Kaiserslautern Mit Nistkästen einen Beitrag zum Stadtnaturschutz leisten

Der weitläufige Hauptfriedhof in Kaiserslautern, ein Ort des Gedenkens und der Stille, hat sich längst zu einem wichtigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen entwickelt. Seit Jahren hängen hier unzählige Nistkästen, die allerdings kaum noch den Ansprüchen der kleinen Singvögel entsprechen.
Wer für die zerfallenen Vogelkästen zuständig ist, konnte laut Jürgen Reincke, Vorsitzender im Naturschutzbund (Nabu) Kaiserslautern und Umgebung, auch nach Rücksprache mit der Stadt nicht mehr ermittelt werden. Diese vermoderten Kästen konnten so aber nicht mehr länger bleiben. Das war kein Nistplatzangebot mehr, „das war eine Zumutung“. Mit dieser Feststellung hatten sich bereits Friedhofsbesucher an den Nabu und auch an das Grünflächenamt gewandt.
Der Nabu bezahlt die Nistkästen
So sah es auch der bekannte Vogelschützer Kurt Wilhelm. Kurzerhand organisierte er ein kleines Helferteam, der Nabu nahm das Geld für rund 70 neue Nistkästen in die Hand und Wilhelm ging mit seinem Team ans Werk. „Das Anbringen der Kästen ist nicht das Problem, Arbeit macht die regelmäßige Pflege“, bewertet er das Aufhängen als eine Kleinigkeit.
„Ohne Reinigung geht es nicht“, spricht der Vogelschützer davon, dass bestenfalls schon nach der ersten Brut eine erste Reining erfolgen sollte. Viele der Vögel brüten ein zweites Mal und bauen dann ein weiteres Nest, einfach auf das erste obendrauf. „Dadurch kommen die Jungen aber sehr nahe an das Einflugloch und können leicht vom Marder rausgeholt werden“, so Wilhelm. Wichtig sei aber auf jeden Fall eine jährliche Reinigung Ende Oktober, Anfang November. Und genau dafür stehen Wilhelm und sein Team nun für die nächsten vier Jahre zur Verfügung. In der Zeit soll versucht werden, Jugendliche für den Einsatz rund um die Singvögel zu begeistern, um auch in Zukunft eine Pflege der Kästen sicherstellen zu können. Gelinge das nicht, sei der Nabu in der Pflicht, so Wilhelm.
Schon beim Aufhängen an die Reinigung gedacht
Die 70 Nistkästen für Meise und Co. wurden alle so aufgehängt, dass sie bei der späteren Reinigung einfach mit einem Teleskopstab vom Baum genommen werden können und keine Leiter benötigt wird. Das macht die Sache leichter.
Das funktioniert beim Waldkauz-Kasten allerdings nicht. Der muss auf einer Höhe von fünf bis sechs Metern hängen. Solch ein Kasten war zunächst gar nicht vorgesehen. Der Waldkauz hat allerdings dafür gesorgt, nachdem sein Heim, das auf dem Friedhof stehende Naturdenkmal „Rotbuche“ gefällt werden sollte. Der einst kapitale Baum, der vielen Friedhofsbesuchern Schatten und Freude gespendet hat, ist sichtbar in die Jahre gekommen und zur Gefahr geworden. Nach dem Kappen der Krone war aber erst einmal Schluss mit der Fällaktion, flog doch der Waldkauz unter Protest aus seiner Behausung. Ob er anschließend den toten Baum wieder besetzt hat, ist nicht bekannt. Jedenfalls bekommt er nun in relativer Nähe zu „seinem“ Baum einen Nabu-Waldkauzkasten als neue Wohn- und Brutmöglichkeit.
Friedhof als Lebensraum für viele Tiere
All die neuen Vogelkästen sind nach Ansicht von Gerhard Prottung, Leiter des städtischen Grünflächenamtes, eine Bereicherung für den Friedhof. „Auf Friedhöfen steckt viel Potenzial. Neben dem gewaltigen Baumbestand existieren viele kleinteilige Lebensräume, etwa Büsche und Sträucher zum Verstecken, Bodenmulden, Nischen in Grabmalen und Mauern“, wies Christian Hemmer von der Friedhofsverwaltung auf die vorhandene Artenvielfalt auf dem Friedhof hin. Neben den neuen Nistkästen geht es laut Hemmer mit der Anlage einer Wildblumenwiese weiter. Auch das Aufstellen von Insektenhotels sei angedacht.
Der Nabu Kaiserslautern und Umgebung kann sich außerdem vorstellen, auf dem weitläufigen Friedhofsareal weitere Nistkästen aufzuhängen, und bittet dafür um Spenden. Spendenkonto: Nabu Kaiserslautern und Umgebung, Kreissparkasse Kaiserslautern, IBAN DE63 5405 0220 0000 0824 12 BIC MALADE51KLK.