Kaiserslautern Unverwechselbar

Fast genau vor einem Jahr, in den frühen Morgenstunden des 29. Mai, ist der Bildhauer Franz Bernhard im Alter von 79 Jahren völlig unerwartet in seinem Wohn- und Atelierhaus im südpfälzischen Jockgrim gestorben. Manche Skulptur, die er für geplante Ausstellungen zu seinem 80. Geburtstag fertigen wollte, blieb unvollendet. Eine seiner letzten Arbeiten zeigt die Galerie Ruppert in Birkweiler, die den Künstler mit einer umfassenden Werkschau ehrt.

Franz Bernhard wurde 1934 in Neuhäuser (Nové Chalupy) im Böhmerwald geboren und siedelte mit seinen Eltern nach dem Krieg nach Süddeutschland über. Über eine Schreinerlehre fand er an die Karlsruher Kunstakademie, wo er bei Fritz Klemm sowie Wilhelm Loth studierte und seine charakteristische Ausdrucksform bald im Zusammenspiel von Holz und Eisen fand. Immer größer, immer verknappter und sinnbildlicher wurden die Skulpturen, die der Wahl-Jockgrimer in der Schiffswerft Braun in Speyer fertigen ließ und die heute mit ihrer erdschweren, zugleich wohl ausbalancierten Bildsprache markante Ankerpunkte öffentlicher Plätze in vielen deutschen Städten bilden. Raumgreifend, Übergänge gestaltend, den Menschen als Fixpunkt aller Betrachtungen umkreisend – Bernhards öffentliche Skulpturen sind quasi überdimensionale Auswüchse seiner Raumplastiken, die sich mit gleicher Kargheit in Material und Form ebenfalls dem Menschenbild widmen und ihre gestalterische Kraft, ihre gedankliche Quelle wiederum aus der Zeichnung schöpfen. Alle drei Schaffensprozesse – und damit die Entwicklung von der Skizze über die Raumplastik bis hin zur Skulptur im freien Raum – hat Tilo Ruppert nun zusammengeführt. Er hat den Schwerpunkt „auf bislang nicht Gezeigtes“ des während der Vorbereitung zur Schau so plötzlich verstorbenen Freunds gelegt. Die „Sitzende Figur, Maquette“ sei, so Ruppert, „das „allerletzte Werk“ Bernhards, das zwar noch in seinem Auftrag gegossen, nach Fertigstellung aber nicht mehr von ihm selbst abgenommen worden sei. Ihr großes, älteres Pedant ist zurzeit in der Bernhard-Retrospektive im Skulpturenpark Heidelberg (bis 26. Oktober) zu sehen. In Birkweiler wiederum stehen die „Figur schwebend“ und die „Sitzende“ unter freiem Himmel, während in den Galerieräumen Zeichnungen und Wandobjekte – einige untypisch nur aus Holz – mit Skulpturen und einigen ebenfalls raren Bronzegüssen korrespondieren und dabei Bernhards Gedankengänge vor Augen führen. Die Zeichnung war ihm stets Vorbereitung zur Skulptur, und beides war dem steten Wandel bei doch unverwechselbarer Handschrift unterworfen. Das wird sogar durch deutliche Überarbeitungen einzelner Zeichnungen selbst sichtbar, deren Metamorphosen sich über viele Jahre erstrecken und sogar vom Hoch- ins Querformat wechseln. Unverwechselbar bleiben sie alle.

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