Kaiserslautern Platten-Blick besticht

Beste Aussichten: Arnold Jung weist auf die verschiedenen Orte hin, die von der hoch gelegenen Platte in Eulenbis gut zu sehen s
Beste Aussichten: Arnold Jung weist auf die verschiedenen Orte hin, die von der hoch gelegenen Platte in Eulenbis gut zu sehen sind.

Es ist ein Anblick, den man gerne auf sich wirken lässt. Ein Sattsehen scheint kaum möglich. Auch Arnold Jung geht es so, obwohl der die Platte, wie der höchste Punkt seines Heimatdorfes Eulenbis genannt wird, schon von Kindesbeinen an kennt. Auf einer Höhe von 452 Metern über Normalnull liegt dem Betrachter schier die Welt zu Füßen. Nein, es ist nicht der Eulenkopfturm, wie so mancher vielleicht vermuten würde. Dieser befindet sich auf einer Höhe von 422 Metern über Normalnull und liegt somit um 30 Meter tiefer als die Platte. Dieser höchste Punkt von Eulenbis und der Verbandsgemeinde Weilerbach befindet sich bei der alten Höhenstraße, auf der schon römische Soldaten marschiert und mit ihren Wagen entlang gepoltert sind. Arnold Jung, der sich bestens mit der Geschichte seines Heimatdorfes auskennt, erinnert sich nicht nur an die alten Platten der Straße, sondern auch an den Steinbruch, der sich heute hinter einer überwucherten Erhebung versteckt. Die Ruhebank, die die Ortsgemeinde neben der Römerstraße aufgestellt hat, könnte nicht besser positioniert sein. Sie und damit auch die Platte liegen fast exakt in der Mitte des 1977 ausgewiesenen, 3550 Hektar großen Landschaftsschutzgebietes. Es reicht von Frankelbach bis Rodenbach und von Kollweiler bis Hirschhorn. Wer sich hier niederlässt, kann seinen Blick in die Ferne schweifen lassen. Der Potzberg im Landkreis Kusel, die Schornsteine des saarländischen Bexbacher Kraftwerks und die Sickingerhöhe heben sich am Horizont ab. Dazwischen breitet sich eine Landschaft mit Waldgebieten, Äckern und Wiesen aus, die ein Eisenbahnmodellbauer nicht hätte hübscher arrangieren können. Schwedelbach und Mackenbach, der Ramsteiner Flugplatz mit Landstuhl dahinter, Kindsbach, Teile von Weilerbach und Kaiserslautern sind deutlich zu erkennen. Nur einen Meter linker Hand von der Bank entfernt, erhebt sich ein kleiner Hügel, der mit Dornenranken überwuchert ist. Dass sich darunter einst ein Steinbruch befand, lässt sich heute nicht einmal mehr erahnen. Jung schätzt, dass er circa 15 Meter breit, 18 Meter lang und acht Meter tief gewesen ist. Die Sandsteinplatte, aus der die Stücke gebrochen wurden, habe sich in einer Tiefe ab 1,20 Meter befunden. „Bis etwa 1918 war er noch in Betrieb“, berichtet Jung. Hier haben fünf Arbeiter aus Eulenbis und weitere aus umliegenden Gemeinden Lohn und Brot gefunden. Viele Jahre später, nachdem die Berliner Mauer gefallen war, sei noch einmal über eine Kaiserslauterer Firma Sandstein aus Eulenbis zur Bundeshauptstadt geschafft worden, um das Reichstagsgebäude und die Frauenkirche zu restaurieren, macht der Heimatkundler auf die Exporte aufmerksam. Ebenso werde noch heute mit Steinen aus der Region die Außenfassade des Kölner Doms wiederhergestellt. In Jungs Kindertagen in den 1940er Jahren lagen auch noch die von den Römern verlegten Steinplatten auf dem Höhenweg. Er verlief „von der Komturei Einsiedel über Ulengebeiß bis nach Treverum“, also von dem heutigen Einsiedlerhof über Eulenbis nach Trier. Die Fahrrinnen seien fast knietief gewesen, sodass der Weg für Traktoren nur schlecht zu befahren gewesen sei. „Ende der 1940er Jahre, vielleicht etwas später, kam die Abrissbirne und man hat die Platten zerschlagen.“ Später wurde dann aufgefüllt und asphaltiert. In die Vergangenheit zurück schickt Jung, der auch Tourismusbeauftragter und Museumsführer der Ortsgemeinde ist, die Gäste nur allzu gerne – und zwar am liebsten auf Wanderwegen, die sich mit der Erdgeschichte und der Erzgewinnung beschäftigen. Schließlich ruht der Eulenkopf auf einem Vulkan, der ein ganz besonderes Gestein ausgespuckt hat. Jung kann sich auch noch gut an das Erdbeben erinnern, das er einmal miterlebt hat. Dann gibt es ja auch noch die ehemaligen Bergwerksstollen und überhaupt jede Menge zu lernen. „Unbedingt sollte man die GeoTour Eulenkopf machen“, rät er jedem Interessierten. Die Serie „Hoch hinauf“ geht es in den Sommerferienwochen im „Marktplatz regional“: zu höchsten Punkten, himmelnahen Orten und auf Dächer.

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