Kaiserslautern Kuschelig, robust und manchmal golden

Robust und doch kuschelig: Dagmar Hoffers (rechts) zeigt Besuchern ihre Ostereier aus Filz.
Robust und doch kuschelig: Dagmar Hoffers (rechts) zeigt Besuchern ihre Ostereier aus Filz.

Eier als Models, die Westpfalz-Werkstätten in Siegelbach als Laufsteg! Eindeutig, am Wochenende war mal wieder Ostereiermarkt, und zwar bereits zum 24. Mal. Ungebrochen hoch war der Zulauf an Fans und Freunden der kunstvoll gestalteten Eier. Zufrieden zeigte sich nicht nur Gundi Klein, die Marktmeisterin aus Rodenbach. Auch die Aussteller waren ob der angenehmen Atmosphäre begeistert.

Kunst am Ei beruhigt, verteilt Glücksmomente und es vermittelt gute Gespräche. Anders kann man nicht zusammenfassen, was sich in den Westpfalz-Werkstätten in Siegelbach am Wochenende geboten hat. Menschen strömen durch die Eingangstür und beginnen zu lächeln. „Ei, ist das nicht schön?“ In der Tat, Ei ist schön. Da hängen sie, die ausgeblasenen Eier, tausendfach baumeln sie von der Decke, genau so wie die Natur sie geschaffen hat, einfach schön. An den Ständen zeigen sie sich wahrlich aufgebrezelt, einige tragen sogar aus Salzteig gearbeitete Urlaubsträume oder kleiden sich mit kleinen Perlen- oder Klöppelschnüren. Mal ist das Eier-Statement ein schlichtes Farbgewand aus Gold. Gut, Gold ist so schlicht nun nicht. Auch die mit Ölfarben marmorierten Eier sind alles andere als schlicht. Einige Eier kommen unterschalig daher, mussten der Schönheit wegen einen Teil ihrer Kalkhaut abgeben, tragen stattdessen nun Meeresmuscheln in sich, hippe Drahtgebilde oder sind mit edlem Tiffanyglas verlötet. Filigran zeigen sich die „Richelieu-Eier“ von Cornelia Schirmer aus Offenheim. Die Eier haben was von gehäkelten Spitzendecken. „Anfass-Eier“ hat sie auch dabei. Steht jedenfalls an einem dran. „Man muss so ein Ei doch mal in der Hand halten können, um das Wachs auch zu spüren“, erklärt Schirmer, was das mit dem „Anfass-Ei“ auf sich hat. Die Filzeier von Dagmar Hoffers aus Kusel erscheinen kuschelig und robust. Nicht robust, aber doch irgendwie stark und in sich fest, wirken die getuschten Eier von Marianne Strasser aus Rodenbach. Liegt wohl daran, dass die vielen feinen Rauten und Linien Stabilität vortäuschen. „Das ist alles berechnet“, erklärt Strasser einer Kundin, die nicht glauben kann was sie da sieht. Ist auch kaum zu glauben. Seit Jahrhunderten scheitern Mathematiker an einer Formel für diese genial geformten ovalen Objekte. Keiner der noch so hellen Köpfe hat sie je gefunden. Sicher, es gibt Annäherungen, aber jedes Ei ist anders, ist normalerweise ein optimal geplanter Schutzraum inklusive Futterdepot für ein individuell heranreifendes Wesen. Da gleicht keins dem anderen, da ist nichts mit einer oder eine Formel für alle! Also berechnet Marianne Strasser jedes einzelne Ei, bevor sie den Pinsel in Tusche taucht. Ein bisschen einfacher ist da sicher die Serviettentechnik der jungen Nachwuchs-Eierkünstlerin Melissa Strack aus Kaiserslautern. „Das ist wirklich nicht so schwer“, gibt das Mädel zu, gesteht aber doch, dass die Sache mit dem Ausblasen die Oma Anne Rose Strack, selbst eine Eier-Künstlerin aus Leidenschaft, erledigt. Was Gerhard Niggemann aus Philippsburg dem Glas antut, lässt die Besucher am Stand verharren. Der Glasbläser, der beim lockeren Drehen des heißen Glases nebenbei von Ausstellungen erzählt, die er in Weimar, Berlin oder Nürnberg besucht, hat einen kleinen Glasstab im Feuerkegel. Nach ein bisschen Ziehen, Drehen, und Drücken ist ein kleiner Glashase dazu bereit, zur Kundschaft zu hoppeln. Ohne Hase gibt es schließlich keine Ostereier. Den kleinen Markt in Siegelbach, dem kann der Glasbläser ganz viel Charme abgewinnen: „Ist schön hier!“ Das finden die heranströmenden Besucher auch.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x