Kaiserslautern Mit dem Bus durch die Nacht

Sie können die halbe Nacht Bus fahren, Sie brauchen keine Fahrkarte, nur ein Eintrittsarmbändchen für die Lange Nacht der Kultur. Sie können aber die Stadt auch unter die Füße nehmen und zum Beispiel bei den vielen Angeboten an den Kulturorten der freien Kulturszene Halt machen. Die Freien sind in diesem Jahr so zahlreich vertreten wie noch nie.

Der Lange-Nacht-Bus, den die Stadtwerke ab 19.15 Uhr ins Rennen schicken, fährt zum ersten Mal. Das Witzige: Man kommt mit ihm nicht nur durch die Stadt, sondern wird auch noch bestens unterhalten. Bus-Programm ist angesagt. Alle 45 Minuten startet er zum Beispiel am Rathaus D − das ist die Fruchthalle − und dort erwartet die Fahrgäste „Das Trio“. Mit den Clowns Paulo, Herr Klemmerle und Tiger können die Kulturgäste fröhlich in die Nacht starten. Wer den Bus um 20 Uhr nimmt, den erwartet das Duo Christian Lassen und Helmut Engelhardt. Duo heißt in dem Fall: Gitarre und Saxofon. Mit den beiden Musikern, die seit zehn Jahren in verschiedenen Formationen zusammenspielen, startet der Kulturbeflissene in eine eher swingende und klingende Nacht, die von Jazz, Bossa Nova, Blues und Funky geprägt ist. Um 20.45 Uhr fährt der Lange-Nacht-Bus zu einer neuen Runde an der Fruchthalle ab und hat die Schauspielerin Barbara Seeliger an Bord. Sie liest Geschichten vor vom Fahren und Reisen, von einer U-Bahn-Fahrt mit Petrus und lauten Telefonierern im Zug. Der Bus um 21.30 Uhr wird ins Wanken kommen, wenn der Musikverein Kaiserslautern einsteigt und zu traditionellen und modernen Kanons zum Mitsingen animiert. Um 22.15 Uhr startet die letzte Nacht-Fahrt, bei der Poetry-Slammer mit Worten um sich schmeißen. Angeführt wird die Dichter-und-Denker-Tour von Markus Becherer, der nicht nur aus Kaiserslautern stammt, sondern im vergangenen Jahr auch die Landesmeisterschaft gewonnen hat. Der Liedermacher Onkel Tom Geiger umrahmt die Worte mit Musik. Übrigens: Haltestellen sind die Friedrichstraße (Hilde-Mattauch-Platz), Waldschlösschen, Hauptbahnhof (Richard-Wagner-Straße), Apostelkirche, Kammgarn, Kreisverwaltung (Japanischer Garten), Benzinoring (mpk), SWR-Studio, Alte Stadtmauer (Theodor-Zink-Museum) und dann wieder Rathaus D (Fruchthalle). Alle Haltestellen sind Veranstaltungsorte. Wo anfangen, wo aufhören? Bei 50 Veranstaltungsorten nicht leicht. Jedenfalls: Die freie Kulturszene ist in diesem Jahr so üppig vertreten wie noch nie. Bekannte und unbekannte Namen sind dabei, aber alle haben’s drauf. Thomas Brenner gehört zu den bekannten. Der Fotograf, der sich momentan mit seinen Willkommensbildern für Flüchtlinge ins Zeug legt, eröffnet um 17.30 Uhr auf der Wiese zwischen Fruchthalle und Pfalztheater seine assoziative Fotoausstellung „Krieg und Frieden“. Die aktive Künstlerwerkgemeinschaft macht ab 19 Uhr „ein süßes Geheimnis“ aus ihrem Programm, das auch genau so heißt. Dabei ist das Roachhouse, das unter anderem zu einer Session mit Eugen de Ryck und der Free Flowing Sunday Band einlädt. Im WebEnd reisen Chrissi Steidel und Richard Heimler als Duo 7661 quer durch die Musikgeschichte. Literarisch-musikalisch geht es in der Buchhandlung Blaue Blume durch die Nacht. Die Architekturgalerie macht ihren Raum und die Rosenstraße zu einem „Überraschungsort mit kaleidoskopartig wechselnden Einstellungen“. Mit einem Open-Air lockt das Teehaus in der Steinstraße. Ab 17 Uhr spielen fünf Bands bis 23 Uhr. Kleiner Wermutstropfen: Die Lauterer Kabarettgruppe „Untiere“ hätten gerne mitgemacht bei der Langen Nacht der Kultur, sie sind aber nicht gefragt worden. Jetzt müssen sie leider draußen bleiben. (ita) Info Lange Nacht der Kultur, Samstag, 13. Juni. Ermäßigter Vorverkauf der Eintrittsarmbändchen in der Tourist-Information, im Japanischen Garten, dem Museum Pfalzgalerie, dem Pfalztheater und am WebEnd. Es gibt Erwachsene-, Studenten-, Late-Night-Tickets. Familientickets sind nur an der Abendkasse erhältlich.

x