Kaiserslautern Glaube, Friede, Hoffnung

Schnörkelloser Gesang: Angelika Milster.
Schnörkelloser Gesang: Angelika Milster.

Längst haben die Kirchenkonzerte der Sängerin Angelika Milster Kultstatus. Nicht zuletzt wegen der Kraft ihrer Stimme, die ihr Repertoire geistlicher und klassischer Lieder an solch spirituellem Ort mit meist grandioser Akustik unter die Haut gehen lässt. Am Samstagabend machte Milster auf ihrer „Hoffnung“-Tournee Station in der Apostelkirche. Eindrücke eines eineinhalbstündigen Hörerlebens.

Es ist nicht das erste Mal, dass die als „Ikone des Musicals“ bekannte Sängerin Angelika Milster in Kaiserslautern auftritt. Und so durfte dies ein Grund mehr gewesen sein, dass die Kirche bis auf wenige Emporenplätze komplett besetzt war. Einen entsprechenden Bekanntheitsgrad verriet das Publikum bereits mit dem Begrüßungsapplaus. Während Milster in schwarzem Mantel und blonder Hochsteckfrisur, verfolgt vom Lichtstrahl eines Profilscheinwerfers im ansonsten diffus dunklen Gotteshaus durch den Mittelgang zum Altar schritt, schien schon grenzenlose Euphorie in der Luft zu liegen. Und tatsächlich: Am Ende stehende Ovationen, Begeisterungs- und Zugabenrufe. Mit dazu beigetragen hat gewiss die Auswahl durchweg auf deutsch gesungener Lieder, mit denen das Duo Milster und ihr ebenso originell wie kongenial begleitender Konzertorganist Jürgen Grimm den Nerv der momentanen Vorweihnachtszeit tief und nachhaltig traf. Hat doch das Repertoire für diese winterlich-weihnachtliche Jahreszeit so mannigfaltige Musik parat, die trotz unterschiedlicher Stile emotional bewegt. Nicht zuletzt, weil sie inhaltlich Ausdruck eben dieser Zeit sind und die Texte die passenden Geschichten erzählen. Diesen Aspekt machte die Sängerin in der Apostelkirche einmal mehr unmissverständlich deutlich. Mit stimmlicher Wandelbarkeit von fast flüsternd leise bis voluminös laut unterstrich sie Wort für Wort mit teils pathetischen Gesten – ohne sentimental abzudriften. Ihr Gesang klingt schnörkellos und klar konturiert, stets inbrünstig fokussiert auf textliche Aussagen. Das gilt ebenso für Volkslieder wie „Guten Abend, gute Nacht“, für das machtvolle „Jerusalem“ oder für die Zugabe „Erinnerung“ aus dem Musical Cats, der sie einst berühmt machte. Eines haben alle Stücke gemein: In ihnen geht es um den Glauben an Gott, um Hoffnung zugunsten aller Menschen, um Frieden und um eine Art Harmonie, die Freiheit heißt. Beschränkte sich Milsters Programm anfangs ausschließlich auf das Hören von Melodien und Texten ohne Infozettel oder mündlichen Angaben von Titeln und Urhebern, so lockerte sie die Veranstaltung auf, indem sie mit Kindheitserinnerungen wie etwa an die Großeltern oder persönliche Begegnungen Folgelieder anmoderierte. Oftmals mit sympathisch-humorigem Augenzwinkern, so dass die Zuhörer mit spontanen Lachern reagierten. Die Mittsechzigerin, im Norden Deutschlands geboren und heute in der Schweiz Zuhause, begann schon als „Backfisch“ mit öffentlichen Auftritten und blickt heute auf eine rund 50-jährige Karriere als Sängerin, Schauspielerin, Musicaldarstellerin und Synchronsprecherin zurück. Seit 2002 gelingt ihr mit dem Konzept der Kirchenkonzerte ein Publikum zu verzaubern, das ein Verschmelzen von E- und U-Musik schätzt. Und wer weiß, wie inspirierend wiederum eine derart offene Zuhörerschaft auf Milsters ebenso virtuose wie inbrünstige Sangeskunst wirkt? Denn die Begegnung mit ihren Gästen in der Apostelkirche ließ keinen Zweifel aufkommen, dass sie ebenso einander als auch jenem facettenreichen Liedgut zugetan sind.

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