Kaiserslautern/Kusel Musikantenland-Preisträger Gary Sapp wird 80 Jahre alt

Gary Sapp lebt heute im texanischen Austin.
Gary Sapp lebt heute im texanischen Austin.

Von Hawaii über die Westpfalz nach Texas führt der ungewöhnliche Lebensweg des Musikers Gary Sapp, der am Samstag in den USA seinen 80. Geburtstag begeht. Der Kreis Kusel hat ihn mit dem Lichtenburg-Preis ausgezeichnet, in und um Kaiserslautern wird er als einfallsreicher Orchesterleiter geschätzt.

Geboren wurde Gary James Kehaulani Sapp in Kailua nahe Honolulu. „Mein erstes Instrument war ein Rinderhorn, aus dem mein Großvater eine Tute schnitzte“, sagt er im RHEINPFALZ-Gespräch. Dem Schulorchester habe er sich angeschlossen, um dem Basketball im Sportunterricht zu entgehen: „Das war mein Start in die Musik.“

Nach Deutschland kam Gary Sapp, weil er für seine Doktorarbeit nach Originalmaterial des vom Nazi-Regime ins Exil gejagten Komponisten Kurt Weill suchte. Aufgrund seiner Verpflichtung zur US-Luftwaffe blieb er letztlich 22 Jahre lang. In verschiedenen Bands der Air Force spielte er Horn und Trompete, wurde Arrangeur und schließlich Dirigent. Als Leiter der Luftwaffen-Bigband gastierte er rund um den Globus.

Vielseitige und spielbare Literatur

Nach seinem Abschied 1992 ließ sich der mit einer Deutschen verheiratete Vater zweier Kinder im Kaiserslauterer Stadtteil Hohenecken nieder, wo er alsbald die Leitung des Musikvereins übernahm. Darüber hinaus stand er zehn Jahre am Pult des Otterbacher Orchesters. Zeitweilig dirigierte er die Uni-Bigband, gab Unterricht und spielte als Saxophon-Solist in zahlreichen weiteren Ensembles.

In seinen Arrangements und eigenen Werken legte er immer Wert auf Spielbarkeit. Gary Sapp folgte der Maxime, dass „Erfolg, Attraktivität und Zugkraft eines modernen Blasorchesters von dessen Vielseitigkeit abhängen“. Seine Musiker dankten es ihm ebenso wie die Zuhörer mit dauerhafter Sympathie. „Ich war ganz schön beschäftigt“, sagt er heute über seine Zeit in Deutschland. „Das Pfälzer Essen schätze ich sehr. Es geht nichts über ein gutes Schnitzel.“

„Immer weitermachen mit dem Weitermachen“

1998 erhielt Sapp den Kuseler Musikantenland-Preis, der mit 15.000 Mark und einem Kompositionsauftrag „im Geist des Westricher Wandermusikantentums“ verbunden war. Dafür widmete er sich eingehend dem Werk des in Eßweiler und Jettenbach beheimateten Kollegen Hubertus Kilian (1827-1899).

Aus familiären Gründen – die Mutter war pflegebedürftig und seine Schwester der Aufgabe nicht mehr gewachsen – kehrte Gary Sapp 2008 in die Staaten zurück. Von seinem treuen und stets begeisterten Publikum verabschiedete er sich beim traditionellen Kumbwald-Konzert mit den Otterbacher Instrumentalisten.

Arbeit an einer großen Oper

Seitdem veröffentlichte er ein Erinnerungsbuch und schrieb eine große Oper. „Bei der Übertragung der handschriftlichen Partitur hatte mein Computer einen Totalzusammenbruch“, bedauert er. „Das ist die Arbeit von zwei Jahren ruiniert, aber ich hoffe sie dennoch abschließen zu können.“ Im Übrigen sei sein „Leben ein bisschen langsamer geworden“, nachdem er zwei Schlaganfälle überstand.

Die Folgen zwingen Gary Sapp in den Rollstuhl. „Ich habe manchen Rückschlag im Leben verkraftet, aber immer überstanden“, sagt er. „Ich kehre vielleicht anders, aber stets gestärkt zurück. Immer weitermachen mit dem Weitermachen.“ Da mehrere Familienmitglieder weiterhin in Heidelberg wohnen, drängt sich die Frage nach einem Besuch in der alten, vorübergehenden Heimat auf. Seine Antwort: „Wer weiß…?“

 Oktober 1998: Der damalige Kuseler Landrat Winfried Hirschberger (rechts) überreicht den „Lichtenburg-Preis.
Oktober 1998: Der damalige Kuseler Landrat Winfried Hirschberger (rechts) überreicht den "Lichtenburg-Preis.
Als Dirigent des Musikvereins Hohenecken bei einem Kerweumzug im Sommer 2006.
Als Dirigent des Musikvereins Hohenecken bei einem Kerweumzug im Sommer 2006.
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