Kaiserslautern KWG-Ausstellung lädt zum Rätselraten ein
Zur Erinnerung: Bei „o.T./o.N.“ (kurz für: „Ohne Titel, ohne Namen“) werden ausschließlich Papierarbeiten im Einheitsformat Din A4 ohne vorderseitige Angaben des Titels und Namens des Künstlers für den Einheitspreis von 140 Euro verkauft. Man erwirbt also sozusagen ein Lieblingsstück, ohne zu wissen, von wem es stammt – dies wird erst im Moment des Kaufs enthüllt: Künstlername und, gegebenenfalls, Werktitel stehen auf der Rückseite der Arbeiten.
Was sich bislang im Laden des Möbelhauses Fuchs abspielte, läuft nun im Kunstlager 22, dem ehemaligen Müllermarkt in der Eisenbahnstraße. Es ist ein Leerstand, der ebenfalls dank kunst-affiner Großzügigkeit der Unternehmerfamilie Fuchs und Erben von der KWG bespielt werden kam. Dort haben die drei mehrteiligen Stellwände, mit dicht an dicht angepinnten Arbeiten nun mehr Raum. Davon profitierte auch die erfreuliche Besucherresonanz der Vernissage.
Die Kunstinteressierten fanden sich vor einzelnen Kunstwerken wieder und tauschten sich aus, warum bestimmte Motive gefielen. Sie führten sich sozusagen mit Miniatur-Laudationen selbst ein in die ausgestellten Künste. Ganz im Sinne der Projektidee. Gilt es doch eigenständig zu entdecken, welche Mach- oder Lesart berührt, frei von jenen kunstmarktlichen Mechanismen, mit Namen, Titeln oder fremdbestimmten Trends die Wohnzimmer zu schmücken.
In der KWG-Einladung heißt es zum Anliegen kurz zusammengefasst: „Kommen – schauen – sich verlieben – kaufen – mitnehmen“. Ein Slogan, der verrät, dass die KWG von einem Publikum ausgeht, das weiß, was es will. Sich vor den Stellwänden umzusehen, heißt in diesem Jahr, 75 Künstlerinnen und Künstlern zunächst nur anonym in insgesamt 210 Papierarbeiten der Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Fotografie und Collage zu begegnen. Erst wenn ein Werk den Besitzer wechselt, klebt auf der Leerstelle die Notiz mit Name und Werktitel. Dann rücken Urheber und Urheberinnen in den Fokus des Interesses.
Am Vernissage-Abend offenbarte dieses „Lückenlesen“, dass gleich zum Auftakt Werke von Silvia Rudolf, Volker Tinti, Eva Henrich, Hamdy Reda, Christoph Justinger, Cholud Kassem und Bella Godkin erworben wurden.
Allerdings zeigte es ebenso, dass auffallend wenig gekauft wurde. Eine Beobachtung ganz allgemeiner Natur in diesen Zeiten, angeheizt durch die Inflation. Auch haben sich Stammkunden, mit Kleinoden der früheren „o.T./o.N.“-Aktionen bereits in den Vorjahren eingedeckt. Aber die Werke lassen sich schließlich noch eine Weile entdecken.
Die Ausstellung
Die KWG-Ausstellung „o.T./o.N.“ im Kunstlager 22, Eisenbahnstraße 25, ist noch bis zum 17. Dezember zu besichtigen, jeweils mittwochs und freitags von 16 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr.