Kaiserslautern Viel gelobt und häufig ausgezeichnet

91-88388302.jpg

Rheinland-Pfalz ist kein Filmland und Kaiserslautern keine Filmstadt. Ab und an aber strahlt der Glanz Hollywoods bis in die Westpfalz. Am Dienstagabend gab die amerikanische Filmakademie bekannt, dass ein sogenannter Studenten-Oscar an die deutsche Produktion „Invention of Trust“ geht. Einer der Darsteller ist der gebürtige Lauterer Sierk Radzei.

Es ist das zweite Mal, dass eine begehrte US-Trophäe in die Barbarossastadt geht, nachdem 2006 ein Team von Trickspezialisten, dem der hier geborene Ingo Putze angehörte, mit einem Emmy-Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. 2014 gab es einen Grammy und einen MTV-Videopreis für den Lauterer DJ Anton Zaslavski alias „Zedd“. Die vom Land Rheinland-Pfalz verliehenen Lorbeeren für die erlesene Programmgestaltung des Union- und des Provinzkinos gehören gleichfalls in diese Kategorie, die Goldene Schallplatte für Laura Kloos aus Olsbrücken und das internationale Renommee des Spezialeffekte-Schöpfers Karl-Heinz Christmann genauso. 2014/15 ging ein ganzes Füllhorn an Preisen auf den Kinofilm „Ein Geschenk der Götter“ nieder, den der Pfalztheater-Regisseur Oliver Haffner mit den Lauterer Schauspielern Rainer Furch, Katharina Hauter und Daniel Mutlu drehte. Ihre Kollegin Lisa Wagner errang mit ihren Fernsehauftritten in „Tatort“ und „Kommissarin Heller“ bereits diverse Auszeichnungen, Drehbuchautorin Paula Cvjetkovic erhielt für den Film „Ferien“ (mit Detlev Buck und Inga Busch) den Fritz-Raff-Preis des Saarbrücker Ophüls-Festivals. Der Studenten-Oscar geht an junge Regisseure, die an einer Filmhochschule ihre Abschlussarbeit gedreht haben. In diesem Fall ist es der Nachwuchsfilmer Alex Schaad, der für „Invention of Trust“ bereits den Max-Ophüls-Preis bekam. Die Hauptrolle in dem 30 Minuten kurzen Thriller um die Auswüchse sozialer Computer-Netze spielt Dmitrij Schaad, der Bruder des Regisseurs. Sierk Radzei ist als Experte für Datenübertragung zu sehen. Der 1977 geborene Sohn des Lauterer Steuerberaters, Sportfunktionärs und Kunstförderers Udo Radzei gehört zu den meistgelobten und -ausgezeichneten Jungschauspielern Deutschlands. Im Vorjahr wurde er für seine Darstellung des Tiger Brown in einer Neufassung der „Dreigroschenoper“ bei den Salzburger Festspielen gefeiert, 2008 wählten ihn die Kritiker von Nordrhein-Westfalen als „Woyzeck“ zum „Schauspieler des Jahres“. Für die TV-Serie „Add a Friend“ (mit dem Heidelberger Ken Duken unter der Regie des Koblenzers Tobi Baumann) gab es einen Grimme-Preis. An der Verleihung der Studenten-Oscars, die am 22. September in Kalifornien stattfindet, wird Sierk Radzei voraussichtlich nicht teilnehmen. In diesem Jahr lagen annähernd 1800 Bewerbungen vor, die Entscheidung trifft − wie bei den „richtigen“ Oscars − die US-Filmakademie. Der Nachwuchspreis wird in Gold, Silber und Bronze in den Kategorien Spiel-, Trick-, Dokumentar- und Experimentalfilm verliehen. Nach 14 Jahren als Ensemblemitglied am Stuttgarter Staatstheater, in Essen, Bochum und München ist Sierk Radzei jetzt freischaffend tätig, „um wieder mehr Film und Fernsehen machen zu können“, wie er sagt. Denn auch im Kino hat der Zwei-Zentner-Mann mit der sanften Stimme reichlich zu tun, etwa neben Bully Herbig in der Posse „Buddy“ oder in der Hauptrolle des suspendierten Kommissars im Krimi „King Ping“. Zu wichtigen Theaterpremieren reisen Radzeis Eltern übrigens immer an. Demnächst will er, der längst selbst Vater zweier Kinder ist, der alten Heimat wieder mal einen Besuch abstatten.

x