Kaiserslautern Singschüler als Siedler und Pilger

Der Gottesdienst zum Erntedank führte gestern viele Menschen aller Altersklassen in die Stiftskirche. Dort eröffnete Albrecht Bähr, Landespfarrer für Diakonie, die landeskirchliche „Aktion 5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“.

Die Aufführung des Kindermusicals „Wir feiern Erntedank“ durch die Chöre der evangelischen Singschule Kaiserslautern und die Brotbackaktion der Konfirmanden der Stiftskirchengemeinde bildeten einen passenden Rahmen zur Eröffnung der Aktion der Evangelischen Landeskirche. Bereits der Einzug der Chöre und Konfirmanden mit klatschenden Händen und einem frohen Hosanna auf den Lippen kündete von einer lebendigen Feier. „Mit dem Erntedank feiern wir die Schöpfung und das Leben“, sagte Dekanin Dorothee Wüst. Sie erinnerte an die von der pfälzischen Landeskirche zusammen mit dem Verband der Bäckerinnung Südwest, der Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft und der Diakonie Pfalz getragene Brotbackaktion zugunsten von Kinder- und Jugendprojekten in Kolumbien, Bangladesch und Ghana. Die Konfirmanden der Stiftskirche hatten vergangene Woche zusammen mit Bäckermeister Richard Hörhammer in der Backstube der Pulvermühle in Lohnsfeld 101 Brote gebacken. Sie hätten dabei die Gelegenheit gehabt zu erfahren, wie der Teig zubereitet, von Händen geformt und im Ofen gebacken werde, sagte Wüst. Selbstgebackenes Brot schmecke besser als das aus dem Regal, berichtete eine Konfirmandin. Bäckermeister Hörhammer sagte, er habe die Aktion gerne unterstützt und sein Wissen an Jugendliche weitergegeben. Mit einem fantastischen Singspiel zum Erntedank wartete die evangelische Singschule auf, bei dem Beate Stinski-Bergmann und Eva Klamroth Regie führten und Sun Ae Pak am Klavier begleitete. Dass Nahrungsmittel nicht selbstverständlich sind, sie vom Anbau und vom Klima abhängen, verdeutlichten die jungen Sänger, die gleichzeitig um den Altar in unterschiedliche Rollen schlüpften, in dem szenischen Spiel. Als Siedler und Pilger gekleidet, die im 17. Jahrhundert mit der „Mayflower“ nach Nordamerika segelten, dort vor dem Nichts standen und mit der Hilfe von Indianern ihre Felder bestellen konnten, zeigten sie auf, wie existenziell der Anbau von Nahrungsmitteln ist. Pfarrer Andreas Henkel nahm die Geschichte zum Anlass, an das Thanksgiving-Fest in Amerika und das Erntedankfest in Deutschland zu erinnern. Beeindruckend, mit welch großer Spielfreude und welch klanglicher Vielfalt sich Solisten und Chorgemeinschaft dem Singspiel hingaben. Ein wohlklingender homogener Klangkörper war es, der mit vielen jungen Stimmen um den Altarraum die Gottesdienstgemeinde aufhorchen und am Ende fest applaudieren ließ. In seiner Predigt verwies Oberkirchenrat Michael Gärtner auf die Flüchtlinge aus Afrika, die aus Hunger und Armut heraus von Schleppern über das Mittelmeer nach Europa geschleust werden und die Flucht oftmals mit ihrem Leben bezahlen. Anlass, darüber nachzudenken, dass Leben und Nahrungsmittel ein großes Geschenk seien, das andere nicht haben, so Gärtner. „Ein Wink, Gott dankbar für das eigene Leben zu sein.“ „Einfach spitze, was hier in der Stiftskirche passiert“, lobte Diakoniepfarrer Bähr den grandiosen Auftritt der Chöre der evangelischen Singschule und die Brotbackaktion der Konfirmanden. „Wir müssen deutlich machen, dass Teilen notwendig ist und sich Solidarität lohnt“, sagte er mit Blick auf Menschen, die weltweit Hunger und Durst leiden. In der Pfalz sei die Aktion bei Kirchengemeinden und Bäckereien auf große Resonanz gestoßen. Zuvor verteilten Konfirmanden für das Agapemahl, das an das Abendmahl der ersten Christen erinnert, an die Besucher von dem selbstgebackenen Brot. (jsw)

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