Wir setzen niemanden unter Druck und weisen keinen zurück“, verspricht der Gemeinde-Vorsitzende.

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