Kaiserslautern Gemeinsam die neue Heimat erkunden

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Seit April bietet die Volkshochschule (VHS) ein Projekt für geflüchtete Frauen an. Gemeinsam lernen die Teilnehmerinnen ihre neue Heimat und den deutschen Alltag kennen. Ziel ist es, den Frauen einen Zugang zur Öffentlichkeit zu zeigen.

Als sie mit der Planung des Projekts begann, wusste Susanne Zens vor allem, was es nicht werden sollte: ein reiner Sprachkurs. Stattdessen setzte die VHS-Fachbereichsleiterin auf ein Konzept, das möglichst viele Facetten des Lebens in Deutschland zeigen sollte – vom gemeinsamen Frühstück mit Kaffee und Brötchen über eine Tour durch das deutsche Schulsystem, die medizinische Versorgung und die unterschiedlichen Weiterbildungsmöglichkeiten. „Geflüchtete Frauen haben andere Probleme als geflüchtete Männer“, schildert Zens, warum dieses Projekt von anderen Kursen abweicht. Während geflüchtete Männer rasch über Vereine einen Anschluss an die Öffentlichkeit finden könnten, sei das für geflüchtete Frauen meist schwieriger. Etwa, weil es in ihren Heimatländern üblich sei, dass Frauen zu Hause blieben, nennt Zens einen Grund. Hinzu kommen ganz praktische Probleme wie die Kinderbetreuung. Eine Mutter mit fünf Kindern, die an einem Kurs teilnehmen wolle, stehe schnell vor einem großen organisatorischen Aufwand, berichtet Zens. Die Konsequenz: Die VHS hat bei Bedarf eine Kinderbetreuung angeboten. Zwischen zehn und 14 Frauen, die meisten von ihnen aus Syrien, nutzen seither die Möglichkeit, niederschwellig Kaiserslautern kennen zu lernen. Die Kursleitung liegt bei Khadija Kouiss, die vor 20 Jahren mit ihrem Mann von Marokko nach Kaiserslautern eingewandert ist, und bereits Erfahrungen als ehrenamtliche Helferin gesammelt hat. Das Projekt mit dem etwas sperrigen Titel „Geflüchtete Frauen und Kinder erkunden ihre Stadt und lernen beispielsweise durch gemeinsames Kochen, Einkaufen, Besuche deutsche Alltagsgewohnheiten kennen“ ist eine Kooperation der VHS mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Kaiserslautern, die das Projekt finanziell gefördert hat, wie Zens schildert. Seit April haben die Frauen einiges zusammen erlebt: Sie waren einkaufen, haben gemeinsam gekocht, haben Museen, Kinderfeste und die Gartenschau besucht, waren in der Gartenschau, bei einer Hebamme, haben die öffentlichen Verkehrsmittel kennen gelernt und Kontakt zu anderen Einrichtungen geknüpft, die ebenfalls Kurse für Flüchtlinge anbieten. Am Weltflüchtlingstag haben die Frauen nicht nur für die 130 Gäste gekocht, sondern auch an der Podiumsdiskussion teilgenommen, zählt Zens auf. Nach und nach seien so Kontakte zwischen den geflüchteten Frauen entstanden, die sich mittlerweile auch privat verabreden, erzählt Kouiss und bestätigt damit Zens, dass das Kurs-Ziel aufgegangen ist. „Die Frauen sollen sich selbstständig hier zurecht finden können“, sagt Zens. Sie setzt darauf, dass die Frauen ihr neu erworbenes Wissen teilen und so als Multiplikatorinnen wirken. Dazu gehöre es auch, die deutsche Sprache zu lernen. Dabei helfen soll die VHS-Sprachenlern-App (ich-will-deutsch-lernen.de), die die Frauen kostenlos herunterladen können, berichtet Dozentin Monika Maesel. Die Frage, ob das Projekt, das die Gleichstellungsstelle der Stadt fördert, wiederholt werde, kann Zens derzeit noch nicht beantworten. Schule machen könnte es trotzdem: Sie werde immer wieder von außerhalb auf das Konzept angesprochen, berichtet Zens. Heute stellt sie es bei einer Tagung des VHS-Landesverbandes vor. Die Frauen selbst finden den Kurs sehr gut, wie Kouiss erzählt. Zwei von ihnen wollen ab Herbst selbst VHS Kochkurse anbieten. |jtt

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