Kaiserslautern In der zweiten Heimat

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IM GESPRÄCH: Zu seinen ersten Herausforderungen zählt eine Ausstellung zur Reformation – seit Oktober leitet Bernd Klesmann Stadtmuseum und -archiv. Der gebürtige Rheinländer taucht mit dem Wechsel nach Kaiserslautern nicht nur in die Stadthistorie ein, sondern auch in die eigene Geschichte.

„Ich kenne das Museum von früher und habe es jetzt neu kennen gelernt“, sagt Historiker Bernd Klesmann. Von früher heißt: von Besuchen bei den Lauterer Großeltern. Denn die familiären Wurzeln reichen in die Westpfalz zurück, 1970 sind seine Eltern von dort aus ins Rheinland gezogen. Die freuen sich nun, dass es einen ihrer Söhne wieder in die Pfalz gezogen hat. „Kaiserslautern war immer wie eine zweite Heimat für mich, die jetzt zur ersten wird“, so der 43-Jährige. Mit dem pfälzischen Dialekt hat er also keine Probleme, auch wenn er ihn nicht selbst spricht. Früher wie heute sind Theodor-Zink-Museum und Wadgasserhof für ihn: „ein besonderer Ort.“ Ihm gefällt, dass sich zum historischen Konzept auch ein Brückenschlag in die Moderne dazugesellt. Zum Beispiel mit Schauen wie der derzeit im Wadgasserhof, wo Spitzenhandwerk aus Rheinland-Pfalz gezeigt wird. Zugleich ist seine Wirkungsstätte ein vielseitiger Ort für Klesmann, gar ein kleines Kulturforum mit den verschiedensten Veranstaltungen, die bis zur beliebten Reihe „Theater im Museum“ reichen. Seine neue Arbeit bietet dabei viele Anknüpfungspunkte an seinen bisherigen Lebenslauf, findet Klesmann: „Die wissenschaftliche Arbeit ist ja auch Teil des Museums- und Archivgeschäftes.“ Vor Kaiserslautern war der habilitierte Historiker wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut für Neuere Geschichte der Kölner Universität. Unter anderem war er auch schon an der Uni Zürich, an der Berliner Humboldt-Universität und am Deutschen Historischen Institut in Paris. Nun also Lauterer Stadtmuseum und Stadtarchiv. Es sei interessant und sinnvoll, beides gleichzeitig zu betreuen, sagt Klesmann, der für 15 Mitarbeiter verantwortlich ist. Die Sammlungen seien Reichtum der Stadt, der noch stärker sichtbar gemacht werden müsse. Zum Beispiel, indem Schätze des Archivs wie historische Bilder und die Postkartensammlung ausgestellt werden. Das im Rathaus untergebrachte Archiv sei zwar durchaus gut besucht, aber es habe doch eine andere Qualität, wenn solche Exponate für alle aufbereitet würden. Auch die Schriftenreihen von Archiv und Museum will Klesmann weiter voranbringen. In der Steinstraße besteht eine Herausforderung darin, die Dauerausstellung unter die Lupe zu nehmen. Eine Idee ist, diese zu modernisieren und das 20. Jahrhundert neu darzustellen: „Vor allem aus der Nachkriegszeit könnte man mehr machen“, führt Klesmann aus, der neben Geschichte noch Romanistik und Germanistik studiert hat. Ein mögliches Thema dabei: die Präsenz der ausländischen Streitkräfte. Auch Neue Medien könnten stärker zum Einsatz kommen: „Mittelfristige Idee ist es, mit Apps zu arbeiten.“ Die etwa beim Rundgang weitere Infos zu Exponaten liefern könnten. Aber die Dauerausstellung mit ihrer Zeitreise durch die Jahrhunderte sei schon toll, findet Klesmann. Ein erster größerer Ausstellungshöhepunkt besteht für ihn im nächsten Jahr in der Schau zur regionalen Reformationsgeschichte. Eine Kooperation mit Zweibrücken und Ludwigshafen, wo sie ebenso zu sehen ist. In Kaiserslautern wird die Ausstellung im September eröffnet: „Bei uns stellen wir die Stadt mehr in den Mittelpunkt.“ Weiterhin fest in der Planung sind unter anderem schon eine Ausstellung zum Ende des Ersten Weltkriegs und dessen Folgen, die für Herbst 2018 avisiert ist, und eine Schau zur Geschichte der Technischen Universität im Jahr 2019. Die TU wird schließlich 50 Jahre alt. Eine weitere, aber noch nicht konkrete Idee: die Migrationsgeschichte in der Pfalz darzustellen.

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