Kaiserslautern Gekürzt genießen

Mit einer stimmungsvollen und originellen Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Jugendwerk „La finta giardiniera“, oft als „Die Gärtnerin aus Liebe“ übersetzt, hat das Saarländische Staatstheater am Samstagabend seine letzte Produktion vor der Sommerpause vorgestellt.

Das fast vierstündige Werk bewegt sich stilistisch zwischen komischer Buffa und ernster Opera seria. Rossini klingt an, aber auch die Tonsprache späterer Meisterwerke wie „Figaros Hochzeit“ und „Don Giovanni“. Das Saarbrücker Team um Regisseur Tom Ryser, Dirigent Ulrich Cornelius Maier und Dramaturgin Brigitte Heusinger hat deutlich gekürzt. „Wir haben uns gefragt: Welche Arien wollen wir hören und nicht, was wollen wir streichen“, fasste Brigitte Heusinger die Intentionen des Teams in Worte. Entstanden ist eine stringente, atmosphärisch verdichtete Fassung, die etwas über zwei Stunden dauert und in den gesprochenen Dialogen auch Bezüge zur heimischen Mundart nimmt. Regisseur Tom Ryser arbeitete die Personenkonstellationen und ihre Konflikte in diesem komplexen Verwirrspiel um drei Liebespaare konsequent heraus; in klarer, psychologisch stimmiger Personenführung gelang es ihm, sowohl komische als auch ernste Szenen und Arien glaubwürdig wirken zu lassen und die etwas unübersichtliche Handlung nachvollziehbar und überzeugend auf die Bühne zu bringen. Dort befand sich auch das Orchester, eine Reminiszenz an die Aufführungspraxis zu Mozarts Zeiten, die der Saarbrücker Fassung ein authentisches Flair verlieh. Ein Schattenspiel vor dem Einsatz des Orchesters zeigte die Vorgeschichte: Graf Belfiore (Algirdas Drevinskas) stach aus Eifersucht seine Geliebte, die Marchesa Violante Onesti (Elizabeth Wiles), nieder, die bereits ihr Hochzeitskleid trug. Unter den Entsetzensschreien der Brautjungfern, gespielt vom Kinderchor des Saarländischen Staatstheaters, setzte das Orchester mit der eigentlichen Handlung ein. Die Einfügung eines Kinderchors war die zweite Innovation der Saarbrücker Bearbeitung, die sich jedoch nahtlos in das Werk integrierte und sogar zu einer größeren Authentizität beitrug. In einer stilisierten Gartenkulisse von Bühnenbildner Stefan Rieckhoff agierten die Darsteller neben dem Orchester, das Ulrich Cornelius Maier in schlanken, transparenten Klängen führte und so den kammermusikalisch intimen Charakter der Partitur unterstrich. Für Raumklangwirkungen und Wechsel der Szenerie sorgte der genau überlegte Einsatz der Drehbühne. Elizabeth Wiles sang und spielte die als Gärtnerin Sandrina verkleidete Marchesa Violante in einer nuancenreichen Darstellung, die die logischen Brüche in der Charakterisierung ihrer Figur vergessen ließ. Sie hat sich bei dem Podestà (Rupprecht Braun) einstellen lassen, um die Hochzeit des Grafen Belfiore, den sie immer noch liebt, mit seiner Nichte Arminda (Teresa Andrasi) zu verhindern. Ihr warm timbrierter lyrischer Sopran beherrschte die koketten Töne der Buffa-Arien virtuos, verlieh aber auch den ernsten Stimmungsbildern der Arien im Stil der Opera seria Innigkeit und Gefühlstiefe. Auch Algirdas Drevinskas überspielte mit seinem schlank und dezent geführten lyrischen Tenor, der aber auch zu dramatischer Fülle aufblühen konnte, die Unstimmigkeiten in der Charakterzeichnung des Grafen Belfiore, die auch die Saarbrücker Fassung nicht ganz eliminieren konnte. Tereza Andrasis Arminda war eine kokette junge Dame im elegant-provokanten roten Kostüm mit Hut, die gerne Gräfin werden möchte und deshalb die Annäherungsversuche des jungen Edelmannes Ramiro (Judith Braun) zunächst schnippisch zurückwies, Starallüren und Zickigkeit inbegriffen, die sie mit gelegentlich grell auftrumpfender Stimme unterstrich. Judith Braun meisterte ihre Hosenrolle stimmlich wie darstellerisch durchweg überzeugend, ihr warmer, klangschöner Mezzosopran berührte. Den Wechsel des unglücklich Liebenden zu der klaren Position Ramiros, als er mit Arminda reinen Tisch macht, gestaltete sie stilsicher und bruchlos. Auch das „niedere“ Paar Nando (Stefan Röttig) und Serpetta (Herdis Anna Jónasdóttir) fand schließlich zusammen. Nur Rupprecht Braun als flirtfreudiger Podestà bekam keine Braut ab. Doch einzelne Stars gab es an diesem Abend nicht. Der Star war das wundervoll harmonierende Ensemble. .

x