Kaiserslautern Für ein friedliches Miteinander

Juden, Christen, Muslime und Bahá’i beteten am Sonntagabend im Gemeindehaus der Apostelkirche gemeinsam für den Frieden. Zum vierten Mal hatte das Forum Interreligiöser Dialog zum Friedensgebet eingeladen. Das Gebet fand im Rahmen der Interkulturellen Woche unter dem Motto „Gemeinsamkeiten finden, Unterschiede feiern“ statt.

Auffallend viele Kaiserslauterer, unter ihnen Oberbürgermeister Klaus Weichel, Vertreter der Stadtratsfraktionen und Mitglieder der beteiligten Religionsgemeinschaften, folgten der Einladung des Forums Interreligiöser Dialog, beteten und sangen für das, was die Welt zurzeit so dringend braucht: ein friedliches Miteinander der Völker und Religionen. Daniel Nemirovsky von der Jüdischen Kultusgemeinde Kaiserslautern, der die Veranstaltung moderierte, verwies auf aktuelle Krisenherde im Nahen Osten, in Afrika und auf Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaften. Wenn verschiedene Religionen in Kaiserslautern ein gutes Verhältnis miteinander pflegten und gemeinsam für den Frieden beteten, habe die Stadt daran großen Anteil, sagte Nemirovsky. Von Kaiserslautern gehe eine außergewöhnliche Botschaft aus, konstatierte Bürgermeisterin Susanne Wimmer-Leonhardt. Sie erinnerte an die Ausstellung in der Stadtmission, die den Schrecken und die Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg vor Ort aufzeige, und verurteilte Kriegshandlungen sowie das mörderische Handwerk von Terroristen. Larissa Janzewitsch vom Vorstand der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz berief sich auf den Talmud, eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. „Du sollst nicht töten“, heiße es darin. Jeder Mensch sei das Ebenbild Gottes. Um den Weltfrieden zu erreichen, sei es notwendig, das eigene Leben an den göttlichen Geboten auszurichten. Ein Krieg sei im besten Fall notwendig, um größere Katastrophen zu verhindern, so Janzewitsch. Pfarrer Andreas Keller und Pfarreiratsvorsitzender Gertrud Schindler von St. Martin verwiesen auf eine Stelle aus dem Buch Levitikus, dessen Inhalt auf einem Transparent an der Martinskirche zu lesen ist: „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr, euer Gott.“ Nur wer Gottes heilsame Liebe im eigenen Leben entdecke, vermöge dankbar zu sein. „Wahre Menschlichkeit entfaltet sich aus der Dankbarkeit für Gottes Wirken“, sagte Keller. Dekanin Dorothee Wüst erinnerte an den Freitod eines Asylbewerbers in Kaiserslautern. Krieg, Armut und Religionen trügen zum Unfrieden bei, wo Menschen nicht leben können wie sie wollten. „Das ist ein unerträglicher Zustand“, verurteilte Wüst unmenschliche Zustände. „Er war mein Bruder, ein Kind Gottes. Gleich wie er zu Gott gebetet hat“, nahm die Dekanin Partei für den Verstorbenen. Zakaria von der Islamischen Gemeinde Kaiserslautern trug die 14. Sure aus dem Koran vor. Als Sprecher des Forums dankte Hischam Bassiouni vom Islamischen Zentrum der Stadt Kaiserslautern für die Offenheit und die gute Atmosphäre, in der 2009 die Vereinbarung „Religionen gegen Gewalt“ geschaffen wurde. Als eine der drei monotheistischen Religionen erkenne der Islam Gott, für den das arabische Wort „Allah“ stehe, als gemeinsamen Vater an. Die Gebote Gottes hätten auch für Muslime Gültigkeit. „Multikulti ist Realität und gottgewollt.“ Dem Kampf gegen Ungläubige erteile der Koran eine klare Absage, erläuterte Bassiouni Grundsätze aus dem Koran. Angesichts weltweiter Krisen dürfe der Weltfrieden nicht mehr lange auf sich warten lassen, so Günter Sprengart von der Bahá’i-Gemeinde. Er berief sich auf die Lehren des Religionsstifters Bahá’u’lláhs, die die Einheit Gottes, die Einheit der Religionen und die Einheit der Menschheit zum Gegenstand haben. Alle Religionen hätten nur ein Ziel: eine weltweite Aussöhnung. Für die Einheit der Menschen sei die Liebe Voraussetzung, so Günter Sprengart. Musikalisch trugen Igor Tabatschnik (Saxophon), Dorothee Wüst und Lilian Sprengart (Klavier) Beiträge aus Judentum, Christentum und Bahá’i vor. (jsw)

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