Kaiserslautern Ein Drama in fünf Akten

Als der Vorhang fiel und die Tragödie ihr Ende gefunden hatte, flossen bei den Spielerinnen die Tränen. Mit 2:3 verloren die Volleyball-Damen des SV Steinwenden ihr letztes Saisonspiel beim TV Waldgirmes. Das Team steigt so nach nur einer Spielzeit wieder aus der Regionalliga ab. Es war ein Drama in fünf Akten.

Der Aufbau des klassischen Dramas wird in der Regel mit der Form einer Pyramide veranschaulicht. Zwei Akte lang wird Spannung aufgebaut, im dritten erreicht das Stück seinen Höhepunkt und in den folgenden Abschnitten nimmt es dann seinen Lauf. Es darf bezweifelt werden, dass sich am Sonntag irgendjemand beim SV Steinwenden an die Schulzeit oder gar jene Dramentheorie von Gustav Freytag erinnert fühlte. Das letzte Saisonspiel der SVS-Mädels zeigte jedoch einige Parallelen dazu auf.

Denn im alles entscheidenden Duell um den Klassenerhalt sah es anfangs richtig gut aus für den SV Steinwenden. Mit 2:0 (25:20; 25:21) führten die Gäste, der Klassenerhalt war greifbar. „Wir haben gut begonnen“, so SVS-Coach Marco Borg.

Doch im dritten Satz, dort, wo auch im Theater stets die Dramaturgie eine Wendung vorgesehen hat, kippte die Partie. „Das Spiel ist uns einfach entglitten“, klagte Borg. „Wir haben es uns aus der Hand nehmen lassen.“

Der SVS-Coach wollte diesmal jedoch nicht nur sein Team für den plötzlichen Absturz verantwortlich machen. Ohne wie ein schlechter Verlierer klingen zu wollen, kritisierte Borg das Schiedsgericht und vor allem die Fans der Gastgeber. Diese hätten sich ab dem dritten Durchgang darauf verlegt, bei jedem Zuspiel von Steinwendens Sabine Gabriel einen technischen Fehler zu fordern. „Das ist kein Sport mehr. Das hat mit Anstand nichts zu tun“, kritisierte Borg. Und es steigerte zudem die Nervosität seiner Mannschaft immer weiter. Satz drei ging mit 18:25 verloren, der vierte trotz zwischenzeitlicher Führung mit 22:25 – wie auch der finale fünfte Satz (12:15). „Es hat jemand gefehlt, der in solchen Situationen die Ruhe bewahrt“, analysierte Borg.

Weil zeitgleich mit Steinwendens bitterer Niederlage der direkte Konkurrent aus Freisen beim Meister TV Jahn Kassel sensationell mit 3:1 triumphierte, rutschten die SVS-Damen ausgerechnet am letzten Spieltag wieder auf einen Abstiegsplatz ab.

Die Enttäuschung ist groß, weil die Vorstellungen in der Regionalliga nun erst einmal wieder ein Ende haben. „Es war von Anfang an eine harte Saison und genauso hart hat sie jetzt auch geendet“, sagte Borg. Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen. Spannend, teilweise begeisternd, jedoch ohne Happy End. Wie in einer klassischen Tragödie eben.

Ebenfalls kein schönes Ende erlebten die Volleyballer des TPSV Enkenbach, die in ihrer letzten Saisonpartie beim Vizemeister VSC Guldental mit 0:3 verloren. Spielertrainer Michael Seidler zeigte sich enttäuscht von der schwachen Oberliga-Abschiedsvorstellung seiner Mannschaft. „Es hat sich angefühlt, als hätten wir die Saison schon abgeschlossen.“ Nicht ganz unverständlich, denn der Abstieg ist bereits seit zwei Wochen besiegelt. Zudem hatte der Heimsieg am vergangenen Wochenende gegen Bliesen die Enkenbacher versöhnlich gestimmt.

Dennoch war Seidler nach der deutlichen Niederlage in Guldental merklich unzufrieden. „Dass wir nicht alle drei Sätze 8:25 verloren haben, war schon eine Überraschung“, erklärte er. Der TPSV-Coach spielte damit auf den besonders deutlichen dritten Durchgang an, in dem die Enkenbacher die höchste Satzniederlage der gesamten Saison kassierten.

Weil auch die anderen beiden Durchgänge nur unwesentlich besser verliefen (16:25, 21:25), verloren die TPSV-Herren letztlich glatt mit 0:3. Schon das Aufwärmen sei „reinstes Chaos“ gewesen, betonte Seidler und auch im Spiel blieb die hohe Eigenfehlerquote das Hauptmanko auf Enkenbacher Seite. „Wir hatten unheimlich viele Leichtsinnsfehler, Abstimmungsprobleme und Ungenauigkeiten in unserem Spiel“, sagte Seidler. „Außerdem waren wir nicht gewillt, uns zu wehren.“ Und auch wenn die Partie aus sportlicher Sicht letztlich natürlich bedeutungslos war, wählte er noch ein paar mahnende Worte: „Mit solch einer Leistung werden wir auch in der Liga darunter kein einziges Spiel gewinnen.“

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