Kaiserslautern Wintereinbruch in der Westpfalz: 230 Polizeieinsätze, gesperrte Autobahnen

Am Samstagvormittag war die A6 in Höhe des PRE-Parks bei Kaiserslautern noch vollgesperrt.
Am Samstagvormittag war die A6 in Höhe des PRE-Parks bei Kaiserslautern noch vollgesperrt.

Der Wintereinbruch vom Freitag hat für Chaos auf den Straßen in der Westpfalz gesorgt. Wegen umgestürzter Bäume waren dutzende Straßen dicht, A6, A62 und A63 waren gesperrt, der Strom in einigen Gemeinden für Stunden weg.

Dicke Flocken fielen am Freitagabend ab etwa 20 Uhr vom Himmel. Rasch verwandelten sich die Straßen in und um Kaiserslautern in Rutschbahnen. Wer mit dem Auto aus der Innenstadt in höher gelegen Stadtviertel, Ortsteile oder in den Landkreis wollte, kam oftmals nicht mehr weit. Etliche Autos rutschten in Gräben oder wurden von ihren Besitzern einfach am Straßenrand abgestellt. Diese behinderten dann mitunter die Räumarbeiten. Der schwere Schnee ließ zudem zahlreiche Bäume umstürzen, die teils für Stunden Straßen blockierten. Die Folge waren massive Verkehrsbeeinträchtigungen, teilweise kam der Verkehr komplett zum Erliegen. Das Polizeipräsidium Westpfalz verzeichnete bis Samstag, 12 Uhr, 230 Einsätze. Allein im Bereich der Polizeidirektion Kaiserslautern registrierten die Einsatzkräfte über 50 Verkehrsunfälle und mehr als 80 umgestürzte Bäume. Zwei Personen wurden laut Polizei leicht verletzt. Die Sachschäden schätzt die Polizei auf etwa 200.000 Euro. Am Samstagnachmittag beruhigte sich die Lage, nur noch fünf weitere Unfälle kamen dazu.

Feuerwehr meldet 829 Alarmierungen

Ab 21 Uhr am Freitag hatte auch die Feuerwehr der Stadt zahlreiche Notrufe auf der Integrierten Leitstelle Kaiserslautern registriert. Insgesamt, so die Feuerwehr, wurden bis Samstagabend, 21 Uhr, 829 Alarmmeldungen entgegengenommen, 185 davon aus der Stadt und den Stadtteilen. Im Stadtgebiet war neben der Berufsfeuerwehr die gesamte Freiwillige Feuerwehr alarmiert und mit etwa 150 Kräften im Einsatz. Die Schnelleinsatzgruppe „Verpflegung“ des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) unterstütze mit 15 Kräften. Das Technische Hilfswerk (THW) war mit Einheiten der Ortsverbände Kaiserslautern, Pirmasens, Homburg, Frankenthal, Alzey und Landau mit mehr als 70 Kräften eingebunden, teilte die Feuerwehr mit. So war das THW beispielsweise zwölf Stunden auf der B270 zwischen Kaiserslautern und Pirmasens im Einsatz, insbesondere zwischen Gelterswoog und Hohenecken mussten dort zahlreiche Bäume von der Fahrbahn geräumt werden.

Autobahnen stundenlang gesperrt

Die Autobahnen 6, 62 und 63 waren aufgrund von Verkehrsunfällen und quer stehender Lastwagen bis zum späten Samstagmorgen streckenweise voll gesperrt. Laut Polizei bildeten sich lange Staus. Wegen massiver Bergungsschwierigkeiten dauerten die Sperrungen den ganzen Samstagvormittag an. Die Katastrophenschutzkräfte der Stadt, das DRK und der Malteser Hilfsdienst verteilten warme Getränke und Decken an Verkehrsteilnehmer, die stundenlang im Stau standen. Das THW unterstützte bei der Bergung. Gegen Mittag meldete die Polizei, dass die Autobahnen wieder frei sind.

Auf Bundes- und Landesstraßen kam es am Samstagnachmittag immer noch zu Beeinträchtigungen. Insgesamt sperrte die Polizei im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Westpfalz mehr als 40 Straßen wegen der Gefahr von Schneebruch, querstehenden Fahrzeugen und umgestürzter Bäume. Ab Samstagmorgen fuhr die Feuerwehr gezielt gesperrte Strecken an, um diese zu räumen. Wie Dansenbergs Ortsvorsteher Franz Rheinheimer bestätigte, war der Stadtteil bis Samstagnachmittag nicht erreichbar. Sowohl die K7 als auch die L502 waren wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Gegen 14.30 Uhr kamen die ersten Fahrzeuge durch, berichtete Rheinheimer, der derzeit an der Nordsee weilt und vom Schneechaos nur aus der Ferne erfuhr. Weil zahlreiche Fahrzeuge geborgen werden mussten, blieb die Straße aber bis zum späten Nachmittag offiziell gesperrt. Damit wäre Dansenberg auch für Rettungsdienste nicht erreichbar gewesen, wie Rheinheimer sagte. „Zum Glück haben wir unsere Freiwillige Feuerwehr, die First-Responder-Dienste macht“, unterstrich der Ortsvorsteher.

Etliche Gemeinden ohne Strom

Weil Bäume auf Stromleitungen stürzten, kam es laut Polizei in mindestens 33 Ortsgemeinden zu Stromausfällen. Auch im Stadtgebiet war in der Nacht der Strom ausgefallen. Mölschbach war beispielsweise für 13 Stunden ohne Strom, wie Ortsvorsteher Jörg Walter der RHEINPFALZ berichtete. „Bei diesen Temperaturen war das vor allem für ältere Bürger keine schöne Situation“, so Walter mit Blick auf nicht funktionierende Heizungen. Das Feuerwehrhaus war als Anlaufstelle für Bürger geöffnet. Die Wehrleute selbst waren laut Walter 16 Stunden im Einsatz, um die Straßen nach Mölschbach von umgestürzten Bäumen zu befreien. Noch am Sonntag verkehrten laut Ortsvorsteher keine Busse.

Regale in Einkaufsmärkten blieben leer

Trotz blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein blieben am Samstag viele Menschen zunächst zu Hause oder kamen nicht aus ihrer Gemeinde heraus. Das Gewerbegebiet West beispielsweise war gegen 11 Uhr entvölkert wie sonst nie vorm Wochenende: Keine Staus am Opelkreisel! Und wo sonst um diese Zeit vor den Supermärkten Parkplätze Mangelware sind, herrschte bis auf vereinzelte Autos gähnende Leere. Die Freude über den deutlich flotter verlaufenden Wochenendeinkauf währte indes nur kurz: Wer sich mit seinem Einkaufswagen mühsam durch den auftauenden Schneematsch bis zum Markt vorgekämpft hatte, wurde enttäuscht: Denn auch viele Regale waren leer geblieben, wohl weil die Lieferanten noch irgendwo im Stau standen. Vor allem am Gemüsestand galt es umzudisponieren: keine Endivie, kein Kopfsalat, keine Radieschen … Wohl dem, der schon vor dem großen Wintereinbruch eingekauft hatte.

Großteil der Einsätze waren umgestürzte Bäume

Bis Samstagnachmittag seien die Feuerwehren nahezu durchgängig im Einsatz gewesen, resümiert Marcus Fladung von der Feuerwehr Kaiserslautern am Sonntagnachmittag. Vereinzelt würden sogar jetzt noch umgestürzte Bäume gemeldet und dann von der Wehr angefahren und beseitigt. Der Großteil aller Einsätze am Wochenende sei auf Schneebruch zurückzuführen. „Fast 95 Prozent waren unter der Schneelast umgestürzte Bäume“, sagt Fladung.

Viele liegengebliebene Autos und Lastwagen hätten es der Wehr erschwert, zu den Einsatzorten zu kommen: „Durch den schnellen, massiven Schneeeinbruch hatten wir noch viele Privatfahrzeuge und damit ein richtiges Chaos auf den Straßen.“ Die Feuerwehr selbst habe schon recht früh am Freitagabend den Ernst der Lage erkannt und ihre Fahrzeuge mit Schneeketten ausgerüstet.

Dass es am Wochenende im Zusammenhang mit dem Wintereinbruch laut Polizei nur zwei leicht verletzte Menschen gegeben hat, das „grenzt an ein Wunder“, sagt Fladung.

Mehr lesen Sie unter „Über 18 Stunden per Bahn von Ludwigshafen nach Lautern durchs Schneechaos“ und „Schneenacht verursacht enorme Schäden“.

Überall im Stadtgebiet waren Bäume auf die Straßen gestürzt wie hier in der Kantstraße.
Überall im Stadtgebiet waren Bäume auf die Straßen gestürzt wie hier in der Kantstraße.
Auch am Samstag waren noch zahlreiche Straßen gesperrt.
Auch am Samstag waren noch zahlreiche Straßen gesperrt.
Queerstehende Lastwagen mussten teils mit schwerem Gerät geborgen werden.
Queerstehende Lastwagen mussten teils mit schwerem Gerät geborgen werden.
Am Samstagmorgen war nicht nur für Volker Gablemann Schneeschaufeln angesagt .
Am Samstagmorgen war nicht nur für Volker Gablemann Schneeschaufeln angesagt .
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