Kaiserslautern Stadtleben: Erfindung mit Kribbeln im Bauch

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Die Universal Studios in Osaka benutzen sie. Der höchste Freifallturm der Welt, im Six Flags Freizeitpark in New Jersey, hat sie auch. Der Europa Park in Rust ist gar daran beteiligt. Die Erfindung von Thomas Wagner, Professor für Virtual Design an der Hochschule Kaiserslautern, ist ein voller Erfolg. Der Lauterer hat zusammen mit seinen Studenten ein Produkt erfunden, das echte Achterbahnen mit Virtual-Reality-Brillen ausstattet. Statt echter Wies’n sehen Menschen während einer Fahrt dann Fantasiewelten: Superman im Kampf gegen Lex Luthor oder feuerspeiende Drachen. Das Verfahren ist patentiert und wird in alle Welt verkauft: Japan, USA, Mexiko, Finnland und viele andere. Als Wagner darüber sprechen will, klingelt sein Telefon. „Das ist Hong Kong“, sagt er. VR Coasters heißt das Produkt. Aus dem Studenten-Projekt wurde ein eigenes Unternehmen. „Es besteht zu 90 Prozent aus Absolventen unseres Studiengangs“, sagt er. Als der Europa Park Rust das Potenzial erkannte, ist er in das Projekt eingestiegen. Jetzt gab es dafür den Deutschen Computerspielepreis in der Kategorie Innovation. Wagner hat ein Problem bei der Nutzung von Virtual Reality-Brillen gelöst. Vielen Menschen werde schnell übel, wenn sie so eine Brille aufsetzen, dann eine Achterbahnfahrt anschauen, dabei aber auf dem Sofa sitzen. „Sie nahmen zwar die Bewegungen über die Brille wahr, aber nicht mit dem Gleichgewichtssinn.“ Als „Achterbahn-Enthusiast“, wie er sich selbst nennt, kam Wagner auf die Idee, sich mit so einer Brille in eine echte Achterbahn zu setzen – und damit das Schwindelgefühl in den Griff zu kriegen, indem der Gleichgewichtssinn ebenfalls angesprochen wird. Es hat funktioniert. „Wir sind weltweit die ersten gewesen, die diese Technik umgesetzt haben.“ Wagner und seine Studenten haben auch beobachtet: „Leute, die Angst vor Achterbahnen haben, trauen sich gerade wegen der Brille rein. Das Gefühl ist für sie viel angenehmer als ohne.“ Die Simulationen können auf Wunsch interaktiv sein, wie ein Computerspiel. Hergestellt wird das alles in Kaiserslautern, auch die Superman-Simulation für die USA. Sein vierjähriger Sohn Jonas traut sich noch nicht, Papas Erfindung auszuprobieren. Tochter Laura, 8, hat es gewagt. „Sie findet es Wahnsinn“, sagt Wagner. |hest

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